Etwa 40 % der börsennotierten Unternehmen sind Familienunternehmen, welche für etwa 30 % der gesamten Marktkapitalisierung im CDAX verantwortlich sind. Zu diesem Befund kommt die Studie „Börsennotierte Familienunternehmen in Deutschland“, die das Center for Entrepreneurial and Financial Studies an der TU München im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen erstellt hat. „Familienunternehmen wirtschaften auf lange Sicht und mit Substanz. Diese Tugenden übertragen sie auch an die Börse. Sie setzen damit einen Kontrapunkt im Börsenkonzert, in dem es häufig vor allem darum geht, die Erwartungen von Investoren zu steuern“, sagt Prof. Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen.
Familienunternehmen verzeichnen im Betrachtungszeitraum 2009 bis 2018 ein höheres Wachstum in Bezug auf Umsatz und Beschäftigung. So ist das jährliche Beschäftigungswachstum von familiengeführten Unternehmen mit 6 % doppelt so hoch wie bei Nicht-Familienunternehmen (3 %). Auch gemessen an den Kennzahlen Gesamtkapitalrendite (Return on Assets) und Eigenkapitalrendite (Return on Equity) schneiden sie signifikant besser ab.
Positiver Effekt durch wachsenden Familieneinfluss
Ein börsennotiertes Unternehmen qualifiziert sich in der Studie als Familienunternehmen, wenn die Gründerfamilie mindestens 25 % der Stimmrechte besitzt oder ein Aufsichtsrats- oder Vorstandsmandat bekleidet. Die Ergebnisse, bezogen auf den Return on Equity und den Return on Assets, sind deutlich höher, wenn eine engere Definition Anwendung findet, die von einem besonders starken Familieneinfluss ausgeht (SFImod).
Die marktwertgewichtete Kursentwicklung zeigt, dass eine starke familiäre Verankerung auch auf das Interesse von Anlegern stieß. Nach der engen Definition (SFImod) erzielten börsennotierte Familienunternehmen über den Untersuchungszeitraum einen durchschnittlichen Total Return (Aktien- zzgl. Dividendenrendite) von jährlich 23,2 %. Nicht-Familienunternehmen kamen hingegen auf eine Rendite von 15,2 %. Nach der weiter gefassten Definition von Familienunternehmen ist die Rendite ebenfalls höher, wenn auch nur leicht.
In Anbetracht dieser Befunde stellt Studienleiter Prof. Dr. Christoph Kaserer zusammenfassend fest, „dass börsennotierte Familienunternehmen für Investoren sehr attraktiv sein können. Dies gilt umso mehr, als in dieser Studie die Gesamtheit dieser Unternehmen betrachtet und damit keine Rosinenpickerei betrieben wurde.“ Zwar ist ein Trend erkennbar, demzufolge börsennotierte Familienunternehmen immer häufiger von Fremdgeschäftsführern geführt werden. Doch nach wie vor haben Gründerfamilien einen großen Einfluss. In durchschnittlich 60 % der Familienunternehmen ist die Gründerfamilie operativ in die Unternehmensleitung im Rahmen eines Vorstandsmandats involviert. In durchschnittlich 45 % nimmt die Familie gegebenenfalls zusätzlich ein Aufsichtsratsmandat war.
Stiftung Familienunternehmen
www.familienunternehmen.de