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„Wir wollen mit der Metav wieder wachsen“

Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer, VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken)
„Wir wollen mit der Metav wieder wachsen“

„Wir wollen mit der Metav wieder wachsen“
VDW-Geschäftsführer Dr. Wilfried Schäfer: „Deutschland ist mit rund 280 Ausstellern auf der EMO in Mailand am Start. Damit stellen wir traditionsgemäß die größte ausländische Beteiligung.“

Autor: Das Interview führte:

mav: Wie sind Ihre Erwartungen für die EMO in Mailand?

Schäfer: Der Zuspruch der deutschen Hersteller ist ähnlich hoch wie 2009, mitten in der Krise. Wir sind mit rund 280 Ausstellern auf zirka 21 500 Nettoquadratmetern in Mailand am Start. Damit stellen wir traditionsgemäß die größte ausländische Beteiligung. Die Firmen wollen ihre Innovationen dort präsentieren und erwarten noch einen Schub für die laufenden Geschäfte.
mav: Wird die parallel stattfindende Expo zusätzliche Besucher bringen?
Schäfer: Das ist schwer zu sagen. Die Kollegen vom italienischen Verband Ucimu, der die EMO organisiert, gehen von Synergieeffekten zwischen beiden Veranstaltungen aus. Jedoch ist die EMO eine Fachmesse, die Expo eine Publikumsveranstaltung. Für einzelne Besucher mag ein Anreiz bestehen, beide zu besuchen. Zu einer messbaren Veränderung der EMO-Besucherzahl wird die Expo jedoch kaum beitragen.
mav: Erwarten Sie, dass die Konjunktur zum Herbst hin noch anzieht?
Schäfer: Die Entwicklung ist im ersten Halbjahr nicht so dynamisch verlaufen wie erwartet. Vor allem die Inlandsnachfrage war schwächer als vorhergesagt. Für das zweite Halbjahr gehen wir hier von mehr Schwung aus. Insgesamt sehen wir allenfalls ein moderates Wachstum der Gesamtnachfrage 2015. In Asien sollte sich ein stabiler einstelliger Wachstumskurs bei den Bestellungen fortsetzen. Nordamerika wird aufgrund des hohen Vorjahresergebnisses wenig beitragen können. Und die Nachfrage aus den europäischen Partnerländern, die im ersten Halbjahr kräftig gewachsen ist, wird voraussichtlich ebenfalls an Dynamik einbüßen.
mav: Nach der EMO folgt im Februar 2016 die Metav. Ist das nicht zu früh im Jahr?
Schäfer: Für die Aussteller ist entscheidend, dass sie über das Jahr gesehen ein gutes Messeangebot mit einem vernünftigen Zyklus haben, das ihnen eine gute Marktabdeckung erlaubt. Mit der Metav im ersten Halbjahr eines geraden Jahres nördlich der Mainlinie und der AMB im Herbst südlich der Mainlinie ist dies gegeben. Für Aussteller und Besucher ist darüber hinaus wichtig, dass es keine Kollision mit der Techni-Show in den Niederlanden gibt. Schließlich ist das Messegelände in Düsseldorf gut ausgebucht, so dass wir sicher sind, mit dem Termin der nächsten Metav, 23. bis 27. Februar 2016, eine gute Lösung gefunden zu haben.
mav: Die Metav startet 2016 mit einem neuen Konzept. Warum kam das nicht schon früher? Es gab ja schon länger eine Abwärtsentwicklung…
Schäfer: Wir haben das neue Konzept für die Metav 2016 entwickelt, weil wir uns genau jetzt dafür gute Erfolgschancen ausrechnen. Die Metav wird im kommenden Jahr die erste umfassende Messe für die Metallbearbeitung in Deutschland sein, zu der Hersteller ihre Innovationen nach gut anderthalb Jahren im deutschen Markt zeigen können. Das wird insbesondere für viele Fachbesucher spannend, die nicht nach Mailand fahren können oder wollen. Vor diesem Hintergrund erwarten wir für die Metav mit dem neuen Konzept einen besonders guten Zuspruch.
