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Interview mit Thilo Borbonus, Geschäftsführer, Bimatec Soraluce

Thilo Borbonus, geschäftsführender Gesellschafter, Bimatec Soraluce
„Wir investieren viel in Forschung und Entwicklung“

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Bimatec Soraluce punktet mit innovativen, hochpräzisen Bearbeitungszentren für die Großteilebearbeitung. Im Gespräch mit mav auf dem Soraluce Summit 2024 im spanischen Bergara erläutert der geschäftsführende Gesellschafter Thilo Borbonus, mit welchen Maschinen das Unternehmen auf die AMB kommt und warum er den Fertigungsstandort Deutschland für gefährdet hält. Das Interview führte: Holger Röhr

mav: Für welche Leistungen steht Bimatec Soraluce?

Borbonus: Bimatec Soraluce mit dem Standort Limburg ist der größte Servicestützpunkt von Soraluce. Von insgesamt über 80 Mitarbeitern sind ständig ca. 60 Mitarbeiter vor Ort. Unsere Hotline ist zweischichtig besetzt, wir haben eine Fräskopfwerkstatt, in der alle Bearbeitungsköpfe überholt oder auch komplett gefertigt werden können, und es gibt ein großes Ersatzteillager, um unsere Kunden sieben Tage die Woche optimal unterstützen zu können.

mav: Wie weit geht diese Unterstützung?

Borbonus: Sehr weit, wir übernehmen die komplette technische Begleitung der von uns projektierten und gelieferten Anlagen. Egal um welche technologischen Herausforderungen es geht, egal wie komplex die Werkstücke sind, wir sind mit unserer ganzen Erfahrung für unsere Kunden da. Und wir liefern die Anlagen nicht nur, wir machen auch Wartung, Instandhaltung, Reparatur und Retrofit, um eine lange Nutzungsdauer der Maschinen zu ermöglichen.

mav: Welche Märkte werden denn von Limburg aus betreut?

Borbonus: Wir sind neben Deutschland auch für Österreich, die Schweiz, die Niederlande, Polen, Tschechien, die Slowakei, Ungarn und Slowenien zuständig.

mav: Wir befinden uns gerade am Stammsitz von Soraluce im Nordwesten Spaniens, wie hoch ist die Fertigungstiefe im Unternehmen?

Borbonus: Insgesamt ist die Fertigungstiefe sehr hoch. Alle wichtigen Komponenten – und das sind alle, die Auswirkungen auf die Genauigkeit der Maschinen haben – werden bei Soraluce gefertigt. Gemeinsam mit Danobat nutzen wir unseren Standort Goimek für die Fertigung der Baugruppen.

mav: Was wird noch gemacht, um die Genauigkeit der Maschinen zu erhöhen?

Borbonus: Hier denken wir vom Endanwender aus. Was müssen wir tun, um dem Fertiger eine maximale Genauigkeit am gefrästen Werkstück zu ermöglichen. Das beginnt mit der hohen Grundgenauigkeit der Maschine, hört damit aber nicht auf. Im Betrieb setzen wir auf unsere intelligenten Vibrationsdämpfungssysteme DAS und DWS, um Vibrationen, die im Bearbeitungsprozess entstehen, wirkungsvoll zu eliminieren. Diese Systeme sind im Markt einzigartig und haben sich bei vielen unserer Kunden bewährt.

mav: Welches Thema steht bei aktuellen Entwicklungen im Fokus?

Borbonus: Wir sind an einigen Entwicklungen dran, die die Maschinen intelligenter und autonomer machen. Fachkräftemangel ist nicht nur in Deutschland ein Thema. Daher werden wir zum einen die Möglichkeiten zur Automatisierung weiter ausbauen, zum anderen werden wir aber auch über intelligente Systeme die Bedienung der Maschinen weiter vereinfachen und es auch weniger qualifizierten Mitarbeitern ermöglichen, mit Soraluce-Maschinen exzellente Resultate zu erzielen. Schon jetzt sind wir mit Dingen wie Kollisionsbetrachtung, adaptiver Vorschubregelung und Werkzeugüberwachung ein gutes Stück in diese Richtung gegangen.

mav: Bringen Sie hier konkrete Neuentwicklungen mit zur AMB? Was wird dort im Mittelpunkt stehen?

Borbonus: Auf der AMB werden wir vor allem unsere neue Dynamic-Line-Baureihe vorstellen. Es geht dabei um unsere brandneuen High-Rail-Gantry-Maschinen mit hoher Dynamik in drei Varianten für die Luft- und Raumfahrtindustrie, den Werkzeug- und Formenbau und den Maschinenbau. Die Maschinen sind zum Hochgeschwindigkeitsfräsen optimal geeignet, sie sind bei hoher Dynamik sehr präzise und sie sind auf die Bearbeitung unterschiedlicher Materialien wie CFK-Verbundwerkstoffe und Leichtmetalllegierungen sowie auf die allgemeine Stahlbearbeitung ausgelegt.

Daneben zeigen wir die Performance Line, also die Modul-1-Maschinen mit 1,8 Meter vertikal, und die Modul-2-Maschinen mit 3 Meter vertikal. Außerdem präsentieren wir unsere Automationsmöglichkeiten und unsere digitalen Lösungen.

mav: Bleiben wir noch kurz beim Thema Automation: Ist es ab einer bestimmten Teilegröße denn überhaupt noch sinnvoll zu automatisieren? Sowohl von den Teilelaufzeiten als auch vom Handling sehr schwerer Teile müsste es doch Grenzen geben.

