Der Maschinen- und Anlagenbau kämpft gegen die Folgen der globalen Corona-Pandemie, aber auch gegen einen nach wie vor belastenden Protektionismus im internationalen Handel. Hinzu kommt ein industrieller Wandel, der sich insbesondere in der wichtigen Kundenbranche Automobilindustrie niederschlägt. All diese Faktoren führen zu einem erheblichen Rückgang der wichtigen Kennziffern im Maschinenbau: Auftragseingang, Kapazitätsauslastung und Produktion.
„Der Auftragseingang im deutschen Maschinen- und Anlagenbau ist in den ersten sieben Monaten um real 16 % gesunken, die Produktion lag um real 14 % unter dem Vorjahreswert“, sagt VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers. „Auch wenn sich am aktuellen Rand eine leichte Entspannung auf niedrigem Niveau abzeichnet, müssen wir damit rechnen, dass die schwache Nachfrage im zweiten Halbjahr noch spürbar auf die Produktion durchschlagen wird. Daher gehen wir für das Gesamtjahr 2020 von einem Produktionsrückgang von 17 % aus.“
Kapazitätsauslastung deutlich unter langjährigem Wert
Infolge der Corona-Pandemie und der dadurch beeinträchtigten Geschäfte ist die durchschnittliche Kapazitätsauslastung im Maschinen- und Anlagenbau deutlich unter den langfristigen mittleren Wert von 86 % gesunken. „Zwischen Januar und Juli sackte die Kapazitätsauslastung von 84,1 auf 76,1 % ab“, erläutert der VDMA-Chefvolkswirt. „Einen so niedrigen Wert erreichte unsere Industrie zuletzt im Jahr 2010.“
Ausblick 2021: leichte Zuversicht
Für 2021 gehen die VDMA-Volkswirte grundsätzlich davon aus, dass sich die Weltkonjunktur – wenn auch zögerlich und nicht unbedingt störungsfrei – erholt. „Für den Maschinen- und Anlagenbau werden die Bäume im nächsten Jahr nicht in den Himmel wachsen. Schon gar nicht werden wir schon das Vorkrisenniveau des Jahres 2019 erreichen”, sagte Wiechers. „Wir rechnen für 2021 mit einem Produktionswachstum von 2 %.”
Tiefpunkt bei Bestellungen wohl durchschritten
Immerhin scheint die Nachfragesituation sich allmählich zu entspannen: Die Auftragseingänge im Maschinen- und Anlagenbau sind zwar auch im Juli prozentual zweistellig gesunken, allerdings hat sich der Rückgang spürbar abgeschwächt.
Im Vergleich zum Vorjahr blieben die Bestellungen um real 19 % unter ihrem Vorjahreswert. Damit fiel das Orderresultat besser aus als in den Vormonaten, die noch deutlich stärkere Rückgänge aufwiesen (April: minus 31 % zum Vorjahr, Mai: minus 28 %, Juni: minus 31 %). „Dabei lag die Messlatte hoch, denn der Juli 2019 zählte zu den stärksten Ordermonaten des Vorjahres“, so Wiechers. „Es gibt Grund zur Hoffnung, dass wir bei den Aufträgen den Tiefpunkt überwunden haben, auch wenn wir im Vorjahresvergleich noch einige Zeit Minusraten sehen werden.“
Für einen Lichtblick sorgte das Inland, hier blieben die Bestellungen um 15 % unter dem Vorjahreswert. Aus dem Ausland wurden 21 % weniger Aufträge verbucht. Aus den Euro-Ländern kamen 22 % weniger Orders, aus den Nicht-Euro-Ländern waren es minus 21 %.
Im weniger schwankungsanfälligen Drei-Monats-Zeitraum Mai bis Juli 2020 sank der Auftragseingang um real 26 % zum Vorjahr. Aus dem Inland kamen 17 % weniger Bestellungen, die Auslandsaufträge blieben um 30 % unter ihrem Vorjahresniveau. Dabei schrumpften die Orders aus den Euro-Ländern um 21 %, aus den Nicht-Euro-Länder wurden 34 % weniger Bestellungen verbucht.
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