Kauf, Leasing oder Miete: Wer in neue Maschinen, Anlagen und andere Unternehmens-Assets investieren will, dem bieten sich meist mehrere Optionen. Die jeweilige Entscheidung hat nicht nur Konsequenzen für die eigene Liquidität, sondern auch steuerrechtliche Auswirkungen auf die Bilanz. Wir haben die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Finanzierungsmodelle unter die Lupe genommen.
Kauf
Gekaufte Wirtschaftsgüter werden in den Anschaffungskosten bilanziert. Dabei handelt es sich entweder um eine Innenfinanzierung auf Basis vorher erzielter Gewinne oder um eine Außenfinanzierung in Form eines Kredits. Die Nachteile: Die Innenfinanzierung schmälert die Liquidität, die Bankfinanzierung dagegen den eingeräumten Kreditrahmen. Zudem kostet eine klassische Finanzierung über die Hausbank nicht nur Zinsen, sondern auch Zeit – die bürokratische Vergabe durch ein Finanzinstitut kann dauern. Ein Argument allerdings spricht für den Kauf: Wer geschickt verhandelt, kann Rabatte vereinbaren. Diese Möglichkeit ist bei anderen Finanzierungsmöglichkeiten meist ausgeschlossen.
Die gründliche Lösung: Miete
Bei der Miete handelt es sich um einen Nutzungsvertrag, der entweder vom Hersteller oder vom Reseller mit dem Käufer für einen definierten Zeitraum abgeschlossen wird. Bei dieser Finanzierungsform ist der Anbieter für die Funktionstüchtigkeit des Objekts verantwortlich. Die Miete ist zumeist die teuerste, dafür aber auch umfassendste Finanzierungslösung. Eine Sonderform der Miete sind die zunehmenden Hardware- oder Software-as-a-Service-Angebote (HaaS/SaaS), wie sie beispielsweise Microsoft und Adobe anbieten. Teilweise laufen die Programme nicht einmal mehr auf dem lokalen Rechner, sondern in der Cloud. Die Vorteile: Am Nutzungstag eins fällt nur ein Bruchteil des Gesamtpreises an und der Anwender arbeitet immer mit der neuesten Version. Um Updates und Sicherheit muss er sich keine Gedanken machen. Die Nachteile: Irgendwann übersteigen die monatlichen Kosten die ursprüngliche Kaufsumme. Und stellt der User die Zahlungen ein, dann verweigern selbst lokal installierte Programme irgendwann ihren Dienst.
Die wirtschaftliche Alternative: Leasing
Leasing ist per Definition die Nutzung eines Wirtschafts- oder Investitionsgutes, ohne Eigentümer zu sein. Die Investition wird aus der Wertschöpfung finanziert, den das Investitionsgut erschafft. Deshalb wird Leasing im anglo-amerikanischen Sprachgebrauch auch als „Pay as you earn“-Modell bezeichnet. Bei dieser Vertragsform entsteht ein Dreiecksverhältnis zwischen Kunde, Lieferant und Leasinggesellschaft. Eine der Stärken von Leasing besteht in steuerrechtlichen Vorteilen. Obwohl der Leasingnehmer das Wirtschaftsgut beim Lieferanten bestellt, wird er nicht juristischer Eigentümer. Er zahlt lediglich ein monatliches Entgelt für die Nutzung. Damit liegt die Bilanzierungspflicht nicht bei ihm, sondern beim Leasinggeber. Die Kosten für die Nutzung tauchen ausschließlich in der Gewinn- und Verlust-Rechnung auf.
Aktuell sind Leasingobjekte im Wert von deutlich mehr als 200 Milliarden Euro im Umlauf, so die Einschätzung des Bundesverbandes Deutscher Leasing-Unternehmen. Nach wie vor werden vor allem Fahrzeuge (65 %) geleast, gefolgt von Produktionsmaschinen und IT-Ausrüstung. Die Hauptvorteile sind schnell ausgemacht: Leasing schont die Liquidität, lässt sich zuverlässig kalkulieren und erlaubt auch schnelle Investitionsentscheidungen jenseits der Jahresplanung.
