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„Wir liefern extrem schnelle und äußerst präzise Maschinen“

Dr. Markus Flik, Vorsitzender der Geschäftsführung Chiron Group
„Wir liefern extrem schnelle und äußerst präzise Maschinen“

Präzision und Dynamik gehören zur DNA der Chiron Group, sagt Dr. Markus Flik, Vorsitzender der Geschäftsführung. Was es damit im Detail auf sich hat und wie er den traditionsreichen Werkzeugmaschinenbauer, der aus den Marken Chiron, Stama, Scherer und CMS besteht, fit für die Herausforderungen der Zukunft machen will, erläutert Flik im Gespräch mit der mav. Das Interview führte: Holger Röhr

Herr Dr. Flik, Sie sind seit einem knappen Jahr Vorsitzender der Geschäftsführung der Chiron Group. Was sind Ihre wichtigsten Ziele?

Flik: Bei allem, was wir tun, bauen wir auf einer sehr guten Basis auf. Unsere Mannschaft ist fachlich kompetent. Wir haben faszinierende Produkte. Die Kundenbeziehungen sind außerordentlich tragfähig. Von dieser Basis aus wollen wir die Zukunft in Angriff nehmen. Dabei sind mir drei Dinge besonders wichtig: Erstens möchten wir die Prozesse innerhalb der Firma weiterentwickeln, zweitens die Gruppe stärker als Unternehmensgruppe führen und drittens möchten wir ein gesundes Wachstum erreichen.
Wie wollen Sie Prozesse innerhalb der Unternehmensgruppe verändern?
Flik: Eine Entwicklung, die wir beobachten, ist, dass immer weniger Zeit für den Maschinenanlauf beim Kunden zur Verfügung steht. Das gilt insbesondere für die Automobilhersteller und -zulieferer. Auch die Zeit für Optimierungen wird immer kürzer. Um dem Rechnung zu tragen, haben wir bei uns einen Prototypenbau aufgebaut, der es uns ermöglicht, Maschinenkonzepte umfangreich zu erproben und zu optimieren.
Um bei den Durchlaufzeiten besser zu werden, haben wir ein Projekt zur Weiterentwicklung der Fließmontage gestartet, das bis Mitte dieses Jahres abgeschlossen sein wird. Damit werden wir die Durchlaufzeiten um einen deutlichen zweistelligen Prozentbetrag verkürzen.
Außerdem werden wir in Zukunft bei unseren Maschinen stärker mit modularen Plattformen arbeiten, aus denen dann Maschinenbaureihen abgeleitet werden. Hier mussten wir zunächst den Markt untersuchen, um festzulegen, welchen Bereich wir mit einer Plattform abdecken können. Nun arbeiten wir bereits an zwei Maschinenplattformen.
Was bedeutet das konkret? Wird es Plattformen geben, die sowohl für Stama- als auch für Chiron-Maschinen eingesetzt werden?
Flik: Ja, durchaus. Es wird Kernkomponenten und Hauptbaugruppen geben, die übergreifend verwendet werden. Dazu gehören zum Beispiel Werkzeugwechsler, Spindeln, Antriebe und Kühlmittelaggregate. Genauso wird es Module geben, die die Marken separat benutzen, um sich auf spezifische Kundenanforderungen zu fokussieren. Bei Scherer mit den Vertikal-Drehbearbeitungszentren gibt es weniger Überschneidung, bei Stama und Chiron dafür umso mehr.
Chiron, Stama und Scherer sollen weiterhin unternehmerisch selbstständig bleiben und ihre eigene Dynamik am Markt entfalten. Gleichzeitig soll in Zukunft z.B. in der Entwicklung und im Einkauf enger zusammengearbeitet werden.
Sollen so künftig auch Parallelentwicklungen vermieden werden?
Flik: Ja, das ist eines der Ziele. Jede Marke hat ihre Stärke in bestimmten Kernwerkstücken. In den nächsten Jahren soll das Produktprogramm die Kernbereiche der Marken noch weiter schärfen. Entscheidend wird auch in Zukunft sein, dass der Kunde eine breite, attraktive Lösungspalette angeboten bekommt, damit er entscheiden kann, welches Konzept am besten zu ihm passt.
Die Herausforderung für uns liegt darin, den richtigen Mittelweg zu beschreiten: Einerseits die Marken zu stärken und andererseits aber auch die möglichen Synergien zu erschließen.
