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Schneidölverlust minimiert

Drehteilhersteller gewinnt durch Brikettierung 80 Prozent des Schmierstoffs zurück
Schneidölverlust minimiert

Durch das Verpressen loser Edelstahlspäne zu Briketts hat die EZ Zerspanung GmbH ihre Kosten für Schneidöle deutlich gessenkt und zugleich die Umwelt entlastet. Beim Brikettieren gewinnt der Spezialist für Drehteile etwa 80 Prozent des an den Spänen haftenden Schneidöls zurück. Vor allem durch diese Einsparungen hat sich die eingesetzte Ruf-Brikettierpresse in weniger als drei Jahren amortisiert.

Die EZ Zerspanung GmbH kann ein rasantes Wachstum vorweisen: 2006 begann Bernhard Heil mit einer Sägemaschine, auf der er Edelstahlrohre für Geländer herstellte. Kurz darauf kaufte der gelernte Werkzeugmacher seine erste Drehmaschine, um auch umfangreichere Aufträge übernehmen zu können. Heute verfügt sein Unternehmen im osthessischen Mittelkalbach über einen Maschinenpark mit rund 20 Bearbeitungszentren, vor allem verschiedene Drehautomaten. Produziert werden primär Drehteile aus Edelstahl wie Wandbolzen, Handläufe, Handlaufträger und Abschlusskappen für die Schwesterfirma MWB Vertrieb GmbH, die als Lieferant für Treppenhersteller in Deutschland und Nachbarländern bekannt ist. Weitere Kundenbranchen von EZ sind die Automobil- und die Filterindustrie.

