Digitalisierung und KI können helfen, den Fachkräftemangel in technisch anspruchsvollen Jobs ein Stück weit auszugleichen. Das ist sicher richtig. Gerade im regionalen Bereich stehen Industrieunternehmen mitunter in einem harten Wettbewerb um geeigneten Nachwuchs. Aber wie sieht es in anderen Branchen aus? Warum beispielsweise können Flugzeuge nicht abheben, weil Personal für Check-in, Gepäckaufgabe und Security fehlt? Könnte es vielleicht daran liegen, dass immer mehr Menschen sich einen Job wünschen, der Spaß macht und ihnen Entwicklungspotenzial bietet? Und der es Ihnen ermöglicht, das immer teurer werdende Leben in diesem Land zu finanzieren? Sich vielleicht ein kleines bisschen Wohlstand aufzubauen, wenn jetzt schon absehbar ist, dass die Rente später ohnehin nicht reichen wird?
Ich fände es schön, wenn gerade große Unternehmen angesichts ihrer teils nicht vorhandenen Servicequalität weniger über Personalmangel lamentieren würden. Vielleicht könnten sie stattdessen daran arbeiten, ihre Jobs attraktiver zu gestalten. Und auch etwas mehr dafür ausgeben. Wer das für soziales Wunschdenken hält, hat meiner Meinung nach den Schuss nicht gehört. Für die große Mehrheit klafft die Schere zwischen verfügbarem Einkommen und Lebenshaltungskosten längst immer weiter auseinander. Die Folge: Das Wachstum wird ausgebremst, die Binnenwirtschaft leidet, dringend nötige staatliche Investitionen in Verkehr oder Energieumbau werden immer schwerer realisierbar, und über die Alterssicherung müssen wir gar nicht erst reden. Letzen Endes werden auch unternehmerische Gewinne dafür draufgehen, alle die Menschen zu subventionieren, die nie genug erhalten haben – Geld, das eigentlich in Entwicklung und Innovationen fließen sollte. Ich bin überzeugt: Die Zeiten, in denen Effizienzsteigerungen zu allererst über die Personalkosten erzielt wurden, sind definitiv vorbei.
