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Elektromobilität boomt in Deutschland

Rekordzahlen bei den vollelektrischen Autos
Elektromobilität boomt in Deutschland

Die Nachfrage nach E-Fahrzeugen boomt in Deutschland. VW und Daimler haben für 2021 Rekordzahlen bei den vollelektrischen Autos vermeldet. Auch das Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deloitte sieht eine wachsende Liebe der Deutschen für das Elektroauto. Allerdings fußt die steigende Nachfrage dabei nicht nur auf rein ökologischen Aspekten.

Elektrofahrzeuge werden bei den deutschen Verbrauchern immer beliebter, so eines der wichtigsten Ergebnisse der Deloitte Global Automotive Consumer Study 2022. War noch im vergangenen Jahr die Zahl der Befragten, die als nächsten PKW ein Elektroauto wählen würden, zurückgegangen, so stieg sie bei der aktuellen Befragung deutlich: Rund 40 Prozent würden bei ihrem nächsten Autokauf ein Hybridfahrzeug wählen (2021: 26 Prozent). Der Anteil derjenigen, die ein reines Elektrofahrzeug bevorzugen würden, steigt von 6 Prozent 2021 auf jetzt 15 Prozent. Damit liegen die Deutschen bezüglich der Akzeptanz von reinen Stromern im Vergleich der Fokusmärkte (Indien, Südostasien, Südkorea, Japan, China, Deutschland, USA) im vorderen Feld.

Mit 15 Prozent bewegt sich die Nachfrage natürlich noch deutlich unter den, auch von Seiten der Politik, erhofften Erwartungen aber für die meisten Automobilhersteller ist der Weg eindeutig: Der Verbrenner ist tot – Die Zukunft gehört dem Elektroauto. Wie unumkehrbar das scheint, zeigen die Ausstiegstermine, die viele Hersteller für ihre Verbrennertechnologie verkündet haben.

Für VW ist die Transformation damit noch nicht abgeschlossen. In Zukunft sieht man sich in Wolfsburg als nachhaltiger, software-zentrierter Mobilitätskonzern. Dabei spielen neuen Generationen an E-Fahrzeugen die Hauptrolle. Deren Absatz hat sich bei VW im Jahr 2021 mit 452.900 Fahrzeugen verdoppelt. Damit machen die BEV mittlerweile 5,1 Prozent der gesamten Auslieferungen aus. Der Konzern ist damit nach eigenen Angaben bei vollelektrischen Fahrzeugen mit deutlichem Abstand Marktführer in Europa und erzielt im wichtigen Markt USA mit rund 7,5 Prozent den zweitgrößten Marktanteil. In China wurden mit 92.700 Fahrzeugen mehr als viermal so viele BEVs ausgeliefert wie im Jahr 2020.

Auch der Absatz von Plug-In-Hybriden konnte weltweit mit 309.500 Fahrzeugen (+61 Prozent) deutlich gesteigert werden. Insgesamt hat der Konzern weltweit 8.882.000 Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert. Den Rückgang von 4,5 Prozent gegenüber 2020 führen die Wolfsburger auf die globale Halbleiterknappheit zurück. Christian Dahlheim, Leiter Volkswagen Konzern Vertrieb, sagt: „2021 war durch die weltweite Halbleiterknappheit sehr herausfordernd, dennoch haben wir unseren klaren Zukunftskurs Richtung „new Auto“ konsequent umgesetzt. Die Verdopplung unserer vollelektrischen Volumen und die hohe Nachfrage nach allen unseren Fahrzeugen zeigen eindeutig, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Darauf werden wir im laufenden Jahr aufbauen und unsere Transformation weiter vorantreiben.“

Die Einnahmequellen sollen sich schrittweise weiter verschieben: von konventionellen Verbrenner-Modellen hin zu lokal emissionsfreien Elektroautos und vom Fahrzeugverkauf hin zu Software und Mobilitätsdiensten, verstärkt durch die Schlüsseltechnologie des autonomen Fahrens. Im Jahr 2030 plant der Volkswagen Konzern, dass jedes zweite weltweit verkaufte Auto vollelektrisch ist.

Die Elektrifizierung des Produktportfolios spiegelt sich auch in der im Dezember vorgestellten Investitionsplanung des Volkswagen Konzerns für die Jahre 2022 bis 2026 wider. Die Sachinvestitionen und Entwicklungskosten für E-Mobilität wurden darin um rund 50 Prozent gegenüber der Vorplanung angehoben auf jetzt 52 Milliarden Euro.

