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Präzisionswerkzeuge: Positive Erwartungen nach Umsatzrückgang 2020 von 23 Prozent

Präzisionswerkzeuge: Positive Erwartungen nach Umsatzrückgang 2020 von 23 Prozent
2021 könnte das Niveau von 2019 wieder erreicht werden

2021 könnte das Niveau von 2019 wieder erreicht werden
Stefan Zecha, Vorsitzender des Fachverbands Präzisionswerkzeuge im VDMA. Bild: VDMA/Archiv
„Die deutschen Präzisionswerkzeuge-Hersteller mussten 2020 einen Umsatzrückgang von 23 Prozent hinnehmen“, teilte Stefan Zecha, Vorsitzender des Fachverbands Präzisionswerkzeuge im VDMA bei der heutigen Online-Pressekonferenz mit und ergänzte: „Trotz aller Unwägbarkeiten sind wir zuversichtlich, in diesem Jahr einen Produktionswert von rund 9,4 Milliarden Euro erreichen zu können.“

Corona kam als Brandbeschleuniger auf das bereits seit 2019 lodernde Feuer einer Krise in wichtigen Kundensegmenten, wie der Automobilindustrie und dem Maschinenbau. Zecha: „Allerdings hat uns gerade im vergangenen Jahr gerettet, dass unsere Kunden mit neuen Werkzeugkonzepten Produktivitätsgewinne ohne große Investitionen realisieren können.“ Entsprechend mager fiel dafür das Erstausrüstungsgeschäft 2020 aus. Die exportlastige Branche konnte lediglich auf dem chinesischen Markt größere Verluste verhindern. In allen anderen Ländern inklusive dem Heimatmarkt ging das Geschäft stark zurück. Nach Aussage verschiedener Unternehmen ist seit November wieder ein positiver Trend bei den Aufträgen zu spüren. Das macht die Werkzeughersteller zuversichtlich, dass sich der Investitionsknoten in absehbarer Zeit löst.

Die größte Herausforderung für das sehr beratungsintensive Geschäft mit Präzisionswerkzeugen war der pandemiebedingte Wegfall von Kundenbesuchen und Präsenzmessen. „Deshalb wurden die neuen digitalen Wissenstransfer- und Kontaktbörsen, wie das Innovationsforum Präzisionswerkzeuge – IFP 2020 der Partner GFE Schmalkalden und VDMA Präzisionswerkzeuge oder die METAV Websessions von Kunden wie Herstellern dankbar angenommen,“ sagte Zecha.

Beim Thema Home-Office zeigte sich Zecha irritiert. Denn die Branche leiste mit intelligenten, aber aufwendigen Hygienekonzepten in der Fertigung und mit Home-Office Lösungen bei den Büroarbeitsplätzen selbstverständlich ihren Beitrag für den Gesundheitsschutz ihrer Belegschaften. Zecha: „Der Versuch einen allgemeinen gesetzlichen Anspruch auf Home-Office jetzt durch die Hintertür mit Hilfe des Arbeitsschutzes durchzusetzen, halten wir für einen Angriff auf die betrieblichen und unternehmerischen Freiheiten und die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland.“

Weltautomobilproduktion schrumpfte um 16 Prozent

Stefan Zecha zu den wichtigsten Kundenbranchen: „Die Weltautomobilproduktion hat 2020 einen beispiellosen Rückgang um 16 Prozent erlebt. Ohne Ausnahme ging in allen Automobilproduktionsländern im letzten Jahr die Fertigung von Fahrzeugen deutlich zurück. In Deutschland beispielsweise sank die Pkw-Produktion auf die niedrigste Stückzahl seit dem Jahr 1975. Immerhin zeigte das zweite Halbjahr bei der weltweiten Automobilproduktion einen positiven Trend und macht Mut für 2021. Insbesondere in China, aber auch in vielen anderen Ländern lief es zunehmend wieder deutlich besser, weswegen China einen Rückgang von insgesamt nur acht Prozent verzeichnen konnte.

Der Maschinenbau als zweite große Kundenbranche blieb in Deutschland um 14 Prozent unter dem Vorjahr. Weltweit sehen wir einen Rückgang um sechs Prozent und prognostizieren in einem Basisszenario ein weltweites Wachstum um sieben Prozent für 2021. Für den deutschen Maschinenbau erwartet der VDMA ein Wachstum um vier Prozent.

