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„Unser Schwerpunkt liegt auf der Anwendungsforschung“

Dr. Stefan Brand, Geschäftsführer der Vollmer Gruppe
„Unser Schwerpunkt liegt auf der Anwendungsforschung“

Bis zu zehn Prozent seines Umsatzes investiert Vollmer, Komplettanbieter für die Produktion und Instandsetzung von zerspanenden Werkzeugen in seine Forschung und Entwicklung. Die mav sprach mit dem Geschäftsführer Dr. Stefan Brand über die Ziele und Schwerpunkte.

mav: Herr Dr. Brand, Vollmer investiert acht bis zehn Prozent des Jahresumsatzes in Forschung und Entwicklung. Zu welchen Themen wird mit diesen Mitteln geforscht?

Brand: Als Komplettanbieter für die Produktion und Instandsetzung von zerspanenden Werkzeugen arbeitet unsere Forschungs- und Entwicklungsabteilung an neuen Funktionen für unsere Maschinen, an der Software sowie an der Optimierung bestehender Produkte. Darüber hinaus entwickeln wir Verfahren und Maschinen für die effiziente Produktion und Instandhaltung von Werkzeugen. So sind wir vergangenes Jahr erfolgreich in ein neues Geschäftsfeld eingetreten – das Werkzeugschleifen. Mit unserem Softwarepaket Ex-Level Pro wiederum bieten wir ein leistungsfähiges Tool für die Hybridbearbeitung von Diamantwerkzeugen. So können diese im kombinierten Erodier- und Schleifprozess in einer Aufspannung effizient und präzise bearbeitet werden.
mav: Gibt es Unterstützung für diese Forschung in Form von Subventionen oder kooperieren Sie mit Hochschulen und anderen Forschungseinrichtungen?
Brand: Natürlich nutzen wir die Möglichkeiten der Forschungsförderung für uns, wenn es sinnvoll ist. Wir haben jedoch festgestellt, dass Forschungsarbeiten in einem breiten Förderverbund oft auch zeitintensiver sind. Wir bevorzugen daher oft bilaterale Kooperationen mit einzelnen Hochschulen oder Forschungseinrichtungen, beispielsweise mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart zum Thema „Ergonomisch gestaltete Bedienoberflächen von Werkzeugmaschinen“.
mav: Vollmer beschäftigt weltweit gut 700 Mitarbeiter, davon alleine 500 am Stammsitz in Biberach, wo auch die Forschung angesiedelt ist. Wie viele Mitarbeiter sind dort mit der Entwicklung beschäftigt und wie ist die Forschungsabteilung aufgestellt?
Brand: In unserer Forschungsabteilung arbeiten rund 100 Mitarbeiter projektorientiert in der Entwicklung und Konstruktion, im Versuch sowie im Produktmanagement. Durch die Organisation in Projekten können wir die Entwicklungszeiten deutlich reduzieren, da Maschinenbau- und Elektrotechnikingenieure mit Softwareentwicklern und den Versuchsmitarbeitern in Teams zusammenarbeiten. Überlagert wird diese Projektstruktur durch eine Querschnittverantwortung einzelner Mitarbeiter, die dafür sorgen, dass übergeordnete Themen, wie die Antriebssysteme, Steuerungs- und Softwarearchitekturen über alle Entwicklungen harmonisiert sind.
Unser Entwicklungsprozess ist zudem in einem Qua- lity-Gate-Prozess organisiert. Ähnlich wie bei Meilensteinen, entscheiden wir anhand von bestimmten Qualitätskriterien über die Freigabe des nächsten Projektschritts. Zu solch klar definierten Quality Gates wird in einem unternehmensweiten und fachabteilungsübergreifenden Produktentwicklungsgespräch über die Fortführung oder auch dem Stopp von Projekten diskutiert und entschieden.
mav: Knapp 200 Patente dokumentieren den Erfolg der Vollmer Forschung. Welchen Stellenwert hat dabei die Grundlagenforschung? Oder zielen Sie immer schon konkret auf neue Produkte ab?
Brand: Der Schwerpunkt unserer Aktivitäten liegt deutlich auf der Anwendungsforschung. Das heißt, dass beim Start einer Entwicklung sehr oft schon eine Idee oder eine Vorstellung über den Inhalt und den Kundennutzen der Entwicklung vorliegt.
mav: Wie Sie bereits sagten, ist Vollmer vor kurzem erstmalig in den Markt fürs Werkzeugschleifen eingetreten. Welchen Anteil hatte dabei die Forschung?
Brand: Da das Werkzeugschleifen für die Branche nichts Neues ist, haben wir uns lange damit befasst, wie wir uns von den etablierten Maschinenkonzepten abheben können. Ein me-too-Produkt, das bestehende Best Practices einfach kopiert, war nicht unser Ziel. Wir haben die Stärken und Schwächen der existierenden Lösungen genau analysiert und anschließend unterschiedliche Konzepte entwickelt, um daraus unsere eigene, unverwechselbare Maschine zu bauen. Der große Zuspruch unserer Kunden bestätigt unsere Vorgehensweise.
mav: Woher kommen bei Vollmer die Impulse für solche und andere Innovationen?
Brand: Eine interessante Frage – es gibt Verfechter der Idee, dass Innovationen nur aus dem Markt kommen. Eine andere Gruppe beharrt auf der Meinung, Innovationskraft käme allein aus dem Wissen im eigenen Unternehmen. Es ist meine feste Überzeugung, dass erst die Kombination dieser beiden Sichtweisen den Blick auf echte Innovationen freilegt. So führen wir ständig Gespräche mit Kunden über deren Anforderungen. In Verbindung mit unseren Ideen und unserem jahrzehntelangen Knowhow kristallisieren sich dabei sehr schnell erste Ansätze für die Entwicklung neuer Verfahren und Maschinen heraus. Über den Vollmer internen Entwicklungsprozess werden dann die marktfähigsten Konzepte herausgearbeitet und umgesetzt.
mav: Was dürfen wir in Hinblick auf die kommenden Monate und Jahre Neues aus dem Vollmer Labor erwarten?
Brand: Gegenwärtig arbeiten wir konsequent an der Erneuerung und Erweiterung unseres Produktangebots für die Herstellung metallzerspanender Werkzeuge sowie an neuen Softwarefunktionen für die effiziente Produktion von Diamantwerkzeugen. Langfristig wollen wir auch neue Verfahren entwickeln – dazu kann etwa der wirtschaftliche Einsatz des Lasers als Ergänzung bei den etablierten Schärftechnologien zählen.
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