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Maschinenbau: Zeit für strategische Entscheidungen

Umfrage bei AMB-Ausstellern: Neue Projekte in Maschinen- und Sonderwerkzeugbau
Maschinenbau: Zeit für strategische Entscheidungen

Maschinenbau: Zeit für strategische Entscheidungen
Fachmessen wie die AMB – 15. bis 19. September 2020 – bieten die optimale Plattform, um sich gerade in konjunkturell schwächeren Zeiten, für die Zukunft gut aufzustellen. Bild Messe Stuttgart
Erstmals seit über drei Jahren sprechen die Analysten von PWC von einem negativen Wachstum für die Maschinenbauer. Ein Blick in die Branchendaten des VDMA scheint diese Aussagen zu unterstützen: Der Verband senkte seine Prognose für 2019. Wie es um die Auftragslage in Metallverarbeitung und Maschinenbau bestellt ist, zeigt eine Umfrage unter Ausstellern der AMB, die vom 15. bis 19. September 2020 in Stuttgart stattfindet.

„Aufgrund der aktuellen Auftragslage und der niedrigen realen Produktion rechnen wir für 2019 mit einem realen Minus der Produktion von 2 %“, so VDMA-Präsident Carl Martin Welcker. Das deutet auf schwierigere Rahmenbedingungen auch für die Zerspaner-Messe AMB im kommenden Jahr hin. 18 % der AMB-Besucher 2018 sind in der Automobilindustrie und dem Fahrzeugbau tätig – einer Branche, die aktuell vor zusätzlichen großen Herausforderungen steht.

Markus Heseding, Geschäftsführer des Fachverbandes Präzisionswerkzeuge im VDMA, beziffert den aktuellen Marktanteil von Hybrid- und Elektrofahrzeugen in Deutschland auf etwas mehr als 1 %. Weil die Politik emissionsfreie Fahrzeuge fordert, investiere die Automobilindustrie vor allem in die Elektrifizierung des Antriebsstrangs. „Fahrzeuge mit Verbrenner werden aber auch in Zukunft eine wichtige Rolle für die Mobilität spielen“, ist Heseding überzeugt.

Die Zahl der weltweit produzierten Fahrzeuge werde von derzeit 93 Millionen auf 120 Millionen im Jahr 2030 steigen. Bei gleichbleibendem Niveau für Verbrenner und steigendem Anteil an E-Autos. Erst danach könnte die Anzahl an Verbrennungsmotoren und damit verbunden die Nachfrage nach zerspanbaren Bauteilen im Auto abnehmen. Die wirtschaftliche Herstellung CO2-neutraler E-Fuels kann hier ein „Game-changer“ werden. „Deshalb wünschen wir uns eine technologieoffene Förderpolitik“, so Heseding.

Mapal: E-Mobilität bietet auch Chancen

Die derzeitigen Herausforderungen als Werkzeughersteller liegen aus Sicht von Dr. Jochen Kress, Geschäftsführender Gesellschafter der Mapal Gruppe, darin, dem stetigen Wandel in Technik und Gesellschaft zu folgen oder besser noch ihn anzuführen. Als ein Beispiel nennt auch er die Elektromobilität. Viele Werkzeuge der Aalener bearbeiten Komponenten im Antriebsstrang von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor.

„In einer Entwicklung von Verbrenner zu Elektroantrieb sehen wir nicht in erster Linie Risiken, sondern neue Möglichkeiten“ so Kress. „Die Elektromotorengehäuse erfordern sehr komplexe und anspruchsvolle Werkzeuge. Aufgrund der hohen Drehzahlen eines Elektromotors werden höchste Ansprüche an die Präzision der zerspanenden Bearbeitung gestellt. „Nehmen Sie nur die Hauptbohrung für den Rotor. Sie muss auf wenige Mikrometer genau bearbeitet werden. Mapal hat Werkzeuglösungen entwickelt, um diese Feinbearbeitung wirtschaftlich umzusetzen und den Anforderungen an Genauigkeit und Taktzeit gerecht zu werden.“ Denn als Sonderwerkzeughersteller bringe Mapal seine Kompetenz in diese Präzisionsbearbeitung mit ein.

