St. Georgen im südlichen Schwarzwald war vor rund 100 Jahren Dreh- und Angelpunkt der Schwarzwälder Uhrenindustrie. Auch die dort ansässige Gerland KG begann als Kuckucksuhrenhersteller, bevor sie sich zum Spezialisten für Präzisionsdrehteile weiterentwickelte. Geschäftsführer Andreas Paul erklärt, dass der regionale Mitbewerb noch immer groß ist: „Im Schwarzwald gibt es ja in fast jedem Ort mindestens einen Drehteilehersteller.“
Um sich von der Konkurrenz abzuheben, setzt er auf ein breites Angebot: „Heutzutage möchten viele Kunden ein möglichst großes Portfolio aus einer Hand beziehen. Darauf haben wir uns eingerichtet. Wir sind in der Lage, einfache bis komplexe Drehteile in einer Größenordnung zwischen drei und 42 Millimeter Durchmesser zu liefern – ob als Prototypen von wenigen 100 Stück oder als Großserien von mehreren Millionen pro Jahr.“
Zentrales Element der Fertigung ist ein moderner Maschinenpark mit rund 50 CNC-gesteuerten Drehautomaten jüngster Generation – Lang- und Kurzdreher sowie CNC-Mehrspindler und kurvengesteuerte Mehrspindler. Ausgestattet mit C-Achsen, Y-Achsen und Gegenspindeln erlauben sie den Gerland-Drehspezialisten eine wirtschaftliche Bearbeitung für jede noch so komplexe Anforderung. „Knifflige Teile sind uns am liebsten“, betont Paul. „Denn gerne bringen wir unser Fertigungs-Knowhow bereits in der Entwicklungsphase beim Kunden ein.“
Breites Werkstoffspektrum: von Messing bis V4A
Unabhängig von der Komplexität entstehen bei Gerland viele Teile aus Messing – ein Knowhow, das noch auf die Uhrenherstellung zurückgeht. Doch für Anwendungen z. B. in der Lebensmittelindustrie, in der Mess- und Regeltechnik oder im medizinischen Apparatebau fordern Kunden Varianten aus V4A und anderen schwer zerspanbaren Werkstoffen. Gerland ist darauf eingestellt und der Maschinenpark dementsprechend ausgestattet, wie Andreas Paul erklärt: „Um diese anspruchsvollen Werkstoffe präzise zerspanen zu können, müssen maschinenseitig optimale Voraussetzungen gegeben sein. Außerdem ist eine Hochdruckanlage unerlässlich, um die Späne abzuführen und den KSS an die Schneide zu bringen.“
Einige seiner Drehautomaten ließ er deshalb mit einer fest installierten Kombination aus Späneförderer, Filteranlage und Hochdruckpumpe ergänzen – von Knoll Maschinenbau. Paul schätzt die Zusammenarbeit mit dem Bad Saulgauer Unternehmen: „Knoll ist ein sehr zuverlässiger Partner, der uns seit Jahren jeden Späneförderer exakt auf die jeweilige Maschine bzw. Hallenumgebung anpasst. Mit den darauf aufgesetzten Filtern und Pumpen sorgt Knoll dafür, dass der Kühlschmierstoff stets in hoher Reinheit und mit optimalem Druck zur Verfügung steht.“
Die Mitarbeiter in der Fertigung sind auch von der einfachen Handhabung und dem geringen Wartungsaufwand der Knoll-Produkte begeistert. Insbesondere deren Langzeitqualität und hohe Verfügbarkeit werden geschätzt und sind von großer Bedeutung, denn viele Maschinen laufen im Dauerbetrieb.
Mobile Hochdruckanlage bietet Versorgung bei Bedarf
Vor kurzem entwickelte Knoll als Alternative zu derartiger festinstallierter KSS-Versorgung die mobile Hochdruckanlage Lubicool. Das kompakte Gerät lässt sich auf Rollen zu den Kurz-/Langdrehautomaten fahren, die für spezielle Aufträge eine Hochdruckversorgung benötigen. Das spart die Kosten für jeweilige Festinstallationen. Durch die universelle steuerungstechnische Schnittstelle kann Lubicool ohne technische Anpassung an jede Werkzeugmaschine angeschlossen werden. Die mechanische Verbindung geschieht über übliche Schlauchkupplungen nach dem Plug-and-Play-Prinzip.
Das Innenleben des Aggregats besteht aus einem Kompaktfilter KF mit Filtervlies, dem eine Transferpumpe den verunreinigten Kühlschmierstoff aus der Werkzeugmaschine zuführt. Er trennt Späne und Fremdstoffe vom KSS, der danach in den Reintank fließt und schließlich via Hochdruckpumpe – einer Schraubenspindelpumpe KTS – wieder zur Werkzeugmaschine gefördert wird.
Weiterer Bestandteil von Lubicool ist das von Knoll entwickelte Bedienkonzept Smart-Connect, bei dem ein kleiner Industrie-PC an die Anlagen-SPS angeschlossen ist. Über ein 7″-Touch-Display kann der Anwender auf die Anlage zugreifen, Zustände visualisieren, Parameter prüfen und verändern sowie auf Handbetrieb umstellen. Eine LED-Statusleuchte hilft dabei, den Betriebszustand stets im Blick zu behalten.
