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Corona: Fokus auf Technologie statt auf Shutdown

Corona: Zukunftsforscher Jánszky setzt auf Schnelltests und Datenanalyse
„Fokus auf Technologie statt auf Shutdown“

„Fokus auf Technologie statt auf Shutdown“
Zukunftsforscher Sven Gabor Jánszky: „Dass der Hightech-Standort Deutschland so wenig moderne Technologien gegen die Corona-Pandemie nutzt, ist wirklich beschämend – gerade im Vergleich mit anderen Ländern wie China und Südkorea.“ Bild: 2bAhead
Ganz Deutschland diskutiert über Sinn und Grenzen des aktuellen Corona-Shutdowns. Besser wäre es, sich stärker auf moderne Technologien im Kampf gegen das Virus zu konzentrieren, meint Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky.

mav: Sie sagten kürzlich noch in einer Analyse: „Ostern entscheidet sich Deutschlands Zukunft“. Wie geht es also nun weiter?

Jánszky: Es sieht so aus, dass wir die Zahl der Neuinfizierungen im Griff haben. Ein dauerhafter Ausnahmezustand samt Shutdown ist also eher unwahrscheinlich. Die Frage ist nun vor allem, ob wir die Infektionsketten im Griff haben beziehungsweise in den Griff bekommen. Davon hängt es ab, ob wir das öffentliche Leben schnell wieder frei geben können oder ob sich der Shutdown bis Pfingsten hinzieht.

„Es ist beschämend, wie wenig moderne Technologien der Hightech-Standort Deutschland gegen die Corona-Pandemie nutzt.“

Könnte man die Corona-Krise mit mehr Technologie eventuell besser lösen als bloß auf Verbote und Shutdown zu setzen?

Jánszky: Es ist wirklich beschämend, wie wenig moderne Technologien der Hightech-Standort Deutschland gegen die Corona-Pandemie nutzt – gerade im Vergleich mit anderen Ländern, mit denen wir uns wirtschaftlich messen wie China und Südkorea. Dort sind der Technologieeinsatz zur Bewältigung von Corona wesentlich höher. Man nutzt dort viel offensiver moderne Technologien wie Apps mit Einteilungen in Rot, Gelb und Grün. Daher sind die Infektionskurven dort viel flacher – während in Europa die Zahlen der Infizierten durch die Decke schießen. Das hat natürlich etwas mit dem Technikeinsatz zu tun.

Inwiefern?

Jánszky: Man sollte moderne Technologien nutzen, um einzelne Infizierten erkennen und zu isolieren. So kann man das öffentliche Leben eines Landes aufrecht erhalten. Die wenigen Roten bleiben zu Hause und die vielen Grünen können weiterarbeiten – eventuell mit Mundschutz und Sicherheitsmaßnahmen. Das Herunterbrechen der Gefahr bis auf jeden Einzelnen – dafür sorgt eben die Technologie.

Welche Technologien braucht man dafür?

Jánszky: Zwei Technologien würden uns konkret helfen in der Corona-Krise: Zum einen Massen-Schnelltests. Es ist für mich nicht einzusehen, warum nicht jeder in diesem Land sich einmal die Woche möglicherweise sogar selbst testet und die Daten dann via Handy-App auswertet. Es kann doch nicht so schwierig sein, solche Massen-Schnelltests aufzusetzen, gerade als Hightech-Standort. Zum zweiten brauchen wir natürlich die Freigabe dieser Daten. Diese Daten sollten dann für Handy-Warn-Apps genutzt werden. In anderen Ländern hat das geholfen.

„Es kommt die große Zeit der Serviceroboter.“

Welche anderen Technologien werden von der Corona-Krise profitieren?

Jánszky: Wenn wir das normale Leben wieder aufnehmen, aber im öffentlichen Bereich die Sicherheitsstandards erhöhen, dann kommt die große Zeit der Serviceroboter – beispielsweise zur Begrüßung oder für Informationen im Empfangs- und Eingangsbereich von Krankenhäusern, bei Veranstaltungen oder in Hotels. Solche Serviceroboter-Anwendungen werden wir die nächsten Monate verstärkt sehen. Und natürlich werden auch Meetings und Videokonferenzen über Microsoft Teams oder Zoom nicht mehr verschwinden. Damit haben viele Menschen einfach sinnvolle Erfahrungen gesammelt.

Wie sieht es mit Kontrollrobotern aus, die im öffentlichen Raum kontaktlos Fieber messen, wie es in China bereits praktiziert wird?

Jánszky: Damit rechne ich nur, wenn der Shutdown noch länger anhalten würde – dann wäre die Not für solche Lösungen groß genug. Aber wenn die Lage dauerhaft kritisch bleibt, werden wir ohnehin bleibende Schäden an der Wirtschaft und der Demokratie erleben. Denn Demokraten kann man nicht einfach wegsperren. Im Moment gehe ich aber davon aus, dass wir mit einem blauen Auge davonkommen und wir in absehbare Zeit in eine normale Welt zurückkehren – eben mit Mundschutz.

„Wir werden nach Corona normal weiter machen.“

Aber viele sagen doch, dass nach Corona nicht mehr sein wird wie vorher?

Jánszky: Das halte ich für totalen Quatsch, jedenfalls wenn wir bis Sommer wieder halbwegs in den Normalzustand zurückkehren. Wir werden nach Corona normal weiter machen, vielleicht mit ein bisschen mehr Digitalisierung. Klar: Das ein oder andere Unternehmen wird pleitegehen, aber das sind dann diejenigen Firmen, die schon vor der Corona-Krise nicht ganz gesund waren.

Und was können Unternehmen aus der Krise lernen?

Jánszky: Dass Homeoffice funktioniert, wird bei vielen Unternehmen haften bleiben. Die IT erlebt derzeit eine höhere Wertschätzung. Ich spreche gerade mit vielen CIOs, die das Momentum nutzen möchten.

Wird nach der Krise also mehr digitalisiert und automatisiert?

Jánszky: Das würde ich nicht überschätzen. Nach der Krise wird es erstmal ums Geld gehen – ums Geldsparen und ums Geldverdienen. Viele Unternehmen werden versuchen, die entgangenen Umsätze nachzuholen. Da wird es zu Kämpfen um die Absatzmärkte kommen. Strategische Überlegungen in Richtung Digitalisierung und Automatisierung werden erst im späten Herbst folgen. Das wirkt sich dann also frühestens nächstes Jahr aus.

Zur Person

Sven Gábor Jánszky ist ein deutscher Zukunftsforscher, Autor, Keynotespeaker, Investor und Strategieberater. Er ist Geschäftsführer der 2b Ahead Think Tank GmbH mit Sitz in Leipzig

www.zukunft.business


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