In Phasen, in denen die Auslastung sinkt und Ersatz- oder Neuinvestitionen erst einmal geschoben werden, ist es besonders wichtig, sich im weltweiten Markt absetzen zu können. „Uns nutzt auch die schönste Hochkonjunktur wenig, wenn wir uns mit unseren Produkten nicht differenzieren können“, sagt Kress. „ So haben zum Beispiel Industrie- und Produktdesign bislang in der Entwicklung unserer Spannfutter eine eher untergeordnete Rolle gespielt. Im Fokus stand hauptsächlich die prozesssichere Funktion. In der Vergangenheit haben unsere Entwickler nach und nach ein breit angelegtes Portfolio aufgebaut, das im Erscheinungsbild jedoch nicht einheitlich war. Das wollten wir ändern und haben uns Experten für Industriedesign ins Boot geholt. Die ersten Designstudien liegen vor und ich bin zuversichtlich, dass wir bis zur AMB im kommenden Jahr eine neue Palette vorstellen werden.“ Mit dem neuen Look der Spannfutter sollten nicht nur die Optik und Wiedererkennung gesteigert werden, sondern auch ökonomische und ökologische Ziele erreicht werden. So soll beispielsweise die polierte Oberfläche dafür sorgen, dass die Spannfutter korrosionsbeständiger sind als bisher.

Mazak: Hybridmaschinen ergänzen das Produktportfolio

Innovation lautet die Antwort auf einen möglichen Absatzrückgang, bei Mazak in Göppingen. „Wir gehen in jedes Gespräch positiv und schauen, wie wir unseren Kunden mit unserem Portfolio helfen können. Aufgrund unserer breiten Aufstellung haben wir einen recht guten Überblick über die unterschiedlichen Branchen. Den stärksten Rückgang beobachten wir derzeit in der Automobilindustrie“, ordnet der Geschäftsführer der Mazak D-A-CH Region, Martin Engels, die derzeitige Lage ein. Ein gewisser Kostendruck gerade aus dieser Branche ist für viele Maschinenbauer ein dauerhafter Zustand.

Als eine Antwort hat Mazak jetzt beispielsweise eine neue 5-Achs-Maschine entwickelt. „Aus unserer Sicht ist es unabhängig von der Konjunkturlage wichtig, mit neuen technischen Lösungen für eine höhere Produktivität unserer Kunden zu sorgen. Da tut sich viel im Hochtechnologie-Bereich, auch bei den Hybrid-Maschinen. Auch in unseren neuen Maschinenmodellen werden alle Prozesse, von der spanabhebenden Bearbeitung bis hin zur additiven 3D-Fertigung, in nur einer Maschine untergebracht und reduzieren so effektiv die Durchlaufzeiten. Für Kunden, die eine Phase der nicht vollen Auslastung für notwendige oder vorgezogenen Reparaturen oder Modifikationen nutzen möchten, bietet sich solch eine Maschine besonders an.“

Wie wichtig unabhängig von der konjunkturellen Lage vor allem auch der europäische Markt ist, bestätigt Engels: „Mazak ist auf jedem Kontinent gut aufgestellt und jüngst haben wir uns noch einmal in Europa verstärkt und eine neue Niederlassung in Österreich eröffnet.“ Diese Investition soll vor allem den Direktvertrieb in der Alpenrepublik stärken.