Umfangreicher Praxistest vor dem Markteintritt
Um Lubicool auf Herz und Nieren – oder besser auf Pump- und Filterleistung – zu prüfen, suchte Knoll Feldtestpartner und wählte unter anderem Gerland aus. Produktmanager Marco Lutz freut sich über das Einverständnis der Präzisionszerspaner: „Lubicool ist ein Standardprodukt, das möglichst vielseitig getestet werden sollte. Durch die große Bandbreite an Drehautomaten, Werkstücken und Materialien ist Gerland prädestiniert für den von uns gewünschten, mehrere Monate dauernden Testbetrieb.“
Die räumliche Nähe von gut 100 km ermöglichte Knoll eine intensive Betreuung. Durch die Installation an zweierlei Drehautomaten, die im 24/7-Betrieb laufen, konnten einige Anfangsschwächen aufgespürt und beseitigt werden. Auch für Paul war es interessant, die mobile Hochdruckanlage von Knoll zu testen, zumal er den Vergleich mit zwei ähnlichen Produkten anderer Hersteller ziehen kann.
Wie dieser ausfiel, verrät seine Entscheidung, das Lubicool-M-Gerät nach der Feldtestphase, die von Juni bis Jahresende dauerte, zu übernehmen. Denn die Präzisionsdreher waren damit hoch zufrieden. „Die Vorteile beginnen schon beim äußeren Erscheinungsbild“, urteilt Paul. „Lubicool ist kompakt aufgebaut trotz der umfangreichen Ausstattung. Zudem ist das Steuerungsdisplay übersichtlich gestaltet, so dass das Gerät einfach und schnell bedient werden kann. Dazu gehört auch die Abfrage der Anlagenzustände, wobei der aktuelle Zustand über ein LED-Signalsystem schon von weitem erkennbar ist.“
Feldtest bestätigt vielfältige Stärken
Worauf es noch mehr ankommt, ist die Leistung des Systems und dessen Verfügbarkeit. Diesbezüglich hebt Paul hervor, dass der Vliesfilter mit bis zu 20 µm Filterfeinheit bessere Werte erreicht als seine anderen mobilen Geräte, die mit Kartuschen oder Rückspülfilter ausgestattet sind: „Die höhere Reinheit des KSS kommt uns einerseits bei der Qualität der Bearbeitung zugute, andererseits wird der Verschleiß der Pumpen minimiert.“
Die Schraubenspindelpumpe KTS ist in der Lage, Hochdruck bis zu 150 bar zu erzeugen. Für Gerland genügen zumeist Drücke zwischen 80 und 120 bar. Dafür müssen aber – für die Zerspanung an Haupt- und Gegenspindel – mehrere Werkzeuge gleichzeitig mit KSS unter entsprechendem Druck versorgt werden. Der hohe Volumenstrom von bis zu 27 l/min erwies sich für die bei Gerland üblichen Bearbeitungsprozesse als ausreichend.
Da die Hochdruckpumpe mit einem Frequenzregler ausgestattet ist, sind Druckeinbrüche bei Werkzeugwechseln etc. ausgeschlossen. Ein bei Gerland sehr willkommenes Kriterium, das Lubicool-M von anderen mobilen Hochdruckgeräten unterscheidet. Mit der Frequenzregelung ist zudem ein geringerer Energieverbrauch verbunden, da die Stromaufnahme dem benötigten Volumenstrom angepasst ist und nicht permanent 100 Prozent betragen muss.
Bewährte Komponenten sichern hohe Verfügbarkeit
Schließlich Pauls Urteil zur Verfügbarkeit des Geräts: „Nach den Verbesserungen zu Anfang der Feldtestphase war das mobile Hochdruckgerät von Knoll problemfrei rund um die Uhr im Einsatz. Wir gehen davon aus, dass diese Zuverlässigkeit sich auch in den nächsten Jahren nicht ändert, denn so sind wir das von den anderen Knoll-Anlagen gewöhnt. Und in Lubicool sind die gleichen bewährten Komponenten verbaut.“
Produktmanager Lutz bestätigt dies und weist darauf hin, dass die eingesetzten Filter und Pumpen keine Zukaufteile seien, sondern von Knoll selbst in Bad Saulgau hergestellt wütfrn: „Wir produzieren Tausende Pumpen und Kompaktbandfilter pro Jahr. Durch die Entwicklung und Fertigung im eigenen Haus können wir schnell auf geänderte Anforderungen reagieren und sogar Einfluss auf die Komponentengestaltung nehmen.“
Wie schnell Knoll auf Kundenwünsche reagiert, zeigt die Erweiterung der Produktpalette: Auf der EMO 2019 feierte der „große Bruder“ der M-Version, Lubicool-L, seine Premiere. Er ist für größere Drehzentren sowie kleine und mittlere Bearbeitungszentren ausgelegt, die höhere Volumenströme erfordern. Hier wird die Hochdruckpumpe KTS 25-50 mit einer Kreiselpumpe TG 30 zur Spülung ergänzt. Optional ist eine Hebepumpe BS 40 integrierbar, die eine autarke Hochdruckversorgung gewährleistet.
Knoll Maschinenbau GmbH
www.knoll-mb.de
Gerland KG
www.gerland-drehteile.de
KNOLL Maschinenbau GmbH
Schwarzachstraße 20
D-88348 Bad Saulgau
Tel. +49 7581 2008–0
E-Mail info.itworks@knoll-mb.de
Web www.knoll-mb.de
Hochdruck
Garant für anspruchsvolle Drehteile
1926 in Triberg als Hans Gerland Fassondrehteile gegründet, zog das Unternehmen im Jahr 2006 als Gerland KG an den heutigen Standort in St. Georgen. Auf einer Fläche von ca. 3000 m2 produziert der Familienbetrieb in mittlerweile vierter Generation Präzisionsdrehteile für die Automatisierungs-, Mess- und Regeltechnik sowie Hydraulik, Pneumatik und Apparatebau. Ein wachsender Anteil geht in den Export nach Osteuropa, China und in die USA.