Die Brikettiertechnologie hielt in Mittelkalbach Einzug, nachdem die Drehmaschinen und Sägen von Kühlschmier-Emulsionen weitgehend auf reines Schneidöl umgestellt worden waren. „Statt der vergleichsweise geringen Kosten für die Emulsionen fielen nun rund 25 000 Euro pro Jahr für das Schneidöl an“, berichtet Fertigungsleiter Alexander Fröhlich. „Ein Teil davon wird zwar schon in den Fertigungsmaschinen zurückgewonnen und wiederverwendet, doch einiges bleibt an den Spänen haften.“ Der Schrotthändler nahm zwar notgedrungen die Edelstahlspäne mit samt der anhaftenden Ölreste ab, aber dies war ein schlechtes Geschäft für beide Seiten. Denn EZ verlor auf diesem Weg wertvolles Öl, und für den Metallverwerter stellte das Öl Problemabfall dar, der den Wert der Späne minderte.
Schneidöl wird aus den Spänen herausgepresst
Die Lösung entdeckten Firmeninhaber Bernhard Heil und Alexander Fröhlich 2013 bei der Messe Metav in Düsseldorf mit der Brikettiertechnologie von Ruf. Die Anlagen überzeugten Heil sofort. Nach Beratungsgesprächen und Pressversuchen mit Originalspänen bei Ruf in Zaisertshofen nahm bereits wenige Monate später eine Presse vom Typ Ruf 4/3700/60×40 bei EZ den Betrieb auf. Der 4 kW starke, elektrische Antriebsmotor verpresst die Stahlspäne mit einem spezifischen Pressdruck von 3700 kg/cm2. Die Briketts besitzen einen Querschnitt von 60 x 40 mm. Ihre Höhe variiert abhängig von der anfallenden Späneart zwischen etwa 60 und 100 mm.
Der Hauptvorteil für EZ liegt in der Trennung von Edelstahl und Schneidöl. Während des Pressvorgangs wird das Öl fast vollständig herausgepresst und aufgefangen. Den Spänen haften etwa 13 Gewichtsprozent Schneidöl an. Durch die Brikettierung sinkt der Ölanteil im Brikett auf nur noch maximal 3 Prozent.
Das Öl wird in einer Wanne des Brikettiersystems gesammelt und mit Hilfe einer Kühlschmierstoffpumpe von dort aus in einen danebenstehenden Container gepumpt. „Anschließend filtern wir das Öl, um Schwebstoffe zu entfernen und speisen es wieder in die Maschinen ein“, erläutert Fröhlich. „Bei Preisen von knapp zwei Euro pro Liter Schneidöl ergeben sich so erhebliche Einsparungen.“ Insgesamt brikettiert EZ pro Jahr knapp 70 Tonnen Späne. Jene Späne, die nach der Bearbeitung mit Emulsionen statt mit Öl behaftet sind, werden nicht brikettiert.
Trocken und kompakt statt nass und voluminös
Neben der Rückgewinnung des Schneidöls profitiert das Unternehmen auch von der Volumenreduzierung, die durch das Pressen erfolgt. „Früher holte der Schrotthändler alle vier bis fünf Tage einen 15-Kubikmeter-Container mit Spänen ab“, erinnert sich Fröhlich. „Allein für den Transport fielen monatlich mehrere hundert Euro Kosten an.“ Infolge der massiven Komprimierung beim Pressen ist nun nur noch ein Bruchteil der Transporte erforderlich. Liegt die Volumenreduzierung bei Frässpänen meist im Bereich von 1:4 bis 1:6, so kann sie bei den längeren Drehspänen Werte bis 1:10 erreichen. Vor allem durch die Wiederverwertung des Schneidöls, aber auch durch die reduzierten Transportkosten amortisierte sich die Investition in die Anlage nach weniger als drei Jahren – obwohl die Presse bei weitem nicht voll ausgelastet ist.
Grundsätzlich sind alle Ruf-Pressen für einen mannlosen 24-Stunden-Betrieb ausgelegt. Infrarotsensoren erkennen, wann der Sammeltrichter ausreichend mit Spänen gefüllt ist und lassen die Maschine automatisch anlaufen. Über zwei Auslaufschienen werden die fertigen Briketts in bereitstehende Sammelbehälter transportiert. Ist der Spänetrichter leer, arbeitet die Maschine noch einige Takte, um auch den Presszylinder leerzufahren und stoppt dann selbstständig. Werden die Späne – etwa über Fördereinrichtungen – in den Spänetrichter gefüllt, bleibt als einzige manuelle Tätigkeit der Austausch von vollen Brikettcontainern gegen leere.
Diese umfangreichen Automatisierungsmöglichkeiten nutzt EZ Zerspanung derzeit allerdings nicht, weil die Späne der drei Hauptwerkstoffe V2A, V4A und Automatenstahl sortenrein gesammelt und dementsprechend verpresst werden. Bei rund 20 Maschinen, die wechselnde Materialien verarbeiten, wäre eine sortenreine und automatisierte Befüllung der Brikettierpresse nicht wirtschaftlich. Die Späne werden daher in jeweils rund 600 Liter fassenden Behältern an den Maschinen gesammelt.
Geringer Wartungsaufwang
Nach knapp drei Jahren fällt die Bilanz rundum positiv aus. „Wir sind mit der Anlage äußerst zufrieden, sie arbeitet sehr zuverlässig“, resümiert Fröhlich. Der Aufwand für die Wartung bleibt gering. Die fälligen Tätigkeiten führen Fröhlichs Mitarbeiter selbst aus. Dafür benötigen sie wöchentlich etwa zwei Mannstunden. Einmal pro Jahr ist für die Kontrolle der wichtigsten Maschinenelemente und den Hydraulikölwechsel zirka ein Arbeitstag erforderlich.
Für die EZ hatte die Investition in das Brikettieren auch einen Umweltaspekt. „Durch die Rückgewinnung von Schneidölen und das Brikettieren der Späne tragen wir zur umweltbewussten Sekundärrohstoffgewinnung bei“, betont Fröhlich. Früher oder später, so vermutet er, werde es sogar weitgehend verboten sein, „nasse“ Späne zu entsorgen. In Bayern und Baden-Württemberg existiert bereits eine Vorschrift, die besagt dass mit Öl oder Kühlschmierstoff behaftete Späne nur nach einer Spänebehandlung entsorgt werden dürfen. ■
Ruf Maschinenbau GmbH & Co. KGwww.brikettieren.de
EZ Zerspanung GmbHwww.ez-zerspanung.de

Spezialist für Drehen
Als inhabergeführtes Unternehmen mit 17 Mitarbeitern ist die EZ Zerspanung GmbH auf die Fertigung von Drehteilen aus Edelstahl spezialisiert. Für die Herstellung der High-End-Drehteile stehen etwa 20 verschiedene Maschinen zur Verfügung, angefangen von konventionellen und zyklengesteuerten Dreh- und Fräsmaschinen über Einspindel-CNC-Drehmaschinen und Langdrehmaschinen bis hin zu Drehfräszentren und Mehrspindelautomaten. Gefertigt werden Teile mit Durchmessern zwischen 6 und 300 Millimetern. Dabei handelt es sich ebenso um Einzel- und Sonderteile wie um kleine und große Serien. Mit der breiten Palette von Drehmaschinen kann EZ Zerspanung die unterschiedlichsten Bearbeitungsanforderungen erfüllen.
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