Mit Blick auf das kommende Jahr unterstreicht Engels die Bedeutung des Messestandorts Stuttgart: „Eine Messe wie die AMB bietet für uns neben der Plattform neue Innovationen vorzustellen auch immer eine gute Gelegenheit das regionale Netzwerk zu stärken. So wird mit Sicherheit im nächsten Jahr wieder unser komplettes deutsches Engineering mit Kunden auf der Messe ganz spezifische Automationslösungen besprechen. Diese Kundenorientierung ist für uns auch aus strategischer Sicht die Zukunft. Von daher gehe ich davon aus, dass bis zur AMB 2020 auch unser Engineering-Team noch einmal gewachsen sein wird. Das steht ganz oben auf unserer Agenda.“

Steinmeyer: Wertschöpfungstiefe sichert Auftragsbestand

Wie in jedem anderen Industrieunternehmen ist es auch bei August Steinmeyer der Vertrieb, der konjunkturelle Dellen zuerst zu spüren bekommt. Das Unternehmen fertigt Antriebstechnik-Komponenten für unterschiedliche Branchen wie den Werkzeugmaschinenbau, die Robotik, die Medizintechnik oder die Halbleiterindustrie. Diese breite Aufstellung ist einer der Gründe, dass die Unternehmensleitung und der Vertrieb die derzeitige wirtschaftliche Situation als gut einschätzen. Zwar sei die Auftragslage in der Sparte Maschinenbau derzeit eher schwächer, doch Luft- und Raumfahrttechnik sowie Medizintechnik liefen gut bis sehr gut, gibt Vertriebsleiter Jens-Uwe Gühring einen Einblick in die Auftragsbücher.

„Unser Unternehmen produziert hochpräzise Kugelgewindetriebe, da spielen Faktoren wie Materialien, Fertigungsverfahren und Montage sowie Mess- und Prüfeinrichtungen eine entscheidende Rolle“, ergänzt Geschäftsführer Dr.-Ing. Manfred Münch. „Doch auch Ausbildungsstand und Qualifikation der Fachkräfte beeinflussen maßgeblich die Qualität unserer Produkte. Das Unternehmen investiert derzeit in eine neue Werksstruktur und baut die Produktion in eine Fließfertigung um. „Wir investieren in neueste Fertigungstechnologien und in die Weiterbildung unserer Fachkräfte. Dies sichert maximale Prozessstabilität, Produktqualität sowie eine hohe Flexibilität. Unsere Kunden profitierten von kürzeren Lieferzeiten, maximaler Flexibilität und höherer Qualität.“

Maßnahmen, die sich auch in der Wahrnehmung nach außen auszahlen: Für die Standortsicherheit in Deutschland wurde der AMB-Aussteller mit 172 weiteren Unternehmen von der Zeitschrift „Stern“ ausgezeichnet. Die Ehrung ist das Ergebnis einer vom „Stern“, dem Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut und dem Institut für Management und Wirtschaftsforschung durchgeführten Studie zu den Produktionsstandorten deutscher Unternehmen.

„Uns ist es wichtig, unseren Kunden eine bestmögliche Beratung mit kurzen Lieferzeiten zu bieten. Mit dem Umbau unserer Firma können wir dem Kunden vereinfachtes Customizing und Abläufe mit kurzen Durchlaufzeiten anbieten. Wir können individuelle Lösungen noch besser und schneller umsetzen und somit unsere Kundenbeziehungen vertiefen“, gibt Jens-Uwe Gühring die Sichtweise des Vertriebs wieder.

Siemens: Zukunftssicherheit durch Digitalisierung

Einer der Vorreiter beim Thema der Digitalisierung ist AMB-Aussteller Siemens. Das Unternehmen integriert seine auf Digitalisierung ausgerichtete neue Werkzeugmaschinensteuerung, Edge- und Cloud-Computing, Künstliche Intelligenz und Additive Fertigung in sein Portfolio für die Werkzeugmaschinenwelt. „Mit unserem Angebot an Automatisierungs- und Digitalisierungslösungen prägen wir die Zukunft der Werkzeugmaschinenindustrie und tragen so dazu bei, dass unsere Kunden, Hersteller und Anwender von Werkzeugmaschinen, die rasant wachsenden Datenmengen auf neue und weitaus umfassendere Weise zur Steigerung ihrer Produktivität, Qualität und Wettbewerbsfähigkeit nutzen können“, erklärt Dr. Wolfgang Heuring, CEO der Business Unit Motion Control.