Vollelektrisches Flaggschiff ist auf Kurs

Auch der Stuttgarter Autobauer Daimler hat für das 2021 bei den elektrischen Mercedes-Benz Pkw und Plug-in-Hybrid-Modellen ein Rekordwert von 227.458 Einheiten (+69,3 %), davon 48.936 rein batterieelektrische Pkw der Marke Mercedes-EQ (+154,8 %) erzielt. Inklusive Smart und Mercedes-Benz Vans wurden mehr als 99.000 batterieelektrische Fahrzeuge ausgeliefert. Rege Nachfrage gibt es auch nach dem vollelektrischen Flaggschiff EQS. Für das Fahrzeug sind seit August aktuell mehr als 16.000 Bestellungen eingegangen.

Neue Allianzen für die E-Mobilität

Um für die Anforderungen der E-Mobilität auch zukünftig gewappnet zu sein, sind sowohl Mercedes-Benz als auch VW strategische Partnerschaften zur Herstellung und Entwicklung von Batteriezellen eingegangen. So haben etwa Mercedes-Benz und Pro-Logium, ein führender Anbieter von Feststoffbatterien, eine Technologiepartnerschaft zur Entwicklung von Batteriezellen der nächsten Generation vereinbart. Die ersten gemeinsam entwickelten Feststoffbatterien könnten bereits in den kommenden Jahren in Mercedes-Benz Testfahrzeugen zum Einsatz kommen.

Im Rahmen der Partnerschaft wurden zudem technologische Meilensteine vereinbart, die auf eine Integration der Feststofftechnologie in ausgewählten Modellen innerhalb der zweiten Hälfte des Jahrzehnts abzielen. Mercedes-Benz möchte bis zum Ende des Jahrzehnts bereit sein, vollelektrisch zu werden – überall dort, wo es die Marktbedingungen zulassen.

„Effizienz und Reichweite sind die neuen Branchenmaßstäbe für Elektroautos. Die Feststofftechnologie hat das Potenzial, Größe und Gewicht der Batterie deutlich zu reduzieren“, sagt Markus Schäfer, Mitglied des Vorstands der Daimler AG und der Mercedes-Benz AG, Chief Technology Officer verantwortlich für Entwicklung und Einkauf.

Mit der Feststofftechnologie lassen sich Kosten, Skalierbarkeit und Energiedichte im Bereich der Batterien für Elektrofahrzeuge neu definieren, so Mercedes-Benz. Der Festkörperelektrolyt ermöglicht die Verwendung von Materialien mit hoher Speicherkapazität, hoher ionischer Leitfähigkeit und einer höheren chemischen Stabilität. Die Materialien und das Design von Feststoffbatterien haben das Potenzial, die Reichweite der heutigen konventionellen Li-Ionen-Batteriezellen nahezu zu verdoppeln.

Wertschöpfungskette der Batterie

Volkswagen seinerseits hat eine Europäische Aktiengesellschaft (Société Européenne), um Aktivitäten entlang der Wertschöpfungskette der Batterie zu bündeln gegründet. Zum Aufgabenbereich der Aktiengesellschaft soll zum einen die Rohstoffverarbeitung, die Entwicklung der Einheitszelle und die Steuerung der europäischen Gigafabriken zählen. Zum anderen soll die SE neue Geschäftsmodelle entwickeln, von der Weiterverwendung ausgedienter Fahrzeugbatterien bis hin zum Recycling der eingesetzten Rohstoffe.

„Jetzt bündeln wir unsere Power in Salzgitter, um Innovationen voranzutreiben und für unsere neue Gesellschaft perspektivisch die besten Partner zu gewinnen“, sagt Thomas Schmall, er ist für die Felder Batterie, Laden und Energie sowie die In-House-Produktion von Komponenten zuständig und der Technikvorstand von Volkswagen und CEO der Volkswagen Group Components.

Das Batterie-Team in Salzgitter besteht derzeit aus mehr als 500 Kollegen aus 24 Nationen. Perspektivisch will Volkswagen in Salzgitter rund 2500 Menschen in diesem Bereich beschäftigen, vornehmlich sollen die Mitarbeiter aus dem Motorenwerk eingesetzt werden. Die Zellfertigung soll im Jahr 2025 starten. In Salzgitter bündelt VW Entwicklung, Planung und Produktionsteuerung. Dadurch wird der niedersächsische Standort zum Batteriezentrum für den Konzern. Wo die weiteren Standorte entstehen sollen, ist derzeit noch ungewiss. Im Gespräch sind derzeit Standorte in Spanien und Osteuropa. Bis 2030 will Volkswagen insgesamt sechs Zellfabriken aufgebaut haben.

Fünf der Fabriken werden von der neu gegründeten Europäische Aktiengesellschaft verantwortet. Die sechste wird vom schwedischen Start-up Northvolt AB im nordschwedischen Skellefteå errichtet. An Northvolt hält Volkswagen rund 20 Prozent der Anteile. In Skellefteå sollen ab 2023 Batteriezellen für das automobile Premium-Segment produziert werden. Northvolt ist im Bereich Premiumzellen fester Partner des Volkswagen Konzerns.

