Entweder hat man zu viel Zeit, aber dafür kein Geld, oder man hat die nötigen finanziellen Mittel, aber dann zu wenig Zeit. Um dieses Problem zu lösen, entstand vor langer Zeit die Idee des Work and Travel. Junge Menschen machten sich auf in die Welt und versuchten vor Ort ihr Reisebudget mit etwas Arbeit aufzubessern, um dann je nach Erfolg die Reisezeit auszudehnen oder sie einfach angenehmer zu gestalten.
Einige Jahre später ist dieses Grundkonzept, vielleicht mit den Protagonisten von damals, nun auch in der Arbeitswelt angekommen: Workation – ein Kofferwort aus work und vacation. Angepriesen als Arbeiten, wo andere Urlaub machen, klingt das natürlich mehr als verlockend. Die Fähigkeiten, gewonnen aus den Erfahrungen des flächendeckenden Home Office, machen das Arbeiten von überall auf der Welt nun auch technisch möglich – und das am besten an nur vier Tagen in der Woche.
Die Vier-Tage-Woche ist bei genauerer Betrachtung allerdings auch kein neues Konzept. Schon zu meiner Studentenzeit gab es bei(m) Daimler in der Gießerei eine Schicht, in der nur freitags, samstags und sonntags gearbeitet wurde. Durch verlängerte Arbeitszeiten und diverse Zuschläge für Nacht- und Sonntagsarbeit war das nach meiner Erinnerung auch bei gleichem Lohn möglich. Warum also nicht auch heute eine Vier-Tage-Woche? Alles scheint möglich.
Was mir in der ganzen Diskussion immer fehlt, ist die Frage nach der Eigenverantwortung der Mitarbeiter. Wie sorge ich als Mitarbeiter dafür, dass das Unternehmen bei steigenden Energiekosten, zunehmender Bürokratie und wachsender Konkurrenz aus dem Ausland durch meine Arbeit besser dasteht? Wie kann ich sicherstellen, dass die anderen Mitarbeiter und vor allem meine Kontakte außerhalb des Unternehmens genauso gut mit mir zusammenarbeiten können wie ohne Workation und Vier-Tage-Woche? Dabei geht es dann auch nicht nur um die Standardaufgaben, sondern auch darum, wie man Dinge gemeinsam weiterentwickeln kann, ohne daraus immer gleich ein Projekt mit geplanten Teamssitzungen machen zu müssen.
Das heißt dann für mich: Nur wer sich sicher ist, dass er an seinem Wunschort genauso produktiv wie an seinem eigentlichen Arbeitsplatz arbeiten kann und gleichzeitig für Kollegen und Kunden optimal erreichbar ist, der kann auch vom Strand aus arbeiten und von dort im besten Fall die Ideen für die Produkte von morgen mitbringen.