Das Werkzeugmanagement muss produzierenden Unternehmen – ob klein oder groß – so einfach wie möglich gemacht werden. Davon sind die Verantwortlichen der Haimer-Gruppe überzeugt. Auf der EMO 2023 präsentierten sie ein daher ein Produktprogramm, das sich von pfiffigen Verbesserungen bis hin zu zukunftsweisenden Konzepten erstreckt. Stets im Fokus: die Möglichkeit zur Einbindung in digitalisierte, automatisierte Fertigungssysteme.
Inhaltsverzeichnis
1. Hybrid Chuck vereint Vorteile aus zwei Spannwelten
2. Neue Software überwacht die Einhaltung der vorgegebenen Toleranzen
3. Smartes Tool Management mit Haimer WinTool
4. Highlight: Automatisiertes Werkzeug Aus- und Einschrumpfen, Vermessen sowie Daten-Transfer in 60 Sekunden
„Wir werden ein schlüssiges Gesamtkonzept im Hinblick auf Digitalisierung und Automatisierung des Tool-Room-Managements vorstellen“, betontt Andreas Haimer, President der Haimer Group, zum Messestart. „Dazu gehören einfach zu implementierende Produkte und Softwarelösungen, die der Kunde plug-and-play einsetzen und mit denen er seine Fertigung wirtschaftlicher machen kann.“ Man möchte so den Kunden an die Hand nehmen und ihn Schritt für Schritt in die Digitalisierung seiner Fertigung führen und für einen durchgängigen Prozess sorgen. „Der Stellenwert der Werkzeugvoreinstellung wird für viele Kunden dadurch stark an Bedeutung gewinnen“, so Haimer weiter.
Hybrid Chuck vereint Vorteile aus zwei Spannwelten
Als Weltneuheit wurde das Hybrid Chuck exklusiv auf der EMO vorgestellt. Diese neue und patentierte Technologie vereint die Vorteile aus zwei Spannwelten, also die schwingungsdämpfenden Eigenschaften eines Hydrodehnspannfutters mit denen eines hochpräzisen Hochleistungsschrumpffutters.
Das neue Mikrospannzangenfutter Micro Collet Chuck, welches auf der EMO ebenfalls seine Premiere feierte, eignet sich für Schaftdurchmesser ab 1 mm und trägt der Kundenanforderung Rechnung, höchsten Rundlauf bei gleichzeitig einfachster Handhabung zu erzielen.
Neue Software überwacht die Einhaltung der vorgegebenen Toleranzen
In Zukunft erhalten alle Schrumpf-, Wucht und Voreinstellgeräte einen neuen Softwarestand, der eine bidirektionale Schnittstelle einschließt und mit dem neuen Tool Room Manager (TRM) verbunden werden kann. Diese neue Software überwacht den Online Status sämtlicher Geräte im Werkzeug-Voreinstellraum, dokumentiert die Prozesse und überwacht die Einhaltung der vorgegebenen Toleranzen.
Durch eine optionale OPC-UA Schnittstelle, Client oder MQTT Connect Schnittstelle wird der Zugriff auf Maschinen, Geräte und andere Systeme standardisiert und ein herstellerunabhängiger Datenaustausch ermöglicht.
Bei der Haimer Wuchtmaschine Tool Dynamic öffnet die neue Software außerdem die Tür zur automatischen Umschlagmessung. Dafür wird in den neuen Modellen ein kleiner Greifer integriert, der das zu wuchtende Werkzeug umsetzt. Den Rest erledigt die Software, ohne dass der Bediener weiter eingreifen muss.
Für das Kombinationsgerät Tool Dynamic Preset Microset ermöglicht die Automatic Drive Funktion vollautomatisches Vermessen.
Smartes Tool Management mit Haimer WinTool
Ein weiteres Highlight stellt das neue ganzheitliche Tool Management System samt Smart Vending Machines dar. In der eigenen Fertigung wurde in kürzester Zeit von vier Monaten die Software WinTool samt Ausgabesysteme Toolbase mit vollintegrierter Vernetzung zu den Haimer-Geräten eingeführt, diese mit zusätzlichen Funktionen erweitert und standardisiert.
