Sechs Millionen Unterkünfte in 81 000 Städten, eine halbe Milliarde Gästeankünfte und fast 750 000 Gäste pro Nacht in Europa: Das sind die gewaltigen Zahlen, mit denen sich Sharing-Anbieter Airbnb präsentiert. Während die Plattform munter weiter wächst und schon heute mehr Unterkünfte anbietet als die sechs größten Hotelgruppen zusammen, schwindet gleichzeitig der Markt für Mietwohnungen. Ein gewaltiges Problem für beliebte Metropolen und die dortige Bevölkerung: Die Umwandlung von Wohnraum in Ferienwohnungen treibt den Mietpreis in die Höhe.
Der Gedanke einer Ökonomie des Teilens von zeitweise ungenutzten Ressourcen, kurz Sharing Economy, ist nicht neu. Bereits in den 1970er-Jahren hat sich im englischsprachigen Raum der Begriff „Collaborative Consumption“ im Kontext von Mitfahrgelegenheiten durchgesetzt. Aktuell erlebt der Sharing-Gedanke ein gewaltiges Hoch, schont er doch den Geldbeutel und beruhigt das ökologische Gewissen. Besonders bei der Mobilität wird das deutlich: Car-Sharing-Anbieter profitieren in den Großstädten – in denen die „Shareconomy“ hauptsächlich zu Hause ist – von Dieselverboten, dem hohen Verkehrsaufkommen sowie der zum Teil katastrophalen Parkplatzsituation und konnten die Nutzerzahlen seit 2010 um mehr als das 13-Fache auf 2,46 Millionen steigern.
So hat sich aus der ursprünglichen Idee des Teilens über die letzten Jahre eine profitable Win-Win-Situation entwickelt und das offenbart die Problematik des Systems: Ohne zumindest einen Obolus dafür bezahlen zu müssen, wird niemand Teil der Sharing-Gesellschaft. Menschen, die sich das nicht leisten können, aber am meisten davon profitieren würden, sind nicht Teil der Community und haben keinen Zugriff auf die geteilten Güter. Das zweite Problem: Neben den Dienstleistern wollen auch private Anbieter ihren Gewinn maximieren. Bei Airbnb haben die Menschen deshalb damit angefangen, Immobilien in beliebten Metropolen zu erwerben, um diese dann möglichst gewinnbringend auf der Plattform zu vermieten. Es geht nicht mehr länger ums Teilen, sondern lediglich um den Profit.
Die Nutzung in den Vordergrund zu stellen und nicht das Eigentum, ist der richtige Ansatz. Er muss aber richtig durchdacht sein: Wie erreiche ich die Menschen? Wie können sie davon profitieren? Was kann der steigenden Gier entgegengesetzt werden? Ansonsten führt das Voranschreiten der Sharing-Ökonomie ohne Regulierung und Kontrolle zur Kommerzialisierung des Lebens – wie es Airbnb bereits mit der Gastfreundschaft getan hat.