mav: Herr Ruf, führt die Corona-Krise dazu, dass Werkzeug- und Maschinenbauer vermehrt auf digitale Verkaufs- und Fertigungsplattformen setzen?
Ruf: Sicherlich beschäftigen sich Werkzeug- und Maschinenbauer aufgrund der aktuellen Situation deutlich intensiver mit Potenzialen der Digitalisierung. Dies zeigt sich im Tagesgeschäft unter anderem in der fast flächendeckenden Nutzung von Videokonferenzen. Es ist durchaus zu beobachten, dass auch die Bereitschaft für digitale Verkaufs- und Fertigungsplattformen wächst. Ich kann bestätigen, dass sich unsere Kunden bei Verkaufs- und Kaufentscheidungen aktuell vermehrt für die Videotelefonie entscheiden, anstatt auf ein persönliches Vor-Ort-Meeting zu bestehen.
Wie hoch ist die Akzeptanz für Online-Plattformen in der Werkzeug- und Formenbaubranche unabhängig von der Covid-19-Pandemie?
Ruf: Die führenden Unternehmen der Werkzeug- und Formenbaubranche im deutschsprachigen Raum verfügen per se über eine ausgeprägte Innovationsdenke. Eine weitreichende Akzeptanz neue Wege zu gehen ist da. Zulieferunabhängige Online-Plattformen, beispielsweise zur Bauteilbeschaffung, werden nach meinem Kenntnisstand bisher aber nur vereinzelt in Anspruch genommen. Digitale Lösungen von Zulieferseite sind deutlich mehr und weitestgehend standardmäßig im Einsatz. Im Bereich des Gebrauchtmaschinenhandels sehen wir eine klare Tendenz zur Online-Plattform, anstatt die Maschine verschiedenen traditionellen Händlern anzubieten.
Wie unterscheidet sich der digitale Handel mit Maschinen vom traditionellen An- und Verkauf?
Ruf: Im Markt sind zwei digitale Plattformtypen zu unterscheiden – die digitalen Inseratsplattformen und die digitalen Handelsplattformen. Erstere verbindet Käufer und Verkäufer, unterstützt aber nicht in der Verhandlung, Kauf-, Logistik- und Zahlungsabwicklung. Der einzubringende Zeitaufwand ist hier vor allem für den Verkäufer sehr hoch. Die digitale Handelsplattform geht über die reine Inserierung hinaus und bietet mit einer ganzheitlichen Transaktionsabwicklung den Vorteil eines Rundum-sorglos-Pakets. Der Verkäufer kann sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren und der Käufer kann mit einer professionellen Betreuung rechnen. Beide Plattformtypen bieten durchgehende Verfügbarkeit und internationale Reichweite. Die digitale Handelsplattform liefert über das ganzheitliche Transaktionsmanagement noch den Vorteil des geringstmöglichen Aufwands bei maximaler Preis-Optimierung. Wir bei Gindumac kombinieren diese Vorteile, indem wir mit unserer gemanagten Online-Plattform beide Plattformtypen vereinen.
Die größten Hemmnisse bei der Nutzung von digitalen Plattformen sind laut einer Bitkom-Studie Datenschutz und IT-Sicherheit. Ist das unbegründet oder worauf sollte man achten?
Ruf: Meiner Meinung nach sind Hemmnisse bei der Nutzung von digitalen Plattformen unbegründet, da professioneller Datenschutz und höchstmögliche IT-Sicherheit in der Natur von Online-Geschäftsmodellen liegen. Dennoch sollten Nutzer bei der Dateneingabe und Datenübertragung auf Online-Plattformen stets die Schutzbedürftigkeit ihrer Daten insbesondere im Zusammenhang mit bestehenden Geheimhaltungsvereinbarungen auf Kundenseite im Blick haben. In der Nutzung von Cloud-Plattformen, welche Daten aus der Produktion abbilden, ist das Ganze nochmals anders zu betrachten. Hier ist es wichtig, sich sehr gut zu informieren, wo die Daten liegen und wer diese verwaltet.
Gindumac GmbH
www.gindumac.de