mav: Warum ist Tungaloy von den aktuellen Lieferkettenproblemen nicht so sehr betroffen?
Daumen: Wir sind mit unserem Stammhaus in Japan in der glücklichen Position, dass wir alle für unsere Produkte notwendigen Rohstoffe und Materialien bislang immer rechtzeitig zur Verfügung hatten. Zusätzlich wurde investiert und die Lagerkapazitäten für Rohstoffe nochmals deutlich vergrößert. Von daher konnten wir unsere Kunden auch inmitten der Coronakrise immer mit allen Werkzeugen schnellstmöglich beliefern. Hierfür haben wir auch in unserer Logistikzentrale in Brüssel die Lagerbestände deutlich erweitert. Dadurch sind wir in der Lage auch bei Transportengpässen reagieren zu können. Zum Beispiel haben wir zum Teil unsere Werkzeuge auch schon von Japan über die USA nach Europa einfliegen lassen.
Wie sehen ihre Erwartungen für das Jahr 2022 aus?
Daumen: Auch wir wissen nicht, wie sich die Situation in den nächsten zwei bis drei Monaten entwickeln wird. Dennoch bin ich mir sicher, dass wir unser Ziel, auch in diesem Jahr wieder zweistellig zu wachsen, erreichen werden. Ganz prinzipiell bin ich mit unserer Geschäftsentwicklung mehr als zufrieden. Wir konnten zum Beispiel in der Luftfahrtindustrie und im Bereich der Kugellagerfertigung noch weiter zulegen.
Die Werkzeuge von Tungaloy werden hauptsächlich in der Automotive-Branche eingesetzt. Wie sehen Sie die Entwicklung hin zur E-Mobilität?
Daumen: Die E-Mobilität nimmt immer weiter zu, das ist keine Frage mehr. In den letzten Jahren haben wir unser Werkzeugportfolio für die neuen Bearbeitungssituationen in der E-Mobilität auch angepasst und erweitert. Von daher können wir unseren Kunden auch für die E-Mobilität optimale Werkzeuge anbieten. Aktuell ist aber die Zahl der produzierten Verbrennermotoren noch auf einem sehr hohen Niveau und selbstverständlich unterstützen wir unsere Kunden auch weiterhin bei der Verbrennerproduktion mit unseren sehr leistungsstarken Werkzeugen. Für mich persönlich sind dabei unsere CBN-Werkzeuge immer besonders hervorzuheben.
Mit AddForce hat Tungaloy im Sommer eine neue Produktlinie herausgebracht. Gibt es ein Werkzeug aus der Serie, dass für Sie besonders hervorsticht?
Daumen: Mit der neuen Linie AddForce haben wir zum einen völlig neue Werkzeuglösungen vorgestellt und zum anderen aber auch unsere bestehenden Produkte erweitert, wie etwa mit kleineren Durchmessern. Ein Highlight ist aber sicher unser AddY-axisTurn ein Werkzeug für das Y-Achsen-Drehen. Die Neuentwicklung basiert auf dem Hochvorschubwerkzeug MultiTurn. Die Besonderheit dabei ist, dass sie die Einstellwinkel bei der Bearbeitung völlig frei wählen können. Dafür wird das Werkzeug in die B-Achse der Maschine eingespannt. Durch Drehen der Werkzeugspindel kann dann die Schneide in einem optimalen Eintrittswinkel zur Werkstückoberfläche positioniert werden. Dadurch kann der Anwender mit AddY-axisTurn alle Außen- und Plandrehbearbeitungen in sämtlichen Anstellungen durchführen und komplexe Konturen in einer Aufspannung herstellen. Zusätzliche Werkzeuge werden eingespart und so die Lieferssicherheit nochmals verbessert da nur noch ein Werkzeug statt mehrere für ein und dieselbe Anwendung benötigt wird.
Und welche Produkte wurden mit der neuen Produktlinie erweitert?
Daumen: Wir haben viele bereits bewährte Werkzeuge um neue Funktionen und Eigenschaften ergänzt. Als Beispiel könnte man etwa den Wechselkopfbohrer DrillMeister nennen. Hier betrug der Mindestdurchmesser für die Wendeschneidplatten bislang sechs Millimeter mit der neuen Produktlinie haben wir den Durchmesser auf vier Millimeter reduziert. Um diese Werkzeuge zu fertigen, gehen wir auch neue Wege und setzen zum Beispiel auch auf die additive Fertigung.
Ihnen persönlich sind die Entwicklungen rund um die CBN-Werkzeuge immer sehr wichtig. Gibt es hier auch was Neues?
Daumen: Die CBN-Werkzeuge spielen für Tungaloy eine ganz entscheidende Rolle und von daher werden wir auf diesem Feld auch kontinuierlich Neuentwicklungen sehen. In jüngster Zeit haben sich unsere Entwickler gerade die Späneknäuel die oftmals beim Einsatz CBN-haltiger Schneidstoffe entstehen können angeschaut. Die Späneknäuel treten dabei besonders bei hohen Schnitttiefen auf. Darunter leidet zum einen die Oberflächenqualität des Bauteils und zum anderen muss der Bearbeitungsprozess oft unterbrochen werden, um die Späne am Halter manuell zu entfernen. Dafür bieten wir jetzt mit dem neuentwickelten HS-Spanformer eine optimale Lösung. Seine Geometrie gewährleistet einen hervorragenden Spanbruch und eine saubere Spanabfuhr bei Vorschüben von bis zu 0,3 Millimeter pro Umdrehung und bei Schnitttiefen von bis zu 0,3 Millimeter. Zusätzlich wurde das Produktportfolio jüngst um neue Schneidstoffe wie BR35F für starke Schnittunterbrechungen in der Hartbearbeitung und BX815 für hitzebeständige Werkstoffe, wie z.B. in der Flugzeugindustrie eingesetzt werden, erweitert.
Tungaloy Germany GmbH
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