Bei einem Gruppenumsatz von 460 Millionen Euro und circa 1900 Mitarbeitern müssen wir auch Themen wie IT, Service und Vertrieb gemeinsam in Angriff nehmen, um international unsere Möglichkeiten ausschöpfen zu können.
Wird sich durch das von Ihnen angesprochene „Zusammenwachsen“ der Unternehmensteile etwas an den Produktions-Standorten ändern?
Flik: Nein, hier sind keine Veränderungen geplant.
Das dritte Ziel, das Sie angesprochen haben, ist Wachstum für die Gruppe. Können Sie das quantifizieren?
Flik: Ich werde keine festen Zahlen nennen. Dafür ist die Entwicklung einfach zu schlecht vorhersehbar. Wir sind international gut aufgestellt. Unsere Produktionsstätte in China versorgt den enorm wichtigen chinesischen Markt. Ich bin zuversichtlich, dass wir in den nächsten Jahren in China ungeachtet der aktuellen Turbulenzen überproportional zulegen können.
Wir liefern extrem schnelle und äußerst präzise Maschinen. Das ist unsere Basis, um in China zu wachsen. Bei weiter steigenden Technologie- und Automatisierungsanforderungen werden auch die Investitionen in anspruchsvolle Maschinen dort zunehmen.
Wie sieht es in den USA aus?
Flik: Die USA sind unser zweiter großer Auslandsmarkt. Wir sehen dort seit 2010 einen intakten Wachstumstrend. Die Reindustrialisierung führt zu anhaltenden Investitionen. Gerade in unseren Hauptbranchen Automotive und Medical gibt es im gesamten NAFTA-Bereich rege Investitionstätigkeit. Wir machen in den USA aktuell 13 Prozent unseres Umsatzes, und dieser Anteil soll weiter zunehmen. Ganz aktuell haben wir übrigens in unserem US-Werk in Charlotte eine Lehrlingsausbildung nach deutschem Vorbild umgesetzt.
Haben Sie in den USA nicht generell einen Nachteil gegenüber den etablierten japanischen Standardmaschinenherstellen?
Flik: Sie haben Recht, der Markt wird seit über 20 Jahren von japanischen Anbietern geprägt. Ich würde trotzdem nicht von einem Nachteil sprechen. Wir sehen es als Herausforderung an, die Kunden davon zu überzeugen, dass ein hochautomatisiertes Chiron-Bearbeitungszentrum in der Anschaffung zwar teurer, bei den Stückkosten aber günstiger ist als bislang favorisierte Konzepte. Um das nachzuweisen, reicht es oft schon, die Gesamtkostenbetrachtung auf drei bis fünf Jahre auszudehnen.
Wie entwickelt sich der europäische Markt?
Flik: Wir sind gut ins Jahr gestartet und liegen über unseren konservativen Planungen. Was wir auf dem Heimmarkt beobachten, ist ein zunehmendes Interesse an vernetzten Lösungen, Stichwort Industrie 4.0.
Das hat auch unsere Hausaustellung vor wenigen Wochen gezeigt, bei der wir das Thema in den Mittelpunkt gestellt haben. Mit unserer „ProcessLine“ können wir im Turnkey-Bereich Prozesse für Kunden komplett simulieren, und so auch die Zykluszeit bereits virtuell verkürzen, bevor ein Projekt real umgesetzt wird.
Gibt es weitere konkrete Produkte, die dem Endkunden Vorteile durch Digitalisierung und Vernetzung versprechen?
Flik: Mit unserer Software DataLine sind wir in der Lage, Maschinendaten zu erfassen und auszuwerten, um beispielsweise zukünftig vorausschauende Wartung zu ermöglichen. Wir haben heute bereits über 300 Maschinen bei Kunden, die wir über Fernzugriff diagnostizieren und warten.
Diese Entwicklung verändert bereits heute den Service weg von einer reaktiven, hin zu einer proaktiven, datengetriebenen Vorgehensweise.
Haben Sie Sorge, dass neue Marktteilnehmer, wie zum Beispiel Google, datenbasierte Dienstleistungen für Ihr Kundenklientel entwickeln?
Flik: Eigentlich nicht, denn Datenanalyse allein bringt nicht viel. Erst die Kombination aus maschinenbaulichem Fachwissen und Datenanalytik führt zum Erfolg. Umso wichtiger ist es für uns, intensiv weiter an dem Thema zu arbeiten! ■
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