mav: Was sind für Sie die Kernpunkte beziehungsweise die Leitidee des neuen Metav-Konzepts?
Schäfer: Die Metav will Produktionstechnik ganzheitlich abbilden. Bisher sind Technologien für die Metallbearbeitung ihr Kerngeschäft. Mit dem neuen Konzept reichern wir diesen Kernbereich um vier Themen an, die als so genannte Areas mit eigener Nomenklatur fest in die Metav integriert werden. Damit erweitern wir das Angebot um zwei Bereiche in der Wertschöpfungskette – Additive Manufacturing und Quality – sowie zwei anspruchsvolle Anwendungssegmente – Medical und Moulding. Für die Fachbesucher gibt es damit mehr Produktionstechnik zu sehen, für die Aussteller rücken zwei weitere, anspruchsvolle Kundengruppen in den Fokus.
mav: Welche Besucher adressieren Sie? Ist die Ausrichtung regionaler geworden?
Schäfer: Fakt ist, dass die Besucher der Metav, ebenso wie die der AMB, Tagesbesucher sind, die aus einem Radius von 250 Kilometern anreisen. Das heißt, Fachbesucher aus Norddeutschland gehen in aller Regel nicht zur AMB, ebenso wie Fachbesucher aus Süddeutschland nur in Ausnahmen zur Metav kommen. Das belegen die Strukturdaten zu beiden Messen. Der Werkzeugmaschinenmarkt nördlich der Mainlinie und in den angrenzenden Industriezentren Belgiens und der Niederlande hat mit rund 40 000 Anwenderbetrieben aus der Metallbearbeitung jedoch ungeheuer viel Potenzial, das bedient werden will. Genau das tun wir mit der Metav 2016.
mav: Mit der Additive Manufacturing Area rücken Sie die additive Fertigung in den Blickpunkt auf einer Zerspaner-Messe. Ist die Technologie als Ergänzung zur Zerspanung schon etabliert?
Schäfer: Additive Manufacturing ist tatsächlich eine viel versprechende Ergänzung zu den konventionellen Verfahren für die Metall- und die Kunststoffbearbeitung. Das interessante und neue am Metav-Konzept ist ja, dass aktuelle Entwicklungen in das Portfolio der Messe eingebaut werden, um Fachbesucher künftig noch umfassender informieren und bedienen zu können. Neben den Spezialisten im 3D-Druck, – das sind vor allem Systemhersteller und Dienstleister, denn viele interessierte Anwender können eine eigene Anlage noch nicht auslasten, – sprechen wir auch die Werkzeugmaschinenhersteller an, die konventionelle Bearbeitungsverfahren mit additiven Verfahren kombinieren. Diese Hybridmaschinen haben großes Potenzial.
mav: Mit der Moulding Area zielen Sie auf Werkzeug- und Formenbauer ab. Wie heben Sie sich von anderen Formenbau-Messen ab?
Schäfer: Wir unterscheiden uns mit dem Metav-Angebot von anderen, weil wir den Fokus auf die gesamte Prozesskette legen und den Werkzeug- und Formenbau in ein bestehendes Angebot von der Konstruktion über die Produktion bis hin zur Qualitätssicherung integrieren. Es gibt viele Berührungspunkte zu den anderen Areas: Medizintechnik ist beispielsweise ein interessanter Abnehmer für den Werkzeug- und Formenbau. Additive Manufacturing ist im Verbund mit anderen Bearbeitungsverfahren auch für Werkzeug- und Formenbauer attraktiv. Sie können Vor- und Nachteile der jeweiligen Verfahren direkt vergleichen und sich über mögliche Kombinationen informieren. Die Moulding Area ihrerseits präsentiert die gesamte Bandbreite des Werkzeug- und Formenbaus vom Design über den Prototypenbau bis zur Serienfertigung. Jeder fünfte Metav-Besucher will sich laut Befragung genau darüber informieren. Wir sehen uns dabei gut aufgestellt.
