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Verwalten statt suchen

Hersteller von Testsystemen setzt auf cleveres Tool Management
Verwalten statt suchen

2012 baute die Test-Fuchs GmbH, weltweit führender Ausstatter der Luft- und Raumfahrt für Testequipment, an ihrem Stammsitz in Niederösterreich eine neue Produktionshalle. Aus diesem Anlass stellte das Unternehmen auch seine Werkzeugverwaltung ganz neu auf. Nach über vier Jahren Erfahrung mit Tool Data Management von TDM Systems ziehen die Österreicher jetzt Bilanz.

„Wenn schon, dann richtig“, war das Motto der Projektverantwortlichen bei Test-Fuchs: Als das Unternehmen an seinem Stammsitz in Groß-Siegharts einen Neubau errichtete, eröffneten die Verantwortlichen auch eine Menge weiterer Baustellen. Auf den Prüfstand kam unter anderem das Werkzeugmanagement.

„Damals war jeder Maschinenbediener für sein Zerspanwerkzeug selbst verantwortlich, führte Rüstarbeiten und auch die Voreinstellung durch“, erinnert sich Robert Schlosser, Leiter der mechanischen Fertigung bei Test-Fuchs. „Wo ist das Werkzeug?“, war der meistgebrauchte Satz. Werkzeugsuche, Rüsten und Voreinstellung sorgten für erhebliche Maschinen-Stillstandzeiten. Eine zukunftsweisende Werkzeugdatenverwaltung und eine neue Organisation mussten her. Schlosser: „Wir wollten zu jeder Zeit wissen, wo und welche Werkzeuge im Umlauf sind, und die Werkzeuge sollten fertig bereitstehen, wenn sie an der Maschine gebraucht werden.“

„Wir wussten nie, wo unsere Werkzeuge waren“

Bis 2012 hatte ein Mitarbeiter lediglich die Werkzeuge im ERP-System aufgelistet und mit ERP-Nummern versehen, um wenigstens ein Mindestmaß an Übersicht zu behalten. Gelagert wurden die Werkzeuge zentral in Werkzeugschränken. Mitarbeiter Mario Samm, schon damals neben seinem Hauptjob als Maschinenbediener einer CNC-Drehmaschine für die Werkzeugverwaltung zuständig, erinnert sich: „Wir wussten eigentlich nie, wo unsere Werkzeuge waren, und vor allem in welchem Zustand sie sich aktuell befanden, da die Werkzeugausgabe nur über Werkzeugentnahmelisten protokolliert und nachträglich im ERP-System gebucht wurde.“

Schnell war klar, dass nur eine hochprofessionelle Werkzeugverwaltung eine echte Verbesserung bringen konnte. Nachdem man das Okay von Firmenchef Volker Fuchs hatte, ging es an die Auswahl. Es wurde recherchiert und verglichen, Referenzbetriebe wurden besucht. „Letztlich haben wir uns für die TDM-Software entschieden, weil wir hier die besten Kompetenzen bezüglich Werkzeugverwaltung und eine zukunftsweisende Weiterentwicklung gesehen haben.“

Dino Velagic, Mario Samms Kollege in der Werkzeugverwaltung, ergänzt: „Nur TDM Systems konnte uns den Funktionsumfang bieten, den wir uns vorgestellt hatten.“ Auch die vorbereitende Unterstützung passte, und so fiel Mitte 2012 die Entscheidung pro TDM. Im August gekauft, konnte das Projektteam schon im September starten.

Alle Werkzeugdaten in einem System

Für beide Seiten war das keine einfache Aufgabe. So habe man bei Test-Fuchs zunächst Respekt vor dieser mächtigen Softwarelösung gehabt. Doch angesichts der großen Fertigungstiefe, die etwa 4000 Werkzeugkomponenten bedingt, sei es „die einzig richtige Lösung“ gewesen. Hans-Peter Sindler, TDM Consultant, räumt ein, dass man bei Test-Fuchs mit der „Vereinigung der Werkzeugdaten auf einem System, der Vernetzung mit der CAM-Programmierung, dem Voreinstellgerät, dem Lager und der Automatisierung sowie zwei Maschinen und einem Liftsystem ein Tool-Lifecycle-ManagementProjekt mit hoher Integrationstiefe geplant hatte, welches auch an TDM Systems Anforderungen stellte.“ Mit TDM klappte dies aber bestens. Sindler führt das vor allem darauf zurück, dass man „gemeinsam einen Fahrplan erarbeitet hat und das Gesamtprojekt durch die Engineering-Abteilung und das Projektmanagement begleitet hat.“

