Am 05.08.2020 haben die deutschen Gehring Gesellschaften beim Amtsgericht Stuttgart Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Zum Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Dr. Tibor Braun bestellt.
Davon betroffen sind die Standorte in Ostfildern, Naumburg und Wernigerode mit insgesamt 624 Mitarbeitern. Die Löhne und Gehälter sind im Verlauf des vorläufigen Insolvenzverfahrens abgesichert. Der Geschäftsbetrieb wird uneingeschränkt fortgeführt, die Lieferfähigkeit ist weiterhin in vollem Umfang für bestehende und neue Aufträge gegeben.
Die Situation der Gehring Gruppe war in den letzten Jahren geprägt von der Transformation in der Automobilindustrie. Die rückläufige Entwicklung im Geschäft mit der Produktionstechnik für Verbrennungsmotoren sowie die drastischen wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19 Pandemie wurden frühzeitig und konsequent durch Strukturanpassungen adressiert. Durch die Entwicklung und Einführung neuer Produkte und Leistungen, vor allem in den Bereichen E-Mobilität, Lasertechnologie und Digitalisierung konnten neue Geschäftsfelder erschlossen werden. Vor diesem Hintergrund wird die Geschäftsleitung nun mit dem Insolvenzverwalter im Rahmen des vorläufigen Insolvenzverfahrens eine positive Neuaufstellung für die Zukunft entwickeln.
Maschine, Werkzeug und Prozess aus einer Hand
Die Gehring-Gruppe ist ein führender Anbieter von Maschinen für die Honbearbeitung. Hinzu kommen Maschinen zum Laserstrukturieren und -aufrauen. Neben der Auslegung der Werkstücke mit den Kunden im Technologie-Entwicklungszentrum in Ostfildern besteht auch die Möglichkeit zur Fertigung von Prototypen und Kleinserien in der dortigen Lohnfertigung. Die Gehring-Gruppe entwickelt Technologien für hocheffiziente konventionelle und elektrifizierte Antriebsstränge.
Im Mittelpunkt der Projekte bei Gerhing für die Automobilindustrie steht die Emissionsreduzierung: hier setzt Gehring auf eine Lösung aus Hon- und Laserbearbeitung von beschichteten Zylinderlaufbahnen. Dabei kommen mit der Gehring-Laseraufraumaschine und der sehr effizienten Formhontechnologie Eigenentwicklungen zum Einsatz. Daneben bearbeiten Gehring-Maschinen aber jährlich mehrere Millionen Bohrungen unterschiedlichster Durchmesser in etlichen Branchen. Sie reichen von großen Buchsen und Rohren mit bis zu 1000 mm, über Zylinderkurbelgehäuse und Zahnräder bis zu Bohrungen mit nur 1,8 mm Durchmesser. Seit mehr als 40 Jahren entwickelt die Gehring-Tochter Diato dazu die passenden Werkzeuge und Schneidmittel. Unter den letzten Neuentwicklungen war die patentierte und effiziente Plasmaschneidleiste, die bei Kunden inzwischen signifikante Produktivitätssteigerungen ermöglicht hat. Das Spektrum umfasst nicht weniger als 146 verschiedenen Bindungen und 276 Kristalle. Abhängig vom Werkstoff, seiner Geometrie, Oberfläche und der Form ist es schlussendlich die richtige Bindung und die Zusammensetzung einer Honleiste sowie das prozessgerechte Abstimmen der einzelnen Parameter, was zu hohen Fertigungsqualitäten, kurzen Bearbeitungszeiten und langen Standzeiten führt.
Licht als Werkzeug in der Produktionstechnik
Neben der Honbearbeitung spielt bei Gehring auch der Laser seit Jahrzehnten eine wichtige Rolle. Während Laserhon- und Laseraufrautechnologie vornehmlich im Zylinderblock Anwendung finden, kommt das Laserstrukturieren auch in weiteren Feldern zum Einsatz. Durch Strukturieren von Oberflächen an Pleueln, Nockenwellen, aber auch an Pressverbindungen, Bremsen, Werkzeugen oder Medizintechnikkomponenten, können durch die gezielte Erhöhung der Reibschlusskraft einfach Haftschlussverbindungen hergestellt werden. Auch hier bietet Gehring den gesamten Prozess der Bauteil- und Prozessentwicklung, Testbearbeitung und Ausrüstung für die Serie.
„Wachstum wird bei Hybriden und rein elektrisch stattfinden“
Gehring Gruppe
www.gehring-group.com