Dazu kommt: Nach Ablauf der Leasingvereinbarung wird normalerweise die nächste Gerätegeneration unter Vertrag genommen. Der Nutzer profitiert damit von der höheren Effizienz, Leistung und Wirtschaftlichkeit der neuesten Gerätegeneration. In Zeiten immer schnellerer Innovationszyklen von Produktionsmaschinen bis hin zu IT-Geräten ein unschätzbarer Wettbewerbsvorteil. Die frei werdenden Gelder lassen sich andernorts gewinnbringender einsetzen. Laut der Studie „Internationalisierung im deutschen Mittelstand“ von Creditreform und der KfW-Bankengruppe schränken finanzielle Engpässe bei jedem vierten deutschen Unternehmen beispielsweise die Exportaktivitäten ein.
Small Tickets ab 500 Euro
Leasing ist nicht für große Anschaffungen reserviert und kann bei spezialisierten Anbietern bereits ab einem Nettokaufpreis von 500 Euro abgeschlossen werden. Das sogenannte Small-Ticket-Leasing umfasst dabei alle möglichen gewerblichen Investitionsgüter: Das können Drucker, Kopierer, eine Kaffeemaschine oder auch Software sein. Selbst Managed Services wie Schulungen, die Inbetriebnahme, der Anschluss ans Firmennetzwerk oder kontinuierliche Wartungsarbeiten können durch Leasing abgedeckt werden.
Bei der Entscheidung für den Leasingpartner gibt es mehrere Möglichkeiten: Leasing bei der Hausbank, Leasing vom Hersteller oder durch einen Drittanbieter. Auch hier ist die Hausbank oft nicht die günstigste Lösung – das hängt aber vom Einzelfall ab und sollte mit dem jeweiligen Berater abgeklärt werden. Der Grund für das günstigere Hersteller-Leasing: Der Verkäufer nutzt die Finanzierung als Verkaufsargument. Das heißt, er subventioniert einen Teil seiner Kosten, um das Gesamtpaket verkaufen zu können. Das Drittanbieter-Leasing hat wiederum den Vorteil, dass es sich hier zumeist um spezialisierte Anbieter handelt, welche auf die Anforderungen und Bedürfnisse bestimmter Branchen und Zielgruppen ausgerichtet sind. Zudem treten sie als Großeinkäufer gegenüber den Herstellern auf und können ihre Handelskonditionen weitergeben.
Beim Flotten-Management gehören zusätzliche Dienstleistungen wie Wartung, Versicherung und Reparaturen schon lange zum Standardangebot. Dieser Trend nimmt auch bei IT-Investitionen zu und kann weite Bereiche umfassen: vom Einkauf bis zum Wiederverkauf, von der Beratung bis hin zur kontinuierlichen Versorgung mit Verbrauchsmaterialien. Diese Services kosten unter dem Strich natürlich Geld, entlasten den Leasingnehmer dafür von Verwaltungs- und Organisations-Aufgaben; er kann sich damit auf seine Kernkompetenzen konzentrieren.
Entscheidungshilfe für Investoren
Bei der Entscheidung über die Finanzierungsform gibt es keinen Königsweg. Zu unterschiedlich sind die jeweiligen Rahmenbedingungen – und nicht zuletzt auch die Einstellung des Unternehmers zu seinem Eigentum. Für Unternehmen mit einer hohen Liquidität kommt am ehesten der Kauf infrage. Er ist zwar mit einem einmaligen hohen Kapitalaufwand verbunden, dafür fallen aber (zumindest bei der Innenfinanzierung) keine Kredit- oder Leasinggebühren an. Das Risiko eventueller Reparaturen kann durch eine Garantieverlängerung gedeckelt werden.
Die Kostenverteilung plus die steuerlichen Vorteile erhöhen die Liquidität eines Unternehmens und damit die Möglichkeiten, schnell auf veränderte Marktsituationen reagieren zu können. Das macht Leasing zur ersten Wahl für Unternehmen in dynamischen Märkten. Die Miete ist per se die teuerste Finanzierungsform, dafür ist der Unternehmer dank des meist damit verbundenen Servicepaketes aber auch von allen Wartungsaufgaben befreit. (mg).
Wie moderne Leasing funktioniert und wo die Grenzen liegen, lesen Sie im Interview unter https://beschaffung-aktuell.industrie.de/einkauf/der-20-minuten-vertrag
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