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Kommentar Frank-Michael Kieß

Kommentar Frank-Michael Kieß
Flucht nach vorn

Flucht nach vorn
Dr. Frank-Michael Kieß Redakteur mav

„Werte statt Wachstum“ – damit zitiere ich nicht etwa das Motto des jüngsten Grünen-Parteitags. Weit gefehlt, es handelt sich um eine Kernbotschaft des 30. Aachener Werkzeugmaschinenkolloquiums. Auch bei der Relaunch-Veranstaltung für die EMO Hannover 2023 spielte das Thema Sustainability eine zentrale Rolle. So begreift der Maschinenhersteller Grob die nachhaltige Produktion längst als einen entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Bosch arbeitet mittlerweile an allen rund 400 Standorten weltweit klimaneutral. Und die im vergangenen Jahr gegründete Bosch Climate Solutions hat sich auf die Fahnen geschrieben, die eigenen Erfahrungen weiterzutragen und auch Kunden bei der CO2-Reduzierung zu unterstützen. Hilfe zur Selbsthilfe, denn gerade für kleine und mittlere Unternehmen stellt die Transformation eine beachtliche Herausforderung dar.

All das zeigt, wie ernsthaft die deutsche Fertigungsindustrie daran arbeitet, sich gemäß den Vorgaben von Klimaneutralität und Nachhaltigkeit neu zu positionieren. Dass sie sich auch in dieser Frage wie kaum eine andere dem internationalen Wettbewerb stellen muss, ist allen klar. Nationale Verbote taugen da als Innovationstreiber eher wenig – das Schaffen geeigneter Rahmenbedingungen schon mehr.

Wer das Land am Ende regieren wird, war zu Redaktionsschluss noch offen. Eindeutig fielen aber bereits die eindringlichen Appelle aus der Wirtschaft an die Adresse der Politik aus. Zu Beginn der vertieften Sondierungsverhandlungen in Berlin haben knapp 70 deutsche Großkonzerne von der neuen Bundesregierung den massiven Ausbau von Wind- und Solarparks gefordert – und einen schnelleren Kohleausstieg als bisher geplant. Über die Notwendigkeit der Energiewende wird da nicht mehr diskutiert. Was die Unternehmen sich händeringend wünschen, ist ein Stück Planungssicherheit.

Es schwingt schon fast ein wenig Panikstimmung mit – und das zu Recht. Ja, wir erzeugen jetzt viel mehr regenerative Energie, als manche das vor Jahren für möglich gehalten hätten. Aber wir werden künftig noch viel mehr Strom brauchen – für Gebäude, Verkehr, etc. Zu viele Fragen sind ungelöst. Wer sichert die Grundlast für die energieintensiven Unternehmen? Wie soll etwa grüner Stahl produziert werden? Mit Nuklearstrom aus Frankreich? Wie soll der breite Umstieg auf Elektromobilität gelingen, wenn die Ladeinfrastruktur bereits jetzt an ihre Grenzen stößt?

Könnte es sein, dass die Industrie die Zeichen der Zeit schneller erkannt hat als andere Teile der Gesellschaft und dass sie auch entschlossener zur Umsetzung ist? Die Unternehmen haben jedenfalls ganz klar die Flucht nach vorn angetreten. Also bitte, liebe Politiker: Malt nicht nur Zukunftsszenarien, sondern schafft endlich auch die notwendige technische und organisatorische Basis.


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