Schlosser sieht ebenfalls als einen der wichtigsten Punkte für das Gelingen, dass Fachleute von TDM Systems zunächst Situation und Ziele sehr exakt analysiert hätten. „Man begleitete den Prozess von Anfang an intensiv, bis wir wirklich dieselbe Sprache gesprochen haben, uns also über Begrifflichkeiten einig waren.“

Größte Hürde im Projektverlauf sei jedoch die Schnittstellenproblematik gewesen, ergänzt Velagic. Diese sei grundsätzlicher Natur und gehe weit über eine Werkzeugdatenverwaltung hinaus. „Das Anpassen der Schnittstellen erfordert die meiste Zeit. Auch wenn jeder Maschinenhersteller es heute verspricht – die Realität sieht anders aus.“ Sein Rat: Bei jeder Art von Vernetzungsprojekt die Schnittstellen im Vorfeld genau definieren.

Test-Fuchs hat daraus gelernt und fordert offene Schnittstellen für Werkzeugmaschinen, macht sie sogar zu einem wesentlichen Kriterium bei Neuinvestitionen. Zumindest bei TDM hat letztlich alles geklappt. „Heute ist die Installation bei Test-Fuchs Industrie 4.0 im Alltag“, so Sindler.

Zentral voreingestellt, rechtzeitig an der Maschine

Erfordert ein Bauteil ein neues Werkzeug, nutzt Test-Fuchs zunächst den klassischen Beschaffungsprozess und holt ein Angebot ein. Steht das Werkzeug fest, legen Samm oder Velagic es im ERP-System an. Die dazugehörigen werkzeugspezifischen Geometrien, die 2D-/3D-Grafik und weitere Daten, wie Lagerplatz und Standzeitenangaben des Herstellers, erfassen sie in TDM. Danach erstellen sie zusammen mit der Aufnahme für die jeweilige Maschine ein virtuelles 3D-Komplettwerkzeug, das den NC-Programmierern als Vorlage dient.

Zu jedem NC-Programm gibt es eine Werkzeugliste. Diese wird vom CAM-System nach TDM exportiert und ist via TDM Shopcontrol im Werkzeugvorbereitungsprozess die Grundlage für Montage und Voreinstellung. Bei Bedarf werden die realen Komponenten aus dem Lager zentral – und nicht mehr wie früher an der Maschine – zu Komplettwerkzeugen zusammengebaut, voreingestellt und rechtzeitig vor Bearbeitungsbeginn an der jeweiligen Maschine bereitgestellt.

Die Katalogschnittwerte lassen sich von den Maschinenbedienern ergänzen und so kontinuierlich optimieren. Auch die NC-Programmierer können Schnittwerte anpassen und anlegen. So entstehen nach und nach weitere Schnittdatensätze zu jedem Werkzeug. „Auch Mitarbeiter mit weniger Erfahrung mit einem bestimmten Werkzeug sehen dadurch sofort praxisgerechte Schnittwerte“, erläutert Schlosser. So entwickelt sich TDM auch zur Know-how-Datenbank für die Zerspanung im Unternehmen.

TDM Systems GmbH
www.tdmsystems.com

Test-Fuchs GmbH
www.test-fuchs.com


Testsysteme für den Weltmarkt

Seine Profession trägt das Unternehmen im Namen: „Test“-Fuchs. Seit den 1950er-Jahren konstruieren und produzieren die Österreicher Testgeräte, anfänglich für den Kfz-Bereich, später für die Luftfahrt. Heute ist Test-Fuchs einer der weltweit führenden Hersteller von Testsystemen in der Flugzeugproduktion und in der Wartung von Luftfahrzeugen mit Niederlassungen in Deutschland, Großbritannien, Italien, Frankreich, Spanien, Singapur und den USA.

Das Produktportfolio umfasst Testgeräte für hydraulische, elektrische/elektronische, pneumatische oder Treibstoff-Komponenten. Test-Fuchs produziert sie mit einer hohen Fertigungstiefe von 65 bis 70 Prozent ausschließlich in Groß-Siegharts. Das Unternehmen beschäftigt 420 Mitarbeiter, davon 380 in Groß-Siegharts, und erzielte im Geschäftsjahr 2015/2016 einen Umsatz von 50 Millionen Euro. Dass Test-Fuchs als eher kleiner mittelständischer Betrieb trotzdem ein Global Player ist, beweist die Exportquote von 95 Prozent.

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