Borbonus: Automation ist ein zentrales Thema, aber natürlich kein Selbstzweck. Am Ende muss gemeinsam mit dem Kunden entschieden werden, wann eine Automation wirtschaftlich sinnvoll ist und wann bestimmte Dinge auch in Zukunft manuell erledigt werden können.

mav: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei der Konzeption der Maschinen?

Borbonus: Unsere Maschinen sind nachhaltig, wenn sie lange halten. Je länger die Maschine im Einsatz ist, desto weniger Energie wird für den Bau neuer Maschinen benötigt. Unsere Maschinen haben eine enorm lange Lebensdauer, die sich, wie eingangs schon gesagt, durch guten Service oder auch einen Retrofit nochmals stark verlängern lässt.

Wir versuchen, durch Antriebstechnik, Schmiersysteme und intelligente Sleep-Mode-Systeme Ressourcen zu schonen. Bei der Bearbeitung gibt es natürlich Grenzen. Durch optimierte Prozesse und effiziente Aggregate lässt sich ein Teil der Energie einsparen. Aber wenn ich 30 kW brauche, um mein Zeitspanvolumen zu realisieren, dann brauche ich 30 kW – daran kann ich nichts ändern.

Von daher sehe ich im Großteilebereich mehr Potenzial im Rohteil. Wenn ich Rohteile mit geringerem Aufmaß verwende, kann ich eine Menge Spanvolumen vermeiden. Je dichter ich mit dem Rohteil an der Endkontur bin, desto größer ist die Energieeinsparung.

mav: Wie sieht es aktuell wirtschaftlich bei Bimatec Soraluce aus?

Borbonus: Für uns war der Auftragseingang in 2023 der beste in der Firmengeschichte und wir können jetzt schon sagen, dass auch 2024 ein gutes Jahr wird. Während Baumaschinen und Agrarmaschinen aktuell verhalten laufen, sehen wir im Bereich Verkehr, sowohl Bus als auch Schiene, eine positive Entwicklung. Auch der US-Markt entwickelt sich ganz ausgezeichnet.

mav: Wie sieht es im Heimatmarkt Deutschland aus?

Borbonus: Die aktuelle Entwicklung in Deutschland sehe ich auch als Ergebnis der Politik klar negativ. Wir bekommen es durch unsere Kunden hautnah zu spüren, dass Neuinvestitionen kaum noch in Deutschland vorgenommen werden, sondern eher in Polen, Ungarn oder Tschechien. Die großen Unternehmen verlagern Fertigungskapazität nach Osten und manche kleinere die das nicht können, geben irgendwann auf.

mav: Woran liegt das?

Borbonus: In Deutschland kommen inzwischen eine Menge Faktoren zusammen, die sich negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit auswirken. Energie- und Lohnkosten sind enorm hoch, gleichzeitig ist der Krankenstand erheblich und die Arbeitszeitregeln sind unflexibel. Hinzu kommt der Fachkräftemangel, der viele Unternehmen zusätzlich ausbremst.

mav: Welche Schlüsse ziehen Sie aus dieser Situation für Bimatec Soraluce?

Borbonus: Nachdem wir ja auch die mittel- und osteuropäischen Länder betreuen, sehe ich unsere Zukunft nicht so düster. Wir haben ein tolles Team, wir haben tolle Produkte und wir investieren viel in Forschung und Entwicklung, um auch in Zukunft die Maschinen liefern zu können, die unsere Kunden brauchen. Die werden stärker automatisiert und intelligenter sein. Sie werden in der Lage sein, komplexe Teile in hoher Präzision zu erzeugen, ohne dass der Maschinenbediener dafür ein Spezialist sein muss.

Bimatec Soraluce
www.bimatec-soraluce.de
AMB Halle 9 Stand A71


Soraluce: Beständigkeit aus dem Baskenland

Soraluce aus Nordspanien ist eines der weltweit führenden Unternehmen in der Entwicklung und Produktion von neuesten und innovativen Technologien im Bereich von Hochleistungs-Fräs- und -Bohrzentren, Multifunktions-Fräs-, -Dreh- und -Schleifzentren sowie Karusselldrehzentren. Die vier Fertigungsstandorte im Baskenland gehören zur größten Industriegruppe Spaniens, der Mondragon-Kooperative.

Soraluce ist Teil der Danobatgroup, gegründet 1962. In der Danobatgroup werden neben der von Soraluce produzierten Fräs- und Bohrzentren hochtechnologische und automatisierte Schleif- und Drehmaschinen hergestellt. In die Unternehmensgruppe ist das größte private Entwicklungs- und Forschungscenter Europas mit 110 Ingenieuren und Doktoren eingebunden.


Thilo Borbonus

ist seit über 27 Jahren im Unternehmen. Als Servicetechniker gestartet wurde er nach diversen Stationen 2013 technischer Geschäftsführer und ist seit 2017 geschäftsführender Gesellschafter der Bimatec Soraluce Zerspanungstechnologie GmbH.
Bild: Röhr/Konradin

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