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Gestalten für ein komplexes Umfeld

Interface Design schafft die Grundlage für intuitives Fertigen
Gestalten für ein komplexes Umfeld

Die Fertigung ist einem großen Wandel unterworfen. Maschinen werden komplexer, die Erwartungen der Anwender steigen. Das wissen auch die Spezialisten von Schindler Creations, die sich mit Innovationsstrategien und Design für technisch anspruchsvolle Güter beschäftigen.

„Anfangs waren wir in der Industrie als ‚Emotionalisten‘ bekannt, die es geschafft haben, die Leistungsfähigkeit und Werte einer Maschine sichtbar zu machen“, so Florian Wille, Design Lead bei Schindler Creations. „Doch innerhalb weniger Jahre sind wir den Bedürfnissen unserer Kunden folgend zu Usability-Experten geworden und gestalten die gesamte Erfahrung des Benutzers mit der Maschine.“

Warum das so ist, macht er anhand eines Beispiels aus der Automobilindustrie deutlich: „Bis vor wenigen Jahren haben viele Maschinenbauer ihre Produkte ausschließlich über technische Merkmale beworben, ähnlich den Autobauern in den 60er Jahren, als diese die Funktionstüchtigkeit ihrer Bremsen bewarben. Heute ist klar, dass Autofahrer gut funktionierende Bremsen schlichtweg erwarten.“
Ähnlich verhalte es sich auch im Maschinenbau – Präzision und Schnelligkeit seien heute bei Weitem keine Alleinstellungsmerkmale mehr. Deshalb hätten Maschinenbauer begonnen, mit Hilfe von Design-Agenturen ansprechende Maschinen zu bauen. Und zwar solche, deren Aussehen die Markenwerte der Firma transportieren. „Allerdings mussten viele Maschinenbauer schnell feststellen, dass sich das Design einer Verhausung relativ leicht kopieren lässt. Deshalb haben einige wenige Hersteller seit kurzem begonnen, mit Hilfe von Usability-Experten und Designern das Erlebnis des Anwenders an der Maschine zu gestalten“, berichtet Wille.
„Industrie Designer beschäftigen sich gezielt mit ergonomischen Aspekten, formaler Qualität und der Servicefreundlichkeit einer Maschine“, so Wille weiter. Zusammen mit Interaction Designern werden Bedienkonzepte entwickelt, die sich in Bedienpulten und intelligenter Arbeitsvorbereitungssoftware wiederfinden. Service Designer gestalten Workflows und stellen sicher, dass auch die Dienstleistungen, die eine Maschine umgeben, von Anfang bis Ende durchdacht sind. „Da sich diese drei Bereiche stark überschneiden, ist eine sehr enge Zusammenarbeit der Disziplinen unabdingbar“, so Wille. „Es empfiehlt sich daher, einen strategischen Partner zu suchen, der ganzheitliche Lösungen aus Service-, Interaction- und Industrial Design aus einer Hand abdecken kann.“
Qualifikation sinkt, Komplexität steigt
Bei der Gestaltung der Berührungspunkte zwischen Mensch und Maschine sehen er und sein Team folgende Herausforderungen: „Eine Herausforderung besteht in der heterogenen Anwendergruppe. Das bedeutet: Es stehen zunehmend schlechter qualifizierte Anwender vor immer komplexer werdenden Maschinen.“ Die Herausforderung bestehe darin, intuitive Bedienkonzepte zu entwickeln, die sich dem Anwender von selbst erschließen – ohne dabei die bestehenden hochqualifizierten Bediener „zu vergraulen“. Denn diese reagierten äußerst sensibel auf Änderungen an Systemen, die sie über Jahre erlernt haben. „Solche Anwender sind nur durch solche Bedienkonzepte zu überzeugen, die es ihnen ermöglichen, schneller und vernetzter zu arbeiten und ihnen gleichzeitig mehr Übersicht und Kontrolle über ihre Arbeitsaufgaben bieten. Entscheidend für uns: Wir stellen die Anwender in das Zentrum aller Betrachtungen und Designentscheidungen. Das setzt voraus, dass wir zu Beginn des Designprozesses die Anwender und deren Arbeitsalltag genau betrachten.“
Eine weitere Herausforderung sieht Wille in den gestiegenen Erwartungen. „Seit sich sozusagen in fast jeder Jackentasche ein Smartphone findet, haben sich Anwender an eine professionell gestaltete User Experience gewöhnt. Dementsprechend erwarten sie auch eine ähnliche Benutzerfreundlichkeit was ihren Arbeitsplatz betrifft. Wir sehen diese Herausforderung aber auch als Chance, da sich viele Bedienparadigmen, die Benutzer am Smartphone erlernt haben, auf Maschinensteuerungen übertragen lassen.“
Ein weiteres Stichwort ist der Wandel von physisch zu virtuell: Viele Hersteller verlagern ehemals taktile Bedienelemente auf Touchscreens – meist in der Hoffnung, damit Kosten zu sparen. Industrietaugliche Taster und Schalter sind teuer, und die hohe Variantenvielfalt bei leicht unterschiedlichen Maschinentypen verursachen dabei hohe Kosten. Mit Touchcontrols kann eine Übersichtlichkeit geschaffen werden, wie sie mit physischen Bedienelementen schlichtweg unmöglich ist, da kontext-sensitiv nur die Controls angezeigt werden müssen, die für den aktuellen Arbeitsschritt notwendig sind. Dadurch wird deutlich mehr Platz geschaffen und die Bedienelemente können größer dargestellt werden, um dem Nachteil von Touchdisplays entgegenzuwirken – dem fehlenden taktilen Feedback.
„Abschließend können wir aus unserer Expertise sagen: Mit einer durchdachten und professionell gestalteten User-Experience gewinnt man nicht nur loyale Anwender, sondern schafft auch schwer kopierbare Alleinstellungsmerkmale“, stellt Wille fest. „Das ist angesichts des verschärften globalen Wettbewerbs und den damit verbundenen verkürzten Produktlebenszyklen ein Schlüsselfaktor. Hersteller, die das verstehen und dabei auch die ganzheitliche Benutzererfahrung in den Vordergrund stellen, werden zukünftig die Nase um eine Länge voraus haben.“ ■
Dominic Schindler Creations GmbHhttp://schindlercreations.com

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