Treibstoffkosten sind ein zentraler Faktor

Die Deloitte Global Automotive Consumer Study 2022 macht aber auch ein ganz deutlich: Rund 41 Prozent würden ihre Entscheidung, ein Elektrofahrzeug zu kaufen, überdenken, wenn der Preis fürs Laden ähnlich hoch läge wie der für fossile Brennstoffe. Dr. Harald Proff, Partner und Leiter Automobilindustrie bei Deloitte Deutschland und Global, erklärt: „Niedrigere Treibstoffkosten sind eines der zentralen Argumente für den Kauf eines Elektroautos und wurden bei unserer Befragung als zweitwichtigster Faktor genannt.“

Insbesondere im vergangenen Jahr sei der Benzinpreis stark gestiegen und es sei absehbar, dass sich diese Entwicklung noch beschleunigen wird. „Das wird der Elektromobilität weiter Aufwind geben“, so Proff weiter. Noch häufiger hätten die Befragten die Sorge um das Klima als Grund für den Elektroautokauf angegeben (61 Prozent). Zudem spielt auch das Thema staatliche Förderung eine zentrale Rolle. Immerhin 46 Prozent der Befragten motiviert diese, ein elektrifiziertes Fahrzeug zu wählen.

Wie die Deloitte-Studie zeigt, sind den Deutschen alternative Antriebe mehr wert. So würden 44 Prozent der Befragten für alternative Antriebe draufzahlen. 31 Prozent wären bereit, 400 bis 2.000 Euro mehr auszugeben, 13 Prozent sogar über 2.000 Euro. Bei anderen Technologien wie autonomem Fahren (8 Prozent und 23 Prozent) und Konnektivität (4 Prozent und 19 Prozent) fällt die Spendierfreude der Befragten im Vergleich deutlich geringer aus.

Ein maßgebliches Kriterium für die Akzeptanz der Elektromobilität ist die Reichweite. Die Befragten erwarten, mit einem vollgeladenen Stromer ohne Unterbrechung von München nach Düsseldorf fahren zu können. 616 Kilometer Reichweite ist die kritische Zielmarke, die ein reines Elektroauto haben müsste, damit sie sich für den Kauf entscheiden.

Nach der größten Sorge bezüglich der Elektromobilität gefragt, nennt rund ein Viertel der Autofahrer die Reichweite, gefolgt von der Ladeinfrastruktur (14 Prozent) und den höheren Anschaffungskosten (12 Prozent). 70 Prozent der Befragten erwarten, ihr Auto am häufigsten daheim aufladen zu können, 17 Prozent an öffentlichen Ladestationen und 12 Prozent bei der Arbeit.

Wie wird Elektromobilität massentauglich?

Dazu Proff: „Reichweite, Ladeinfrastruktur und geringere Anschaffungskosten sind unabdingbare Voraussetzungen, um die Elektromobilität massentauglich zu machen. Wenn diese nicht gegeben sind, wird sie trotz der aktuell steigenden Verkaufszahlen in weiten Teilen der Gesellschaft nicht ankommen. Im Hinblick auf das Ziel der EU, ab 2035 keine neuen fossil betriebenen Fahrzeuge mehr zuzulassen, ist es wichtig, dass sowohl die Unternehmen als auch der Staat die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen.“

Trotz Sorgen um Umwelt und Klima geht der Trend weiterhin zum eigenen Auto. 66 Prozent der Befragten sagten aus, dass sie ihr Auto jeden Tag oder mehrmals pro Woche nutzen (je 33 Prozent). Auch gaben die Befragten im Durchschnitt an, dass sie zukünftig 67 Prozent ihrer Mobilität über ein eigenes Auto abdecken wollen. Innerhalb der Fokusmärkte lag die Prozentzahl derjenigen, die künftig am liebsten aufs eigene Auto setzen, lediglich in den USA höher. An zweiter Stelle wurde in Deutschland der öffentliche Nahverkehr (15 Prozent) genannt, gefolgt vom Fahrrad (9 Prozent). Sharing-Modelle sowie Taxi-Nutzung besetzen bislang noch eine Nische und kamen insgesamt auf nur 5 Prozent (fr).


Topseller der vollelektrischen VW-Konzernmodelle

Für das Jahr 2021 (in Fahrzeugen):

  • Volkswagen ID.4 (119.600)
  • Volkswagen ID.3 (75.500)
  • Audi e-tron (inkl. Sportback) (49.200)
  • ŠKODA Enyaq iV (44.700)
  • Volkswagen e-up! (41.400)
  • Porsche Taycan (inkl. Turismo) (41.300)

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