mav: Woher kam der Impuls für Ihre CNC-Kooperation mit Siemens?
Daniel: Roboter und Werkzeugmaschinen arbeiten immer enger zusammen, weil dies die Produktivität signifikant steigert. Werkzeugmaschinen sind ideal, um Roboter als integrierte Werkzeugtools einzusetzen, und wir beobachten eine deutlich steigende Nachfrage von Werkzeugmaschinenbetreibern nach Roboterlösungen für Handlings- und Bearbeitungsaufgaben. Diese Marktanforderung hat uns den Impuls für die Kooperation gegeben, bei der die Mechanik unseres Roboters direkt und ohne separate Robotersteuerung mit Hilfe der Siemens Sinumerik gesteuert wird.
Ist Comau dabei auf Siemens zugegangen oder Siemens auf Comau?
Daniel: Das lässt sich gar nicht mehr richtig sagen. Comau setzt seit Jahren Automatisierungsprodukte von Siemens in seinen Projekten und Anlagen ein, wodurch bereits eine enge Zusammenarbeit besteht. Durch diese Partnerschaft war es naheliegend, die Philosophie, die wir mit der integrierten Lösung Openrobotics und B&R gestartet haben, auch im CNC-Umfeld mit Siemens anzuwenden und ein gemeinsames Portfolio in den Markt zu bringen. Run My Robot / Direct Control ist nun die Antwort zweier Automatisierungsexperten auf die Marktanforderungen.
Wollte sich Comau beim Thema „Integrierte Robotik“ ein zweites Standbein neben der Kooperation mit B & R aufbauen, weil man nicht weiß, wie es nach deren Übernahme durch ABB weitergeht?
Daniel: Ein zweites Standbein ist das nicht, denn beide Lösungen zielen auf unterschiedliche Marktsegmente ab und kommen sich daher nicht in die Quere. Openrobotics eignet sich in erster Linie für Handling-Applikationen und Maschinenbeschickung. Daher kommen hier auch hauptsächlich die Comau Roboter der Racer-, NJ-, und Palletizer-Serie sowie unsere Scara-Roboter zum Einsatz. Run My Robot / Direct Control hingegen beschäftigt sich mit integrierten Anwendungen im Werkzeugmaschinenbau wie zum Beispiel Fräsen, Polieren, Schleifen und Entgraten beziehungsweise generell mit Anwendungen im CNC-Umfeld. Hiermit adressieren wir ein Marktsegment, in dem Comau noch nicht stark vertreten ist. Unsere Kooperation mit B & R treiben wir unabhängig davon nach wie vor mit vollem Schwung voran.
Was ist der Vorteil von Run My Robot / Direct Control?
Daniel: Unsere Lösung verbindet die hochpräzise CNC-Bahnplanung mit der Flexibilität des Roboters. Die CNC-Integration steigert die Bahngenauigkeit und Bewegungsdynamik des Roboters, so dass nicht nur erweiterte CNC-Aufgaben ausgeführt werden können, sondern auch hochgenaue Prozesse, additive Fertigung oder komplexe Laserprozesse. Ein weiterer Vorteil für Maschinenbauer und Betreiber liegt in der Kostenreduktion, da eine Steuerungsebene wegfällt. Zudem spart man Platz, da die Robotersteuerung als Hardwarekomponente vollständig wegfällt. Hinzu kommt, dass eine gemeinsame Engineering-Umgebung für die gesamte Maschine keine spezielle Ausbildung auf die spezifische Programmierung des Roboterherstellers erfordert.
Inwieweit geht Sinumerik Run My Robot / Direct Control über die bewährte Kuka-Schnittstelle Sinumerik Run My Robot hinaus?
Daniel: Der Unterschied liegt darin, dass die Run My Robot Lösung Siemens-Kuka über ein Gateway arbeitet und der Roboter nach wie vor die eigene Steuerungshardware und -software nutzt. Bei Siemens-Comau ist die Roboter-Mechanik direkt in die Automatisierungsumgebung der Sinumerik eingebunden und die Roboterkinematik somit vollständig in die CNC integriert. Unsere Lösung kommt komplett ohne den klassischen Roboter-Steuerschrank aus. ↓
Comau Deutschland GmbH
Robotics and Automation Products
www.comau.com