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Grindinghub: Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer VDW, im Interview

Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken)
„Wir zeigen die gesamte Wertschöpfungskette des Schleifens“

„Wir zeigen die gesamte Wertschöpfungskette des Schleifens“
VDW-Geschäftsführer Dr. Wilfried Schäfer: „Die stärkere internationale Ausrichtung war den Ausstellern ein ganz wichtiges Anliegen.“ Bild: VDW
Vom 17. bis 20. Mai 2022 feiert die Grindinghub in Stuttgart ihre Premiere. Was den Anstoß zur Schaffung der neuen Schleifmesse gegeben hat und welche Technologietrends die Schleiftechnikbranche bestimmen, erläutert Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer des Veranstalters VDW.

Das Interview führte: Dr. Frank-Michael Kieß

mav: Was war die Motivation, eine neue Schleiftechnik-Messe ins Leben zu rufen? Haben Sie Marktpotenzial gesehen, oder kam der Anstoß von Unternehmensseite?

Schäfer: Anfang 2021 haben uns verschiedene Firmen angesprochen und den dringenden Wunsch geäußert, einen neuen Treffpunkt für die internationale Schleiftechnikindustrie zu etablieren. Im Dialog mit ihnen haben wir gemeinsam die neue Messe konzipiert, einen Namen gefunden und einen Termin festgelegt.

mav: Sie haben eine Reihe von Landesverbänden dafür gewonnen. Wie wichtig ist Ihnen eine internationale Ausrichtung?

Schäfer: Die stärkere internationale Ausrichtung war ein ganz wichtiges Anliegen der Aussteller, die uns um Unterstützung gebeten haben. Die Kooperation mit Swissmem, dem Schweizer Verband der Maschinen-, Metall- und Elektroindustrie, als ideellem Träger unterstreicht dies. Denn die Schweiz ist ein wichtiger Markt für die Schleiftechnik und stellt die zweitgrößte Ausstellergruppe.

mav: Spielte das auch bei der Wahl des Standorts Stuttgart eine Rolle ?

Schäfer: Nachdem wir verschiedene Optionen geprüft hatten, fiel die Wahl sehr schnell auf Stuttgart. Die zentrale Lage und die gute internationale Anbindung per Auto, Bus, Bahn oder Flugzeug war dabei natürlich ein großer Pluspunkt, weil sie die Anreise von Besucherinnen und Besuchern aus aller Welt sehr leicht macht. Ein weiterer Grund war die jahrelange Erfahrung der Messegesellschaft mit Investitionsgüterveranstaltungen sowie unsere gute Zusammenarbeit in etlichen anderen Projekten.

mav: Wie sieht die Aufgabenaufteilung mit der Messe Stuttgart aus?

Schäfer: Veranstalter ist der VDW. Die Messe Stuttgart unterstützt uns auf vielfältige Weise: als Berater vor Ort in organisatorischen und logistischen Fragen, bei der Ausstellerakquise, bei der Besucherwerbung u. v. m.

mav: Die Grindtec in Ausgburg hat sich aus dem Bereich Werkzeugschleifen heraus entwickelt. Wie setzen Sie die inhaltlichen Schwerpunkte?

Schäfer: Wir nehmen das Motto „Brings solutions to the surface“ wörtlich. Das heißt, wir zeigen die gesamte Wertschöpfungskette des Schleifens: von den Maschinen über die Werkzeuge bis hin zu den Komponenten. Wir wollen eine zukunftsorientierte Messe mit innovativen Lösungen bieten, die für Anwender einen praktischen Nutzen haben. Hierbei haben wir alle Verfahren im Blick.

mav: Welche thematische Gliederung können wir auf der Grindinghub erwarten?

Schäfer: Auf der Grindinghub präsentieren sich Aussteller in 39 Produktkategorien rund um die Schleiftechnik. Zudem schaffen wir mit unseren beiden Sonderausstellungsbereichen, dem Grinding Solution Park Industry und dem Grinding Solution Park Wissenschaft, den Spagat zwischen Wirtschaft und Forschung und tragen zu einer noch engeren Verzahnung beider Bereiche bei. Die Hallen selbst sind in Ihrer Aufteilung thematisch gemischt.

mav: Welche großen Technologietrends werden die Schleiftechnikbranche in den kommenden Jahren beschäftigen?

Schäfer: Zunächst sollte man festhalten, dass es nicht unbedingt immer nur große Trends sein müssen. Schleiftechnik ist Hochpräzision, da finden bemerkenswerte Verbesserungen oftmals sprichwörtlich im Kleinen statt. Insbesondere Prozessketten wie Weichbearbeitung, Härten und Hartbearbeitung sind mittlerweile hochgradig integriert und automatisiert, bis hin zur Inline-Messtechnik. Nachhaltigkeit in allen Aspekten ist ein weiteres wichtiges Thema – angefangen vom Energieeinsatz insgesamt über die Prozessoptimierung, gerade auch bei neuen Werkstoffen, effektive Nutzung von Kühlschmiermitteln bis hin zu optimierten Schneidengeometrien im Werkzeugschleifen. Zu den großen Technologietrends zählt außerdem definitiv die Vernetzung der Produktion entlang der gesamten Prozesskette und die Nutzung digitaler Zwillinge zum optimalen Einsatz von Schleifprozessen.

Schleiftechnik: Effiziente Prozessführung spart Kosten

mav: Im Zuge von Mobilitätswandel und Nachhaltigkeitstrend steigen die Anforderungen an die Präzision. Wächst damit die Bedeutung der Schleiftechnik?