Die Luftfahrtindustrie hat ihre Produktionskapazitäten 2020 schnell und langfristig deutlich gekappt. Hier ging die Produktion um ca. 40 Prozent zurück und auch für 2021 ist keine große Belebung zu erwarten.

Anders die Medizintechnik. Hier war das Bild uneinheitlich und trotz ausgeweiteter Produktion im Bereich der Beatmungsgeräte und Hygieneartikel waren die Umsätze 2020 rückläufig. Insbesondere in den für die Zerspanwerkzeuge wichtigen Segmenten wie Hüft- und Kniegelenke, Knochenschrauben und Implantate sanken sie deutlich. Entsprechende Operationen wurden verschoben oder abgesagt, um Betten für Covid-Patienten freizuhalten. Menschen unterzogen sich aus Furcht vor Ansteckung keinen chirurgischen Eingriffen. All dies sollte sich in diesem Jahr hoffentlich mit zunehmender Durchimpfung der Bevölkerung nach und nach wieder ändern.“

China relativ stabil – USA rückläufig

Gerhard Knienieder, Vorsitzender der Fachabteilung Gewindewerkzeuge betrachtete für den Bereich Zerspanwerkzeuge die Absatzländer: „In Bezug auf die globale Dimension der Absatzkrise traf es sowohl das Inlands- als auch das Exportgeschäft mit Zerspanwerkzeugen gleichermaßen. Von den Exportmärkten zeigte sich nur China relativ stabil bzw. erholte sich das Reich der Mitte nach dem scharfen Einbruch zu Beginn des Jahres sehr schnell wieder. In den statistisch erfassten ersten zehn Monaten lagen die Lieferungen nach China nur noch um drei Prozent unter dem Vergleichszeitraum des Vorjahres 2019. Für das Gesamtjahr könnte hier sogar noch das Vorjahresergebnis erreicht werden. Die Märkte in allen anderen relevanten Ländern fragten dagegen deutlich weniger Zerspanwerkzeuge nach. Die erstaunlich gute Nachfrage aus China wirkte sich somit zwar etwas stabilisierend aus, konnten den Rückgang der Lieferungen in die anderen Regionen der Welt aber nicht kompensierten.

Leider schwächte sich die Nachfrage aus dem zweiten großen Einzelmarkt USA in den letzten erfassten drei Monaten August bis Oktober mit durchschnittlich minus 31 Prozent sogar noch weiter ab und blieb im gesamten bisher abgebildeten Jahresverlauf um 22 Prozent unter dem Vorjahresvergleich, allerdings bei fallender Tendenz.

Die Bilanz des Exports in die europäischen Länder zeigte sich ebenfalls deutlich schwächer. Hier sind die Lieferungen in die EU-27 Partnerländer im bisherigen Jahresverlauf bis Oktober um 21 Prozent zurückgegangen. Es zeigt sich in ganz Europa eine Nachfrageschwäche. Allerdings sind insbesondere die südeuropäischen Länder inkl. Frankreich besonders stark vom Rückgang betroffen.

Aber auch die weiteren Märkte dieser Welt bestellten weniger Zerspanwerkzeuge. Indien wies hierbei einen besonders starken Rückgang um 35 Prozent auf, während die Exporte in die Schweiz mit minus 10 Prozent und nach Russland mit minus 4 Prozent nur relativ leicht zurück gingen. Insgesamt sanken nicht nur die deutschen Exporte von Zerspanwerkzeugen von Januar bis Oktober um 21 Prozent. Auch das Inlandsgeschäft war in einer ähnlichen Größenordnung rückläufig.“

Faire Partnerschaft

Der VDMA Werkzeugbau wirbt 2021 für eine faire Partnerschaft entlang der Wertschöpfungsketten zur erfolgreichen Überwindung der Krise im Rahmen seiner Interview-Serie zur Fairness-Initiative F+. Auf der Moulding Expo vom 08. bis 11. Juni 2021 beteiligt sich der VDMA Präzisionswerkzeuge mit Vorträgen an den Thementagen und setzt am Freitag einen Schwerpunkt für die Produktionstechnik. Für den 10. und 11. November 2021 ist die 14. Schmalkalder Werkzeugtagung als Präsenzveranstaltung geplant. ■

VDMA-Fachverband Präzisionswerkzeuge
Lyoner Str. 18
60528 Frankfurt am Main
pwz@vdma.org
www.pwz.vdma.org

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