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Aus großer Exportkraft folgt große Abhängigkeit

Österreich und die Schweiz kämpfen mit der sich abschwächenden Konjunktur
Aus großer Exportkraft folgt große Abhängigkeit

Die Folgen aus den internationalen Handelskonflikten und die damit verbundene schwächelnde Weltkonjunktur sowie die abflauende Stimmung in der Automobilindustrie treffen die Exportnationen Schweiz und Österreich hart. Nun sind die Unternehmen gefordert, sich an die Entwicklungen anzupassen und das eigene Portfolio gegebenenfalls breiter aufzustellen. Autor: Yannick Schwab

Österreich und die Schweiz besitzen, bezogen auf die Fläche und Einwohnerzahl, eine erstaunlich starke Wirtschaft. Besonders in der metallverarbeitenden Industrie stellen beide Länder viele „Hidden Champions“ und Konzerne. Darunter finden sich Schweizer Technologieführer, wie ABB, Stäubli oder Georg Fischer, und österreichische Konzerne, wie Voestalpine und Plansee.

Als entscheidender Wirtschaftsfaktor gilt für beide Nationen die Exportstärke. Diese wird allerdings aktuell stark von verschiedenen Seiten beeinflusst: Die deutsche Automobilindustrie – einer der wichtigsten Abnehmer für beide Länder – befindet sich im Umbruch, der Handelsstreit zwischen den USA und China belastet die Märkte und der bevorstehende Brexit sorgt für weitere Verunsicherung in Europa. Alle diese Faktoren führen dazu, dass sich die Konjunktur in Europa weiter abschwächt und die Kaufkraft der wichtigsten Handelspartner nachlässt.

Die insgesamt 1200 österreichischen Unternehmen aus den Industriezweigen Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau, Metallwaren und Gießerei bilden das Rückgrat der österreichischen Industrie und erwirtschafteten 2018 einen Produktionswert von 39,2 Mrd. EUR. Die exportorientierte Branche ist mittelständisch strukturiert, besteht zu mehr als 85 % aus Familienbetrieben und ist für ein Viertel aller österreichischen Exporte verantwortlich. Insgesamt gehen 80 % der heimischen Produktion in diesem Segment in den Export. Dieser ist von 2005 bis 2018 um 157 % gestiegen. Weltweit exportieren nur Dänemark und die Schweiz mehr Maschinen pro Kopf als Österreich.

Österreichs Industrie macht sich Sorgen

Allerdings kämpft die österreichische Industrie aktuell mit deutlichen Produktionsrückgängen in der Metallwarenbranche und einem leichten Rückgang im Maschinenbau. Die Auftragsbestände der beiden Branchen zeigen einen klaren Abwärtstrend, weshalb die mittelfristigen Aussichten nochmals schlechter sind als der kurzfristige Ausblick.

Für die Voestalpine AG beispielsweise, einen weltweit agierenden Stahl- und Technologiekonzern aus Linz, hat sich der Markt seit Beginn des Geschäftsjahres 2019/20 spürbar eingetrübt. Insgesamt fällt der Umsatz im ersten Quartal mit 3,3 Mrd. EUR um 3,8 % niedriger aus als im Vorjahr (3,5 Mrd. EUR). Vorstandsvorsitzender Herbert Eibensteiner: „Aber auch in diesem herausfordernden Umfeld konnten wir auf Basis unseres breiten Produktportfolios in zentralen Kundensegmenten, wie der Bahninfrastruktur, der Luftfahrt, der Lager- und Schweißtechnik, eine durchweg positive Nachfrage verzeichnen. Zudem arbeiten wir bereits intensiv daran, dem marktseitigen Druck über Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogramme entgegenzuwirken.“

Schweizer Wirtschaft ebenfalls rückläufig

Auch die Lage der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie hat sich in den ersten beiden Quartalen 2019 aufgrund schwächelnder Absatzmärkte und der wirtschaftspolitischen Problematiken, verschlechtert. Im Vergleich zum Vorjahr reduzierten sich die Auftragseingänge um 12,5 %. Auch die Umsätze (-1,9 %) und Güterexporte (-1,0 %) haben in den ersten sechs Monaten des Jahres abgenommen. Die Umsatzeinbußen sind im Vergleich zum Bestellungseingang nicht so ausgeprägt, weil die Unternehmen noch vom guten Auftragsbestand aus dem Vorjahr zehren. Der Schweizer Branchenverband Swissmem geht davon aus, dass die Nachfrage weiter zurückgehen wird. Sofern es nicht zu größeren politischen und wirtschaftlichen Verwerfungen kommt, ist für die nächsten zwölf Monate eine Stabilisierung auf tieferem Niveau das bestmögliche Szenario.

Die Mikron-Gruppe beispielsweise, deren wichtigsten Branchen die Medizintechnik und der Automotive-Bereich sind, bekommt den Mobilitätswandel merklich zu spüren. Das hat zur Folge, dass das Segment Machining Solutions im ersten Halbjahr einen empfindlichen Rückgang von 37 % im Ergebnis hinnehmen musste. Im Gegenzug konnte der Geschäftsbereich Automation allerdings um 156 % zulegen. Das hat zur Folge, dass der Betriebsgewinn, trotz der schwierigen Situation im Maschinenbau, um 25 % auf 7,5 Mio. CHF stieg.

Neue Chancen dank digitaler Transformation

Wie die Automatisierung, bietet auch die Digitalisierung den Schweizer und österreichischen Unternehmen die Chance, sich neu aufzustellen. Sie hat einen wesentlichen Einfluss auf den Strukturwandel und das Wirtschaftswachstum. Laut einer Studie von Ernst & Young rechnen zwei von fünf Unternehmen in der Schweiz damit, dass die Bedeutung digitaler Technologien mittelfristig deutlich steigen wird. Bei 73 % der Unternehmen spielen digitale Technologien für das eigene Geschäftsmodell inzwischen eine mittelgroße bis sehr große Rolle.

Österreich hat das Ziel ausgerufen, zu einer der „leading digital nations“ zu werden und investiert dafür in Forschung und Innovationen. Mit einem Rekord-Forschungsbudget von 184 Mio. EUR für das aktuelle Geschäftsjahr ist Voestalpine eines der forschungsintensivsten Unternehmen Österreichs. Im Zentrum der Forschungstätigkeit stehen in erster Linie die Zukunftsmärkte Mobilität und Energie.

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