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Von der realen Fertigung zur digitalen Plattform

Neue Geschäftsmodelle im Zeitalter von Industrie 4.0 verändern Markt- und Branchenstrukturen
Von der realen Fertigung zur digitalen Plattform

Von der realen Fertigung zur digitalen Plattform
Die Entwicklung der Produktion im Einklang mit Industrie 4.0 zu gestalten, fordert die Geschäftsregeln und die Dynamik der bestehenden Zuliefererlandschaften heraus. Bild: Komet Group
Die Diskussion des Hype-Themas Industrie 4.0 in der Branche wandelt sich. War in den ersten Jahren viel über technische Grundlagen debattiert worden, so formieren sich nun die ersten digitalen Plattformen im Markt, auf deren Basis neuartige Geschäftsmodelle entstehen sollen. Um diese realisieren zu können, sind jedoch auch neue Formen der branchenübergreifenden Kooperation notwendig.

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Für 57 Prozent der deutschen Industriebetriebe steht fest, dass sich ihr Geschäftsmodell in den kommenden fünf Jahren aufgrund von Smart Factory und vernetzten Produkten spürbar verändern wird – so eine Studie des Beratungshauses Staufen. Dabei erwarten 72 Prozent, mit dem Umbau zur intelligenten Fabrik wirtschaftlich erfolgreicher zu werden. „Industrie 4.0 bietet kleinen und mittlere Unternehmen mehr Chancen als Risiken“, glaubt auch Prof. Dr.-Ing. Thomas Bauernhansl, Leiter des Fraunhofer IPA und Mitglied im Strategiekreis der Plattform Industrie 4.0 der Bundesregierung.

Dass die durchgängige Digitalisierung der Prozesskette in der Fertigung die Voraussetzung für den Erfolg darstellt, ist unbestritten. Dennoch kreist die Diskussion nicht mehr vorrangig um die Standardisierung des Datenaustauschs oder die Transformation industrieller Komponenten und Anlagen in Cyber-phyische Systeme. „Die einzelnen Komponenten einer Industrie-4.0-Lösung sind in der Regel am Markt verfügbar“, konstatiert Dr.-Ing. E.h. Manfred Wittenstein, dessen Unternehmen mit der Fellbacher Innovationsfabrik eines der deutschen Vorzeigeprojekte geschaffen hat. Der eigentliche Engpass sei, dass die Integration der einzelnen Bausteine zu einer Industrie-4.0-Lösung oft nicht mittelstandsgerecht erfolge. Der Wettbewerb „100 Orte für Industrie 4.0“ in Baden-Württemberg zeige aber, dass viele Mittelständler schon pragmatische Lösungen entwickelt haben.
So rückt zunehmend die Suche nach neuen Geschäftsmodellen auf Basis der vernetzten Produktion in den Blickpunkt. Denn die Digitalisierung der Industrie verändert die Markt- und Branchenstrukturen. Geschäftsmodell-Innovationen, gepaart mit digitalen Produkten und Services, böten die Möglichkeit, neue Nutzenfelder für die Kunden zu erschließen, so die Unternehmensberater von Dr. Wieselhuber & Partner. Um die dominierende Rolle in ihren Marktsegmenten zu behalten, müssten Maschinen- und Anlagenbauer neue Service-orientierte Konzepte auf Basis vernetzter Produkte und innovativer Software anbieten.
Große Player wie DMG Mori, Siemens oder Trumpf haben den Schuss gehört und arbeiten massiv am Aufbau von Cloud-Plattformen, die ein Ökosystem für die Vermarktung neuer digitaler Produkte und Services schaffen sollen – auch um zu verhindern, dass am Ende große IT-Konzerne à la Amazon den Gewinn aus der Digitalisierung der Fertigung einstreichen. Der Begriff Ökosystem impliziert dabei schon, dass man es nicht mehr mit bilateralen Anbieter-Kunde-Beziehungen zu tun haben wird. „Coopetition“ nennt Bauernhansl den neuen Ansatz, der Zusammenarbeit und Wettbewerb zum Nutzen des Kunden zusammenbringt. Dabei werden neue Synergien und Partnerschaften entstehen zwischen Automatisierern, IT- und Messtechnikspezialisten sowie Finanzunternehmen.
Zulieferer stehen vor einer Doppelaufgabe
Diese neuen Geschäftsszenarien der Zusammenarbeit, betreffen nicht nur die Maschinen- und Anlagenbauer, sondern auch die gesamte Zuliefererlandschaft. „Das neue Ökosystem der Industrie-4.0-Zulieferer könnte bis 2020 einen Wert von 420 Milliarden US-Dollar umsetzen“, prognostiziert Frost&Sullivan-Analyst Muthukumar Viswanathan. Um den Gewinn abzuschöpfen, sieht der Analyst Zulieferunternehmen mit einer Doppelaufgabe konfrontiert: Einerseits müssten sie vorhandene Produkte durch Kooperation verbessern, andererseits den Wert für die Kunden diversifizieren, indem sie End-to-End-Lösungen bereitstellten, die die traditionellen Grenzen überschreiten.
Dabei müsse jedes Unternehmen für sich bestimmen, wo die größten Potenziale liegen, und dort zunächst die Schwerpunkte setzen, merkt Wittenstein an. „Ein Automobilzulieferer auf Tier-2-Ebene wird sich möglicherweise schwer dabei tun, kurzfristig sein Geschäftsmodell grundsätzlich zu ändern. Für ihn könnte es erst einmal darum gehen, die Produktion noch flexibler zu gestalten. Hingegen könnte ein Hersteller von Möbeln sicherlich über ein geändertes Geschäftsmodell nachdenken und dem Kunden anbieten, frei gestaltete Möbel herzustellen.“ Aber auch dafür seien Anpassungen notwendig.
Einig sind sich die Experten jedenfalls, dass die Digitalisierung der Fertigung die Art und Weise, wie Zulieferer künftig ihre Lösungen und Dienstleistungen anbieten, grundlegend verändern wird. Staufen-Vorstand Martin Haas ist sich sicher: „Die konsequente Umsetzung des Industrie-4.0-Gedankens wird in Zukunft die Grundlage des wirtschaftlichen Erfolgs werden.“

Service-Orientierung erweitert Nutzenfelder

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Einsatzbereiche für Industrie 4.0

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