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„Das Tor weit aufgestoßen“

Kleiner Lohnfertiger investiert 1,2 Millionen Euro in Sechs-Meter-Portalfräsmaschine
„Das Tor weit aufgestoßen“

Die Adler CNC-Frästechnik hat mit dem Kauf einer Sechs-Meter-Portalfräsmaschine Matec-30 P das Tor in eine höhere Liga weit aufgestoßen. Der schwäbische Lohnfertiger fräst damit unter anderem hochpräzise, lange Bauteile für einen Messmaschinenhersteller.

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Am Fuße der Schwäbischen Alb, im beschaulichen Bissingen an der Teck, fertigen zehn Mitarbeiter bei der Adler CNC-Frästechnik komplexe Bauteilgeometrien für den Werkzeug- und Formenbau, den Maschinenbau sowie für die Medizintechnik aus Metall und Kunststoff. Ein typischer Lohnfertiger eben.

Dies änderte sich allerdings mit dem Kauf einer Sechs-Meter-Portalfräsmaschine Matec-30 P. Seitdem gehören die Bissinger einer kleinen aber feinen Minderheit an Lohnfertigern an, die hochpräzise und lange Bauteile fertigen können. „Mit der Portalmaschine haben wir das Tor in eine höhere Liga aufgestoßen“, reflektiert Geschäftsinhaber Jörg Adler. „Und das nicht nur weil wir nun Bauteile bis zu einer maximalen Länge von sechs Metern bearbeiten können. Was mich wirklich verblüfft hat, ist die Präzision der Maschine: Wir fräsen zum Beispiel auch Säulen für eine Messmaschine und dies mit beeindruckenden Ergebnissen.“
Anbieter sind rar
Neben den Säulen werden auch weitere Teile für einen Präzisionsmessmaschinen-Hersteller gefertigt. Diese waren damals auch der Anlass für den kleinen Betrieb, sich in das Wagnis Portalfräsmaschine zu stürzen.
Adler ist nach rund einem Jahr sehr zufrieden mit seiner Entscheidung: „Mit einer Investitionssumme von 1,2 Millionen Euro ist die Anschaffung einer solchen Maschine unternehmerisch ein heißes Ding. Aber wenn man auf der Gegenseite die Möglichkeiten sieht, relativiert sich die Summe wieder. Mit der 30 P können wir so viel Umsatz erzielen, wie mit unseren anderen acht Maschinen zusammen.“ Zudem sind Lohnfertiger mit einem solchen Angebot an präzisen und eben großen Bauteilen sehr rar.
Auch vor der Investition bewiesen die Schwaben, dass sie sich mit Standardangeboten nicht zufrieden geben wollten und erarbeiteten sich einen Ruf als kompetente Problemlöser. „Wir fräsen Teile, die nicht jeder kann“, bekräftigt Adler. „Zum Beispiel trat eines Tages ein Kunde mit einer gebrochenen Kunststoffschnecke aus einer Knetmaschine an uns heran. Diese wollte er von uns aus Edelstahl ersetzt haben. Ohne irgendwelche Daten haben wir dem Kunden in kürzester Zeit dieses Teil neu konstruiert und gefertigt. Ebenso haben wir auch schon ein komplexes Bauteil mit gedrallter T-Nut realisiert.“
Lange Teile für eine Messmaschine
Gerade auch dieser hervorragende Ruf brachte einen Lieferanten des Messmaschinenherstellers, das Blechverarbeitungsunternehmen Walter König, dazu, mit einem ungewöhnlichen Auftrag an die Fräsexperten heranzutreten. „Es ging um die besagten langen Säulenteile für eine Messmaschine. Da deren bisheriger Unterlieferant auszufallen drohte, sollten wir den Auftrag übernehmen – und das alles in kürzester Zeit“, erinnert sich Adler. Walter König, Firmeninhaber der Walter König GmbH, hatte auch gleich eine Idee, wie dies schnell funktionieren könnte.
Als Problemlöser wurde Erich Unger, der Geschäftsführer der Matec Maschinenbau GmbH, ins Feld geführt. „Mit der Firma König bin ich gleich mehrfach verbandelt, zum einen fertigen die Blechspezialisten für Matec die Maschinenumhausungen und zum anderen kenne ich den Walter König schon aus unseren gemeinsamen Schuljahren“, fasst Unger die Beziehung zusammen. Auch räumlich bilden alle drei Unternehmen eine Einheit: „Es ist schon mehr als geschickt, wenn man in kürzester Zeit vor Ort ist. Denn im persönlichen Austausch entstehen die besten Lösungen“, sagt Unger.
Maschine aus dem Baukasten
Schlussendlich hat man sich bei der Maschine auf das Modell 30 P geeinigt. „Unsere Portalmaschine basiert wie alle Matec-Maschinen auf einem Baukastensystem, das es uns erlaubt, die Maschinen exakt den baulichen Gegebenheiten vor Ort anzupassen“, erklärt Unger. „Angedacht war zum Beispiel erst eine Fünf-Meter-Maschine. Nach der Besichtigung der Halle war aber klar, dass wir sogar eine Maschine mit 6000 Millimeter Verfahrweg in der X-Achse unterkriegen.“
Und jeder Meter zählt, ist sich auch Adler inzwischen sicher: „Es ist zwar auch wichtig, sechs Meterteile bearbeiten zu können, vor allem, da dies ein typisches Maß im Stahlhandel ist. Noch wichtiger ist allerdings, auf dem Maschinentisch Teile für die Nacht spannen zu können.“
Mannlos in der Nachtschicht
Die Geisterschichten sind auch von Anfang an ein wesentlicher Bestandteil des Konzeptes gewesen. So werden jetzt, nach einem Jahr Vorbereitung mit Programmierung und Spannvorrichtungsbau, die Serienteile nachts mannlos gefräst und die personalintensiven Bauteile tagsüber bearbeitet.
Ermöglicht werden die mannlosen Schichten auch durch den integrierten 3D-Messtaster. Dieser tastet die auf Magnetspannplatten befestigten Bauteile automatisch ab und definiert so deren Lage. Der Messtaster liefert dabei in Zusammenarbeit mit der Fräsmaschine eine Präzision von 2/100 mm. Eine laserbasierte Werkzeugbruchkontrolle bietet zudem eine hohe Prozesssicherheit. Auch der Werkzeugwechsler ist mit 2 mal 48 Plätzen großzügig dimensioniert.
Um die Kapazitäten der Maschine effektiv auszunutzen, war sogar ein Zwei-Schichtbetrieb plus mannlose Nachtschicht angedacht. „Momantan fehlen aber auch mir, wie so vielen Unternehmern, einfach die Fachkräfte für eine zweite Schicht“, bedauert Adler den grassierenden Fachkräftemangel.
Passende Steuerung
Auch bei der Steuerung mussten die Fräsexperten sich erst einmal umgewöhnen. War früher noch die Werkstattprogrammierung an der Maschine der Normalfall, wird nun an separaten Programmierplätzen gearbeitet. Hierfür wurde aus dem Optionalprogramm der Maschine die Heidenhain iTNC 530 gewählt. „Die Heidenhain-Steuerungen sind einfach die beste Wahl, wenn man im Werkstattbereich auch 5-Achs-Bearbeitung mit abdecken möchte“, sagt Unger. „Weiterhin ermöglichen sie, passend zu unseren Maschinen eine hohe Oberflächengüte und Genauigkeit.“
Beeindruckend ist auch die kurze Zeitspanne, in der das Projekt umgesetzt wurde. Mit einer Lieferzeit von unter sieben Monaten macht sich auch hier das Baukastenprinzip von Matec bemerkbar. „Zunächst war der Plan, in eine größere Halle umzuziehen, damit auch in Zukunft genügend Platz vorhanden ist“, sagt Adler. „Aber das platzsparende Konzept der Maschine ermöglichte uns den Verbleib in der alten Halle. Was natürlich auch günstiger für uns war. Jetzt ist die Maschine maßgenau in unser Gebäude eingepasst. Da ist kein Meter Platz mehr.“
Maschine war gleich sympathisch
Neben dem nicht zu vergessenden sehr guten Service, ist Adler auch mit der Portalfräsmaschine und dem Matec-Konzept als Ganzes rund um zufrieden: „Für mich persönlich war die Maschine vom ersten Eindruck gleich sympathisch. Im laufenden Betrieb ist uns lediglich aufgefallen, dass ein Wechsler für überlange Werkzeuge fehlt. Daher haben wir mit Matec gemeinsam eine Pick-up-Station für diese Werkzeuge realisiert. Auch dies ging reibungslos und schnell über die Bühne.“
Adler CNC-Frästechnik www.adler-cnc.de
Matec Maschinenbau GmbH www.matec.de