Schäfer: Präzision insgesamt bedeutet ja die Minimierung etwa von Reibungsverlusten und damit Energie- oder Ressourcenverschwendung. Insofern hatte die Schleiftechnik schon immer einen wichtigen Anteil daran, bewegte Teile wie Achsen und Wellen möglichst reibungsarm zu gestalten – zumal Schleiftechnik als Feinbearbeitungsverfahren ja hier ohnehin ihr Kerneinsatzgebiet hat. Man könnte auch sagen: Aufwendiges Schleifen war seit jeher ein wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit für den Einsatz der Bauteile. Natürlich stellt der Wandel im Antriebsstrang hin zur Elektromobilität eigene Herausforderungen an das Schleifen, da beispielsweise Geräusche von Lagern, Zahnrädern oder Getrieben, die sonst durch Motorgeräusche überlagert wurden, nun hörbar werden. Ein weiterer Aspekt der Nachhaltigkeit ist sicherlich der Bedarf an mehr Wirtschaftlichkeit. Beim Schleifen kann dies durch Automatisierung, vernetzte Produktion, bessere Abstimmung von Bauteileigenschaften und Funktionsverhalten sowie einen zielgerichteten Einsatz verbrauchs- und funktionsoptimierter Produkte und der notwendigen Schleifprozesse erreicht werden.

mav: Wie lassen sich diese Anforderungen künftig erfüllen? Durch Digitalisierung?

Schäfer: Digitalisierung, Automation und Konnektivität gehören zu den großen Metathemen, die nicht nur unsere Branche und die Schleiftechnik betreffen, sondern die gesamte Welt der Produktion umwälzen und voranbringen. Fest steht, dass ein Aspekt der Digitalisierung, nämlich Transparenz der Abläufe und der Auslastung, ein wichtiger Baustein zur Minimierung von Verschwendung ist. Durch den „digitalen Zwilling“ eines Produkts lässt sich verfolgen, wie sich etwa Nutzung, Belastung, Lebensdauer und Verfügbarkeit miteinander in Einklang bringen lassen. Am Anfang all dieser Themen steht natürlich die durchgängige Verfügbarkeit von Daten. Hier haben beispielsweise der VDW und der VDMA mit der Initiative „Umati“ (Universal machine technology interface) eine Community gegründet, die sich für den Einsatz offener Schnittstellenstandards im Maschinen- und Anlagenbau einsetzt. Damit faire Bedingungen für den Zugang und die Nutzung zu Daten für alle Akteure am Markt, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen, möglich sind. Welche konkreten Lösungen es zu den neuen Anforderungen gibt, werden die Aussteller im Mai in Stuttgart zeigen.

mav: Welche Bedeutung haben die Schleiftechniker innerhalb Ihres Verbandes?

Schäfer: Schleiftechnik gehört zu den Top-Fertigungsverfahren innerhalb der Werkzeugmaschinenindustrie. International ist sie eine kleine, aber feine Branche mit einem Anteil von 7 % an der weltweiten Werkzeugmaschinenproduktion. Dementsprechend ist sie auch in unserem Verband zahlenmäßig weniger stark vertreten als andere Bereiche, aber dennoch enorm wichtig. Der VDW betreut auch einen Arbeitskreis Schleiftechnik, in dem die vorwettbewerbliche Forschung für die Branchen vorangetrieben wird.

mav: Wie sind die aktuellen Zahlen bezüglich Ausstellern und Fläche?

Schäfer: Insgesamt sind aktuell (Stand 11.04.2022; d. Red.) rund 370 Aussteller aus 24 Ländern zur Grindinghub angemeldet. Sie belegen etwa 17 800 m2 Nettoausstellungsfläche, die sich auf die Hallen 7, 9 und 10 verteilen. Zu den Top-5-Sektoren zählen Rund- und Unrundschleifmaschinen, Schleif-, Polier- und Honmittel, Werkzeugschleifmaschinen für Schneid- und Zerspanwerkzeuge, Entsorgung und Aufbereitung von Kühlschmierstoff sowie Flachschleifmaschinen. Damit hoffen wir, eine ebenso breite wie auch spezialisierte Besucherschaft anzusprechen.

Schleiftechnik-Hersteller engagieren sich für Stuttgart

mav: Eine interessante Marketing-Idee sind die UGOs. (Unknown Grinding Objects). Wer hat sich das einfallen lassen? In welcher Form werden wir das auf der Messe wiederfinden?

Schäfer: Die Besucherwerbekampagne haben wir gemeinsam mit unserer Kreativagentur entwickelt. Sie orientiert sich in der Bildsprache und der Wortwahl an der Sensationsberichterstattung der weltweiten UFO-Phänomene. Zunächst ähnlich wie die Grindinghub noch unbekannt, weiß heute jeder, was ein UFO ist. Ähnliches wünschen wir uns für die UGOs auf der Messe. Das neue Phänomen wird mit dem Erscheinen ungewöhnlicher Entwicklungen, Prozesse und Trends spektakulär in Szene gesetzt. Die Kampagne wird in diesem Sinne überall auf der Grindinghub anzutreffen sein. Natürlich unterstützen wir das schon jetzt und auch zur Messelaufzeit mit der gesamten Palette der Besucherwerbung: von analogen Elementen wie Give Aways, Werbeflächen und Pressematerialien bis hin zu digitalen Highlights wie Videos, Social-Media-Content und Newslettern. Anfang April ist auch unsere Challenge #ShowYourUGO gestartet, bei der wir alle Aussteller dazu aufrufen, ihr UGO in Szene zu setzen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

Grindinghub
www.grindinghub.de

Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V. (VDW)
Lyoner Straße 18
D-60528 Frankfurt am Main
Telefon: +49 69 756081–0
E-Mail: vdw@vdw.de
Internet: www.vdw.de

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