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China holt als Produktionsstandort auf

Deutschland und USA bleiben Benchmark – Maschinenbau verlagert Entwicklungskapazitäten nach Fernost
China holt als Produktionsstandort auf

China holt als Produktionsstandort auf
Nicht nur als Absatzmarkt, sondern auch als Produktions- und Entwicklungsstandort rückt China zunehmend in den Blickpunkt Bild: Fotolia/beugdesign
Während Deutschland und die USA als Produktionsstandorte nach wie vor der Benchmark sind, schwächeln einst hoch gehandelte Schwellenländer wie Brasilien, Russland und Indien. Einzig China holt als Produktionsstandort mit großen Schritten auf. Zwar hinkt das Land bei Wettbewerbsfähigkeit und rechtlich-politischer Situation noch hinterher, aber es bietet ein gutes Innovationsumfeld – weshalb es zunehmend auch als Entwicklungsstandort gefragt ist.

„Die Entwicklung von Auslandsstandorten ist eine wichtige strategische Entscheidung – unabhängig davon, ob es nun um die Nutzung günstiger Produktionsfaktoren oder um die Erschließung neuer Märkte geht“, so Oliver Herkommer, CEO von Ingenics. In der Studie „Benchmark internationaler Produktionsstandorte“ hat das Ulmer Beratungshaus die Wettbewerbsfähigkeit attraktiver Produktionsländer analysiert. Tröstliche Kernbotschaft aus deutscher Sicht: USA und Deutschland stellen weiter den Benchmark dar. Nach den Vereinigten Staaten liegt die Bundesrepublik bei der industriellen Wettbewerbsfähigkeit auf dem 2. Platz. „Politische Stabilität, Eigentumsschutz, ein geringes Maß an Korruption und Kriminalität sowie hervorragend ausgebaute Verkehrsnetze bilden eine attraktive Basis für die industrielle Produktion“, so Herkommer. „Aber es kommen durchaus attraktive Mitspieler auf den Markt, die alle Voraussetzungen besitzen, um den Etablierten in naher Zukunft die Benchmark-Position streitig zu machen.“

Insbesondere China hat im Verlauf der Jahre viel Erfahrung sammeln können und verbessert kontinuierlich seine Produktionsbedingungen. „Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist auf dem bestem Weg, die größte zu werden. Schöpft China sein großes Potenzial voll aus, dürfte in naher Zukunft wohl kein Weg an diesem Land vorbeiführen“, so Dr. Jens Nitsche, bei Ingenics Partner und Director Research & Development.
Rasanter Aufstieg hat Spuren hinterlassen
Das rasante Wirtschaftswachstum in den 2000er Jahren hat allerdings nach Ansicht der Berater seinen Tribut gefordert. Als Begleiterscheinungen nennen sie Ungleichgewichte bei Nachfrage und Angebot nach bzw. an qualifiziertem Personal, stetiger Anstieg der Lohnkosten sowie ein überproportional steigender Bedarf nach Infrastruktur und Technologie. So sei die Wettbewerbsfähigkeit von Deutschland und USA noch außer Reichweite. Die größte Schwäche liege in den rechtlich-politischen Rahmenbedingungen, die ökonomische Handlungsfreiheit einschränkten und Mängel am Eigentumsschutz aufwiesen. Dagegen habe sich die Qualität der Zulieferstruktur zuletzt deutlich gesteigert, und als Innovationsumfeld eigne sich China mittlerweile hervorragend.
Dies haben auch die deutschen Maschinenbauer erkannt. Konzentrierten sie ihre Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten bislang überwiegend auf den Heimatmarkt, so rückt jetzt vor allem China ins Blickfeld. Gemäß einer Studie, die die Unternehmensberatung Staufen AG gemeinsam mit dem Branchenverband VDMA erstellt hat, planen bereits 13 Prozent der Firmen den Aufbau neuer Forschungs-, Entwicklungs- und Konstruktionsabteilungen im Reich der Mitte, während in Deutschland nur noch 9 Prozent der Betriebe weitere F+E-Kapazitäten errichten wollen.
„Noch immer werden Maschinen und Anlagen für China weitgehend in Deutschland konstruiert und entwickelt“, kommentiert Staufen-Studienleiter Dr. Andreas Romberg. „Doch immer mehr Maschinenbauer erkennen, dass sie mit Produkten ‚designed in Germany‘ künftig auf dem chinesischen Markt nicht weiter wachsen können. Sie planen daher den Aufbau von Entwicklungsabteilungen vor Ort, um Maschinen und Anlagen gezielt für den lokalen Markt zu entwickeln.“
Insgesamt forscht, entwickelt und konstruiert bereits jede Dritte der über 6000 deutschen Maschinenbaufirmen auch im Ausland. Weitere 23 Prozent planen derzeit den Aufbau entsprechender Standorte. Zwar sind bisher überwiegend mittlere bis große Unternehmen fern der Heimat aktiv, aber auch zahlreiche kleine Firmen arbeiten im Ausland an Innovationen.
„Entwicklung und Konstruktion im Ausland ist für den Maschinenbau als größter industrieller Arbeitgeber in der Bundesrepublik zur Notwendigkeit geworden“, sagt Dr. Frank Bünting, Leiter Betriebswirtschaft beim VDMA. Dennoch empfiehlt er den Unternehmen, wesentliche Kernaktivitäten in Deutschland zu halten. Standardisierung und Modularisierung böten beispielsweise die Möglichkeit, Plattformen und Baukästen hier zu entwickeln, auf deren Basis in aller Welt Produkte für die lokalen Märkte adaptiert werden können.
Ingenics AG www.ingenics.com
Staufen AG www.staufen.ag

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