mav: Spiegeln die vier Metav-Areas aus Sicht des VDW zugleich auch die wichtigsten Wachstumsfelder wider?
Schäfer: Derzeit schon. Aber damit ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Die Metav hat den Anspruch, Technologien für die Metallbearbeitung möglichst umfassend zu zeigen und zusätzlich über wichtige Trends und Neuerungen zu informieren. Deshalb gibt es über die Areas hinaus im Rahmenprogramm Kongresse, Seminare und Workshops zu den Themen Schleifen, Spannmittel, Qualität, Sicherheitsrichtlinien und nicht zuletzt den großen internationalen Kongress Inside 3D-Printing.
mav: Welche Erwartungen haben Sie für die Metav, in Bezug auf Fläche, Besucherzahl, Ausstellerzahl?
Schäfer: Das Ziel ist klar, wir wollen mit der Metav zurück auf den Wachstumspfad. Daher streben wir einen zweistelligen Zuwachs bei allen Kennzahlen im Vergleich zu 2014 an. Bisher sind wir hier auf gutem Wege. Das neue Konzept wird gut angenommen.
mav: Welche Rolle wird das Thema Industrie 4.0 auf der Metav spielen?
Schäfer: Für Industrie 4.0 gibt es keine Produktnomenklatur. Deshalb scheidet eine Area Industrie 4.0 aus. Dennoch wollen wir natürlich dieses wichtige Thema abbilden und konzipieren deshalb einen Themenpark Industrie 4.0 – Lösungen für die Industrie. Erstmals werden damit auf einer Messe für Produktionstechnik konkrete 4.0-Lösungen aus allen Blickwinkeln von der Komponente bis zur Maschine präsentiert. Auf dem geplanten Gemeinschaftsstand und dem angeschlossenen Forum können sich Hersteller und Institutionen vorstellen. Partner des Themenparks sind die Fachzeitschrift mav und die Konradin Mediengruppe.
mav: Treiben Sie als Verband den Einsatz von Industrie 4.0 und Digitalisierung innerhalb Ihrer Mitglieder voran?
Schäfer: Die Werkzeugmaschinenindustrie geht davon aus, dass Industrie 4.0 keine sprunghaften Veränderungen mit sich bringt, sondern ein evolutionärer Prozess ist. Viele Firmen beobachten das Geschehen aufmerksam und orientieren sich, wohin die Reise geht. Als Verband unterstützen wir unsere Mitglieder dabei, ihren Weg zu finden für den Einsatz von Industrie 4.0. Wir informieren sie regelmäßig über die neuesten Entwicklungen, auch in enger Zusammenarbeit mit dem VDMA-Forum Industrie 4.0. Derzeit ist beim VDW außerdem ein Arbeitskreis in Gründung, der im Bereich Forschung und Technik angesiedelt sein wird. Er wird unter anderem Fragen zu den Schnittstellen, zur Daten- und Maschinensicherheit, zur Haftung, zum geistigen Eigentum und zu neuen Geschäftsmodellen bearbeiten.
mav: Welche Möglichkeiten sehen Sie, wie Knowhow/Best practices aus diesem Bereich innerhalb der Branche weitergegeben werden könnten?
Schäfer: Es gibt unzählige Studien und Veranstaltungsangebote zu Industrie 4.0 seitens der Verbände, Universitäten, Beratungsfirmen und anderer. Auf der Metav soll es konkret werden. Der geplante Themenpark Industrie 4.0 stellt Lösungen vor, die auf dem Markt sind, die der Kunde kaufen kann. Das ergänzende Forum mit Vorträgen aus der Praxis für die Praxis soll den Anwendern zeigen, wie sie von Industrie 4.0 profitieren können und sie vor allem auch miteinander ins Gespräch bringen.
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