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Maschinenbauer wird zum Banker

Eigenes Kreditinstitut ermöglicht grenzüberschreitende Finanzdienstleistungen
Maschinenbauer wird zum Banker

Was man von Automobilfirmen kennt, ist für den Maschinenbau noch Neuland: ein herstellereigenes Kreditinstitut. Als Pionier der Branche hat der Laser- und Werkzeugmaschinenbauer Trumpf im vergangenen Jahr eine Bank an den Start gebracht. Damit können die Ditzinger neue Pakete zur Absatzfinanzierung oder Existenzgründung schnüren und grenzüberschreitende Finanzdienstleistungen ohne gesonderte Zulassungsverfahren anbieten.

„Wir sind nicht nur technologisch höchst innovativ“, kommentierte die Vorsitzende der Trumpf-Geschäftsführung, Dr. Nicola Leibinger-Kammüller, vor einem Jahr die Gründung der hauseigenen Vollbank. „Wir sind näher am Markt als klassische Kreditinstitute und überzeugt, Chancen und Risiken von Investitionsvorhaben in diesem Bereich besser einschätzen zu können.“ Das Kreditinstitut trägt den Namen Trumpf Financial Services GmbH und bietet Kunden und Mitarbeitern eine breite Palette von Finanzdienstleistungen. Mit der Zulassung zur Universalbank kann Trumpf rund um Absatzfinanzierung, Kreditvergabe und Existenzgründung völlig neue Produkte anbieten – nicht nur in Deutschland, sondern europaweit. Denn die Vollbank-Lizenz bringt den so genannten EU-Passport mit sich, der ein grenzüberschreitendes Dienstleistungsangebot ohne gesonderte Zulassungsverfahren ermöglicht. Zugleich macht sich Trumpf selbst unabhängiger von anderen Refinanzierungsquellen.

Branchenspezifisches Fachwissen als Pluspunkt
Rund 15 Monate hat die Gründung der Trumpf Financial Services gedauert. Im Zuge dessen wurde die eigene Leasing-Gesellschaft in eine Bank überführt. Trotz der Universallizenz ist das Institut als Spezialbank konzipiert, die mit branchenspezifischem Fachwissen in erster Linie Kunden aus dem Bereich der Fertigungstechnik anspricht. Zudem profitieren die Mitarbeiter des Maschinenbauers von der Banklizenz: Es gibt die Möglichkeit von Tages-, Festgeld- und Sparkonten, die über die Betriebliche Altersversorgung hinaus attraktive Anlagemöglichkeiten bieten.
Mit der Bankgründung heben sich die Ditzinger nicht nur von anderen Unternehmen der eigenen Branche ab, sondern auch von der Leasing-Branche. Mit der stetigen Zunahme regulatorischer Vorschriften im Leasing-Bereich haben in den letzten Jahren immer mehr Gesellschaften ihre Lizenzen abgegeben. Trumpf hat sich entschieden, die regulatorischen Verschärfungen vorwegzunehmen und sich als Vollbank unter die schärfste Aufsicht zu begeben.
Trumpf GmbH + Co. KG www.trumpf.com

„Wir interpretieren nicht nur nackte Zahlen“

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Als Erster der Branche hat der Laserspezialist und Werkzeugmaschinenbauer Trumpf eine eigene Bank gegründet. Welche Motivation dahinter stand und was die Kunden davon haben, erklärt Geschäftsführer Hans-Joachim Dörr.
mav: Trumpf kennt sich aus mit Fertigungstechnik. Was macht das Unternehmen zu einer guten Bank?
Dörr: Unsere Erfahrung, die wir als Finanzdienstleister schon haben. Seit 2001 bietet Trumpf Absatzfinanzierung über eine erste eigene Leasinggesellschaft an. Diese Gesellschaft heißt seit Oktober 2012 Trumpf Financial Services GmbH. 2007 kam mit der Trumpf Finance Schweiz eine zweite Leasinggesellschaft hinzu, die weltweit aktiv ist. In vielen Ländern profitieren unsere Kunden bereits von Finanzierungsmodellen, die Trumpf selbst oder über Kooperationspartner wie die französische Société Générale oder die Deutsche Leasing anbietet. Bei etwa 25 Prozent der Maschinenverkäufe lief schon bisher die Finanzierung über Trumpf. Derzeit nutzen Kunden in 22 Ländern unsere Finanzierungsmodelle, in elf Staaten gibt es dafür Kooperationspartner.
mav: Warum dann die Bankgründung? War das Angebot der Trumpf Leasinggesellschaften nicht ausreichend?
Dörr: Es ist mit dem einer Vollbank schlichtweg nicht vergleichbar. Mit der Zulassung zur sogenannten Voll- oder Universalbank können wir ganz neue Pakete rund um Absatzfinanzierung oder Existenzgründung schnüren. Und als Universalbank haben wir den EU-Pass, der ein grenzüberschreitendes Dienstleistungsangebot ohne gesonderte Zulassungsverfahren ermöglicht. So verwirklichen wir auch bei der Finanzierung die Idee: Wo der Kunde ist, ist Trumpf. Als Bank sind wir dabei unabhängiger in unseren Aktivitäten. Wir kommen zum Beispiel günstiger an Kapital, können Kredite vergeben, künftig auch Fördermittel direkt für unsere Kunden durchleiten und Existenzgründungen unserer Kunden besser begleiten.
mav: Was ist das Besondere an der Trumpf Bank?
Dörr: Ein herstellereigenes Kreditinstitut ist im Maschinenbau weltweit ein Novum. Vergleichbares kennt man nur aus der Automobilwirtschaft. Wir punkten mit dem branchenspezifischen Fachwissen in unseren Geschäftsbereichen. Für Problemstellungen der Kunden haben wir Lösungen, die weit über das Produkt „Maschine“ hinausgehen. Davon profitieren alle Seiten. Wir interpretieren bei Finanzierungen nicht nur nackte Zahlen, Bilanzen und Businesspläne, sondern verstehen das Geschäft unserer Kunden in seiner Gesamtheit.
mav: Welche Services bieten Sie den Trumpf Kunden?
Dörr: Zum Beispiel Operate Lease: die kurz- und mittelfristige Miete von Maschinen. Unsere Kunden haben dabei die volle Rückgabeoption. Das Risiko der Vermarktung bei Austausch und Rückgabe trägt Trumpf. Bei unseren Kunden verbessert das die Eigenkapitalratio, da sie die Maschinen nicht bilanzieren müssen. Ergänzend dazu bieten wir auch Kredite an. Das hilft vor allem bei Existenzgründungen, wenn ein Teil der Investition über Fördermittel finanziert wird.
mav: Können Kunden auch als Privatperson ihr Geld bei der Trumpf Bank anlegen?
Dörr: Wir bieten Sparkonten und Festgeldkonten für Trumpf Mitarbeiter an. Die Konten können über Onlinebanking verwaltet werden. In einem späteren Schritt planen wir, auch Trumpf Kunden diese Möglichkeiten anzubieten. Höchste Vertraulichkeit und gute Konditionen sind selbstverständlich. Außerdem macht uns das Einlagengeschäft unabhängiger vom volatilen Finanzmarkt.
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