Die Coronavirus-Pandemie hat weitreichende Folgen für Menschen und Unternehmen auf der ganzen Welt. Besonders betroffen sind unter anderem Großveranstaltungen, die nicht nur in Deutschland bis auf Weiteres ausnahmslos verboten sind. „Wir brauchen einschneidende Maßnahmen, um das Infektionsgeschehen zu verlangsamen. Das sind Maßnahmen, die es so in unserem Land noch nicht gegeben hat, aber sie sind im Augenblick notwendig“, erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel Mitte März auf einer Pressekonferenz.
Auch die beiden branchenrelevanten Messen, die Metav in Düsseldorf und die Grindtec in Augsburg, können nicht wie geplant stattfinden. Die Metav 2020 wird ins das kommende Jahr verschoben und findet vom 23. bis 26. März 2021 statt. „Wir freuen uns sehr, dass es so schnell gelungen ist, gemeinsam mit unserem Partner, der Messe Düsseldorf, einen neuen Termin festzulegen“, sagt Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer beim Veranstalter VDW. Nachdem das Branchen-Event, das ursprünglich vom 10. bis 13 März dieses Jahres hätte stattfinden sollen, verschoben werden musste, war es für die Veranstalter umso wichtiger, schnell einen Ersatztermin zu finden, damit die Aussteller Planungssicherheit haben. „Das war nicht ganz so einfach, weil der komplette Messekalender aufgrund der vielen Messeabsagen und -verschiebungen neu sortiert werden muss“, so Schäfer.
Die Grindtec soll im Gegensatz dazu noch in diesem Jahr stattfinden. Der Messeveranstalter AFAG Messen und Ausstellungen hat beschlossen, die Grindtec 2020 auf den 10. bis 13. November zu verschieben. Henning und Thilo Könicke, Geschäftsführer des Messeveranstalters: „Wir sind froh, dass wir unseren Partnern, Ausstellern und Besuchern kurzfristig einen neuen Termin für die Grindtec 2020 mitteilen können und ihnen dadurch bereits jetzt Planungssicherheit geben können.“
Große Gefahr für die deutsche Messewirtschaft
Durch die Verschiebungen und Absagen entstehen den Veranstaltern, Messebauern und anderen Dienstleistern erhebliche wirtschaftliche Einbußen. Viele andere Wirtschaftszweige sind ebenfalls stark betroffen. Dazu zählen vor allem die Hotellerie und Gastronomie, das Transportgewerbe sowie zahlreiche Lieferanten und Handwerker vor Ort. Für die jeweilige Stadt oder Region entstehen auch direkte wirtschaftliche Konsequenzen, da aufgrund der Umsatzeinbußen Steuereinnahmen wegfallen.
Das Institut der Deutschen Messewirtschaft im AUMA, Verband der deutschen Messewirtschaft, hat die Effekte auf Deutschland hochgerechnet (Grundlage: ifo-Berechnungen zur gesamtwirtschaftlichen Bedeutung deutscher Messen, 2018). Demnach sind allein durch die bis Anfang März bekanntgegebenen Absagen bzw. Verschiebungen Einbußen für die Gesamtwirtschaft in Höhe von fast drei Milliarden Euro zu erwarten. Mehr als 24 000 Arbeitsplätze sind davon betroffen und dem Fiskus gehen über 470 Mio. Euro Steuereinnahmen verloren. Die entgangenen Umsätze der ausstellenden Unternehmen sind in dieser Berechnung nicht enthalten und liegen laut AUMA um ein Vielfaches höher als die genannten Summen.
„Fast alle Messeplanungen für die nächsten Monate werden gerade Makulatur. Veranstalter, Aussteller, Besucher und Dienstleister verlieren jede Planungssicherheit“, erklärt Philipp Harting, Vorstandsvorsitzender des AUMA und der Harting-Technologiegruppe. „Der Beitrag der Messewirtschaft von jährlich über 28 Milliarden Euro zur gesamten Wirtschaftsleistung könnte um rund 10 % sinken. Es muss sichergestellt werden, dass die Wirtschaft, gerade kleine und mittelständische Unternehmen, auch in Zukunft das hocheffiziente Instrument Messe nutzen kann und der Branche auch künftig starke Dienstleister zur Verfügung stehen. Das wird ohne staatliche Unterstützung kaum zu realisieren sein, trotz hoher Anstrengungen der Branche selbst.“
Maßnahmen der Bundesregierung helfen
Das Bundesfinanz- und das Wirtschaftsministerium haben sich angesichts der weiteren Verbreitung des Coronavirus auf ein Maßnahmenpaket verständigt, das Arbeitsplätze schützen und Unternehmen unterstützen soll. Das wird auch der deutschen Messewirtschaft zugutekommen – den Veranstaltern, Messedienstleistern und Ausstellern, die von den zahlreichen und notwendigen Messeabsagen oder -verschiebungen betroffen sind. Möglichst kein Unternehmen soll laut Bundesregierung durch das Virus in Existenznot geraten und möglichst kein Arbeitsplatz verloren gehen. Im Einzelnen geht es um die Ausweitung des Kurzarbeitsgeldes, Liquiditätshilfe für Unternehmen – beispielsweise durch Stundung von Steuerzahlungen, und die Lockerung der Bedingungen für KfW-Kredite. Das Volumen dieser Maßnahmen soll nicht begrenzt sein.
„Die Bundesregierung setzt damit ein starkes Zeichen für die deutsche Wirtschaft und den international führenden Messestandort Deutschland“, begrüßt Jörn Holtmeier, Geschäftsführer des AUMA, die Entscheidung. „Das Maßnahmenpaket wird den Akteuren der Messewirtschaft helfen, die aktuelle Situation zu überbrücken. Abhängig von der weiteren Entwicklung müssen wir aber darauf achten, ob weitere Maßnahmen der Bundesregierung erforderlich sein werden.“
Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V. (AUMA)
www.auma.de
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