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Werkzeugmaschinenindustrie will sich neu erfinden

125 Jahre VDW: Verband fokussiert auf Zukunftschancen
Werkzeugmaschinenindustrie will sich neu erfinden

Werkzeugmaschinenindustrie will sich neu erfinden
Zum 125-jährigen Verbandsjubiläum hat der VDW-Vorsitzende Dr. Heinz-Jürgen Prokop die Chancen herausgestellt, durch Vernetzung neuen Kundennutzen zu generieren.
Zukunftsorientiert hat sich der VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) angesichts seines stolzen Jubiläums präsentiert: 400 geladene Gäste aus Industrie, Wissenschaft, Medien und Verbänden feierten am 16. Juni in Frankfurt/M. mit einem Festakt und einem sommerlichen Festabend das 125-jährige Bestehen des Branchenverbands. „Aus einer Position der Stärke heraus gilt es für die deutschen Werkzeugmaschinenhersteller, die Veränderungen in den Märkten, bei den Kunden, der Technik und den Produkten zu nutzen, um neue Chancen für mehr Wettbewerbsfähigkeit zu generieren“, sagte der VDW-Vorsitzende Dr. Heinz-Jürgen Prokop.

Eine der großen Aufgaben für die nahe Zukunft bestehe in der Erschließung neuer Wachstumsmärkte. Derzeit sei die Branche mit starken Verschiebungen in der Exportstruktur konfrontiert, analysiert der VDW-Vorsitzende. China, seit 2003 mit Abstand größter Exportmarkt für die deutschen Hersteller mit einem Anteil von zeitweise bis zu einem Drittel, verliere an Gewicht. Die Hoffnung auf die Reindustrialisierung der USA mit hohen Investitionen in die Produktionstechnik bleibe bisher in der Breite unerfüllt. Auch Russland, über viele Jahre drittstärkster Markt, werde diese Rolle in absehbarer Zeit nicht mehr einnehmen. Europa rücke daher wieder verstärkt in den Blickwinkel der deutschen Firmen, weil die europäischen Kunden mit hohen Qualitätsanforderungen im Weltmarkt konfrontiert sind und investieren.
Vielversprechend seien jedoch vor allem die Asean-Region und Indien. Sie böten großes Potenzial für die Werkzeugmaschinenindustrie. Hier gelte es, die Kunden mit besseren Angeboten zu überzeugen und dem dort führenden Wettbewerber Japan konsequent Marktanteile abzuringen. „Das heißt mehr Engagement, mehr Präsenz, mehr Investitionen und gegebenenfalls auch mehr Kooperationen, im Fall, dass ein Mittelständler nicht alles Erforderliche allein stemmen kann“, stellt Prokop klar.
Vor einem Paradigmenwechsel und Wandel seines Geschäftsmodells mit starken Auswirkungen auf die Produktionsausrüster steht die Automobilindustrie, größter Abnehmer von Werkzeugmaschinen. Treiber sind u. a. regulatorische Anforderungen aus der Politik und die zunehmende Urbanisierung der Gesellschaft. Zentrale Themen sind der technologische Wandel vom Verbren-nungsmotor zu alternativen Antriebsformen sowie das vernetzte und automati-sierte Fahren. Neue, branchenfremde Wettbewerber wie Tesla oder Google treten in den Markt. Hinzu kommen neue Services für Kunden, etwa Car-Sharing-Modelle. Digitalisierung und Vernetzung machen es möglich. „Diese Entwicklung müssen wir im Blick behalten“, mahnt Prokop.
Angesichts des hohen technischen Reifgrades der Maschinen besteht eine weitere Herausforderung in der Ausweitung des Dienstleistungsangebots mit verbessertem Kundennutzen. „Erfolgreich werden wir im Weltmarkt nur bleiben, wenn die Produkte weiterhin technisch führend sind und durch weiterentwickelte und zusätzliche Dienstleistungen ergänzt werden“, ist Prokop überzeugt.
Industrie 4.0 eröffnet dazu große Chancen. „Es geht darum, neuen Kundennutzen durch Vernetzung zu generieren. Wie im privaten Leben auch, können sehr viele Tätigkeiten vereinfacht oder sogar automatisiert werden“, weiß Prokop. Das Denken in Vernetzungslösungen sei für viele Unternehmen jedoch noch neu und benötige einen veränderten Blickwinkel.
Von der vertikalen zur horizontalen Sichtweise, heißt die Devise. Die Maschine dürfe nicht mehr allein im Fokus stehen. Vielmehr müsse sie optimal in die Intralogistik eines Unternehmens eingebettet werden. Daraus entstehen Fragen: Wie kommen z. B. die Werkstücke optimal in die Maschine? Wie geben die Maschinen den Werkstücken eine Identität, und wie reichern sie diese weiter an? Wie werden Werkstücke Aufträgen zugeordnet, verfolgt und jederzeit auffindbar?
Antworten darauf führen zu Angeboten und Dienstleistungen, die neuen Kundenutzen schaffen. Auch könnten völlig neue Maschinenkonzepte entstehen, neue Assistenzsysteme oder Lösungen für den Materialfluss und die Teileverfolgung. Für die Umsetung seien die Werkzeugmaschinenhersteller, die mitten im Produktionsprozess zu Hause sind, so Prokop. „Ein großes Feld, das in Teilbereichen noch weitgehend brach liegt und die Kreativität der Hersteller massiv anspornt.“
Die wertvollste Ressource für die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie sieht der VDW in gut ausgebildete,n hochqualifizierten und sehr engagierten Mitarbeitern, die ihre Aufgaben beherrschen und mit hoher Motivation daran arbeiten. Die schnellen technischen Veränderungen im Zusammenhang mit Industrie 4.0 verlangten jedoch auch neue Kompetenzen von ihnen.
Vor diesem Hintergrund fordert Prokop eine Exzellenzinitiative für die berufliche Bildung. Dazu gehöre die Stärkung des Images der Berufsausbildung und technischer Berufsbilder. Vor allem gelte es jedoch, eine ausreichende Finanzierung der Berufsschulen für Ausstattung und Weiterbildung zu sichern, damit junge Menschen auf dem neuesten Stand der Technik ausgebildet werden können.
Der Branche selbst schreibt Prokop ins Stammbuch, dass es ihr gelingen müsse, die so genannten Digital Natives für die Werkzeugmaschinenindustrie zu begeistern, um die Potenziale der Vernetzung auch wirklich heben zu können. „Trotz Hightech in der Werkzeugmaschine, leistungsfähigen Steuerungen, Automatisierungslösungen oder Einsatz von künstlicher Intelligenz wird unsere Branche in der IT-Welt als konservativ angesehen. Das muss sich ändern!“ Ein erster Schritt sei das Projekt „Fachkraft für digitale Fertigungsprozesse“ der VDW-Nachwuchsstiftung.
„Die geschilderten Entwicklungen haben allesamt große Auswirkungen auf die Werkzeugmaschinenindustrie, führen gar zu Umwälzungen“, so das Fazit des VDW-Vorsitzenden. „Jedoch hat die Branche auch in der Vergangenheit immer wieder Veränderungen bewältigt. Immer konnte sie sehr gut mithalten, Entwicklungen aus anderen Bereichen für sich adaptieren und sich selbst neu erfinden. Das zeigen 125 Jahre VDW. Daher sind wir auch für die Zukunft optimistisch!“ ■
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