Um seinen Kunden ein optimales Werkzeug-Datenmanagement und -Ausgabesystem zu bieten, kooperiert das Unternehmen mit der TCM Gruppe und deren Produktlinien WinTool und Toolbase. Als Softwarelösung fürs Werkzeug- und Datenmanagement ermöglicht WinTool das Management von Werkzeugen, Betriebsmitteln, Maschinenprogrammen, Prozessen und Stammdaten. Toolbase ist ein smartes Werkzeugausgabesystem, zu dem individuell konfigurierbare Werkzeugschränke und eine Software gehören. Es ermöglicht ein effizientes Zugriffsmanagement via Barcode, RFID oder manuell.
In Zukunft lassen sich alle Haimer Microset Voreinstellgeräte standardmäßig mit WinTool ergänzen. Einen ersten Eindruck erhielten Messebesucher bereits auf dem EMO-Stand: Eine Vorführung zeigte, wie unkompliziert sich in wenigen Minuten ein digitaler Zwilling eines Komplettwerkzeugs erstellen lässt, wenn die Stammdaten in WinTool vorliegen. Diesbezüglich ist das Unternehmen bereits in Vorleistung gegangen und hat sämtliche Parameter, Step- und DXF-Daten gemäß DIN 4000 bzw. ISO 13399 aufbereitet. Für jeden zugänglich sind die Daten auf der Haimer Website und der Datenplattform Tooltracer zum Download verfügbar.
Eine weitere Neuheit ist, dass alle Werkzeugaufnahmen dieses Herstellers in Zukunft mit eineindeutigem Data-Matrix-Code gelasert werden, der sich auch für Toolmanagementlösungen nutzen lässt. Damit lassen sich zu jeder Aufnahme verschiedene Informationen in einer Datenbank hinterlegen und bei Bedarf abrufen – ganz ohne RFID-Chip oder aufgeklebtem QR-Code. Im WinTool System sind die digitalen Daten zudem bereits hinterlegt.
Auch die Daten anderer Hersteller können in WinTool verwendet werden. Dazu bietet die Software ein einfaches Plugin zum Tooltracer, einem cloudbasierten Produkt, das Werkzeug-Stammdaten aus unterschiedlichen Quellen durchgängig und fehlerlos verwaltet.
Highlight: Automatisiertes Werkzeug Aus- und Einschrumpfen, Vermessen sowie Daten-Transfer in 60 Sekunden
Während all diese Innovationen jedem Zerspaner eine Erleichterung im Fertigungsprozess verschaffen, sich also auch von klein- und mittelständischen Unternehmen effizienzsteigernd nutzen lassen, zielte das Highlight auf dem EMO-Stand eher auf Unternehmen mit höchstem Automatisierungsgrad. Die Rede ist von dem neuen Haimer Automation Cube One, der in 60 Sekunden ein Werkzeug aus- und einschrumpfen, vermessen und die Daten zur Maschine und in Datenbanken transferieren kann.
„Wir haben in den letzten Jahren aus unserem Pilotprojekt ‚Automation Cube‘ gelernt. Entsprechend der Kundenwünsche ist unsere neue Roboterzelle so massiv wie eine Werkzeugmaschine aufgebaut“, sagt Andreas Haimer. Dazu habe man verschiedene Partner mit ins Boot geholt. Siemens lieferte die neueste CNC-Steuerung Sinumerik One. „Ohne die vollumfängliche, schnelle und hochkompetente Unterstützung von Siemens hätten wir diese neue Maschine nicht innerhalb einer Rekordzeit realisieren können“, betont Haimer. Am Ende arbeiteten darüber hinaus viele erfahrene globale und regionale Partner an der Realisierung des Projektes.
Die neue Roboterzelle, die das automatische Aus- und Einschrumpfen sowie das Vermessen von Gesamtwerkzeugen übernimmt, ist wesentlich größer und stabiler ausgeführt. Auch hinsichtlich der Werkzeugschnittstelle kann die neue Zelle bis zu drei verschiedene Schnittstellen gleichzeitig managen und bis zu elf Achsen übernehmen das Teilehandling.
Ein weiterer Hingucker war die auf der Messe vorgeführte Anbindung an Werkzeugmaschinenen, die AGVs (Automated Guided Vehicle / Fahrerlose Transportsysteme) von DMG Mori übernehmen. Sie ermöglichen die mannlose Versorgung der Maschinen einer Fertigungshalle. „In Zukunft werden solche System zentrale Funktionen in einer automatisierten Fertigung übernehmen“, ist Haimer überzeugt. Gerade in Zeiten eines zunehmenden Fachkräftemangels entstehen so neue Chancen und Möglichkeiten für Unternehmen stets die Werkzeugversorgung zu gewährleisten.