Matec-30 P
Grundausstattung
Werkzeugaufnahme SK 40
Arbeitsspindel 9000 1/min 16 kW bei 40 % ED
2-Achs-Gabelkopf: C-Achse +/- 180°, B-Achse +/- 95°
Werkzeugmagazin 36 Plätze
T-Nuten 18 H8
Komplette Maschinenumhausung ohne Dach
2 Späneförderer
Steuerung
Rexroth Indra-Motion MTX
Verfahrwege
X-Achse: 3000 – 12 000 mm
Y-Achse: 2500 – 4000 mm
Z-Achse: 1100 – 1800 mm
Portaldurchlass
Höhe: 900 – 1950 mm
Maschinentisch-Breite 1600 – 3100 mm
Optional
Werkzeugaufnahme HSK 63
Motorspindel
9000 / 12 000 / 15 000 / 18 000 1/min 30 kW
Hochleistungsspindel 24 000 1/min
Hochfrequenzspindel 42 000 1/min
Weitere Ausbaustufen
Linearantriebe in X- und Y-Achse
  • 2-Achs-Gabelkopf mit Direktantrieb
  • 2-Achs-Gabelkopf mit Endlosbewegung in der C-Achse
Bedienpodest mitfahrend
Werkzeugmagazin erweiterbar bis 250 Plätze
Steuerungen
Heidenhain iTNC 530
Siemens 840D
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