Der große Vorteil ist für Heuring, dass mit diesen innovativen Technologien Daten verfügbar gemacht werden, auf deren Basis durchgängige digitale Zwillinge von Produkten, der Produktion und der Produktionsleistung erstellt werden können. Alle Schritte der industriellen Fertigung könnten so im virtuellen Raum abgebildet und miteinander verknüpft werden. „Der entscheidende Hebel ist, diese Daten auf innovative Weise zu nutzen und in wertvolles Wissen umzuwandeln – für höhere Performance und Flexibilität.“

Es sei zwar noch zu früh über konkrete Lösungen zur AMB 2020 zu sprechen, so Heuring. Dennoch sei bereits jetzt klar, dass Siemens den Weg weiter beschreiten wird, die digitale Transformation der Werkzeugmaschine voranzutreiben. Das ermögliche Maschinenherstellern eine vollständige Virtualisierung ihrer Entwicklungs-, Inbetriebnahme- und Maschinenprozesse. Dadurch könnten sie ihre Abläufe signifikant beschleunigen und so Markteinführungszeiten deutlich reduzieren – und das bei gleichbleibender Qualität. Maschinenanwender wiederum profitierten mithilfe des digitalen Zwillings von erheblich schnelleren Inbetriebnahmezeiten. Sie könnten ebenfalls schneller rüsten, Teile im Virtuellen einfahren und deutlich performanter produzieren. Schulungen könnten bereits abseits der Maschine durchgeführt werden.

Darüber hinaus unterstützt das Unternehmen mit seinem Industrial-Edge-Angebot Werkzeugmaschinenanwender dabei, die Werkstück- und Prozessqualität zu verbessern, die Maschinenverfügbarkeit zu erhöhen sowie die Maschinenprozesse weiter zu optimieren. Mit Edge Computing lassen sich große Datenmengen lokal an der Werkzeugmaschine verarbeiten. Zusätzlich verringern sich für Anwender die Speicher- und Übertragungskosten, da große Datenmengen vorverarbeitet werden können und ausschließlich relevante Daten anschließend in eine Cloud- oder IT-Infrastruktur übertragen werden.

PWC: Maschinenbazer müssen stärker digital denken

Trotz solcher Angebote sehen die Analysten von PWC die deutschen Maschinenbauer bei der digitalen Transformation insgesamt als noch nicht entschlossen genug. Gerade im Herzstück der Branche bestehe erheblicher Nachholbedarf: Nur gut ein Drittel der Unternehmen sieht sich in den Bereichen Produktion, Service sowie Transport und Logistik stark digitalisiert.

Als positive Nachricht vermelden die Marktforscher jedoch, dass das Bewusstsein vorhanden sei: Im Fokus vieler Unternehmer stünden die Themen Robotics (50 %) und Big Data (42 %). Künstliche Intelligenz (37 %) und das Internet der Dinge (36 %) folgen als weitere wichtige Technologien.

Schon heute steht fest, dass das Thema Digitalisierung in allen Facetten auf der AMB 2020 eine herausragende Rolle spielen wird. So finden sich nicht nur an den Ständen der jeweiligen Aussteller neue Lösungen, sondern auch in der Trend Lounge oder einer Smart Factory.

Über die AMB

Zur 20. AMB vom 15. bis 19. September 2020 werden rund 90 000 internationale Fachbesucher und 1500 Aussteller auf dem Stuttgarter Messegelände erwartet. Auf einer Fläche von mehr als 120 000 Bruttoquadratmetern stehen dann Innovationen und Weiterentwicklungen für spanende und abtragende Werkzeugmaschinen, Präzisionswerkzeuge, Messtechnik und Qualitätssicherung, Roboter, Werkstück- und Werkzeughandhabungstechnik, Industrial Software & Engineering, Bauteile, Baugruppen und Zubehör im Fokus. Unterstützt wird die AMB 2020 von den ideellen Trägerverbänden VDMA Fachverband Präzisionswerkzeuge, VDMA Fachverband Software und Digitalisierung sowie VDW Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken.

AMB 2020
www.amb-messe.de

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