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Deutsche Mittelständler investieren in China

Finanzierung von Produktionsstätten durch Cross-Border-Leasing steht vor einem Boom
Deutsche Mittelständler investieren in China

Deutsche Mittelständler investieren in China
Per Handschlag besiegelt Andreas Müller, Vorstandsvorsitzender der S.D L., das Joint Venture mit der chinesischen Zhongde Metal Group und dem Metallverband Jieyang Bild: S.D.L.
Immer mehr mittelständische Zulieferer folgen ihren Großkunden nach China und bauen dort eine eigene Produktion auf. Dies stellt sie vor große finanzielle wie auch organisatorische Herausforderungen. Mit der Öffnung des chinesischen Finanzmarkts bieten sich jetzt neue Chancen durch Leasing-Geschäfte. So hat die Süddeutsche Leasing AG Ende vergangenen Jahres ein Joint Venture mit der Zhongde Metal Group vereinbart, das deutschen Metallbearbeitern die Ansiedlung in Südchina erleichtert.

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Ob USA, Mexiko, Brasilien oder China – namentlich die großen Automobilhersteller sind längst global unterwegs und wollen an ihren wichtigsten Absatzmärkten produzieren. Und sie fordern von ihren Zulieferern, ebenfalls vor Ort zu sein. Das betrifft beileibe nicht nur Größen à la Bosch, Mahle, Schaeffler oder Continental. „Auch mittelständische Bearbeiter, die ihnen zuarbeiten, müssen mitgehen, weil sie von ihrem Hauptauftraggeber dazu angehalten werden“, erläutert Andreas Müller. Als Vorstandsvorsitzender S.D.L. Süddeutschen Leasing AG in Elchingen ist er Finanzierungspartner vieler mittelständischer Fertigungsunternehmen, hauptsächlich im Automobilzulieferbereich. So beschäftigen inzwischen zwei Drittel der deutschen Firmen im Reich der Mitte weniger als 250 Mitarbeiter, wie der Geschäftsklimaindex 2014 der Deutschen Handelskammer in China zeigt.

China bedeutet Chance und Risiko zugleich
Einerseits bedeutet dies eine Chance für die Firmen: „Während wir hierzulande einen Verteilungsmarkt haben, bietet sich dort die Möglichkeit, gemeinsam mit dem OEM zu wachsen“, so Müller. Andererseits stelle ein Engagement etwa in China für kleine und mittelständische Unternehmen finanziell eine immense Herausforderung dar. „Die Firmen sind oft gezwungen, die Kreditlinien ihrer Hausbank bis zum Äußersten zu strapazieren, da alternative Finanzierungsmöglichkeiten für sie kaum vorhanden sind.“
Rund 5000 deutsche Unternehmen sind aktuell mit Niederlassungen in China vertreten. Sie finanzieren ihre Investitionen bisher fast ausschließlich aus Eigenkapital oder über klassische Bankkredite. Bis zu 80 Prozent der Kosten eines China-Engagements entfallen bei mittelständischen Industrieunternehmen auf Maschinen und Anlagen sowie mobile Fabrikhallen. Aufgrund des sehr restriktiven chinesischen Finanzmarkts mieten bisher nur rund 15 Prozent aller in China investierenden deutschen Unternehmen solche beweglichen Investitionsgüter.
Alternative Finanzierungsmöglichkeiten wie Leasing waren bislang schwer zu realisieren. „Es gibt drei große Hürden“, erklärt Christopher Keller, Leiter Marketing und PR bei der S.D.L., „Infrastruktur, Finanzierung und Abwicklung.“ Insbesondere das Thema Lizenzen und Genehmigungen sei für einen Ortsfremden schwer zu durchschauen. „In China ist vieles politisch gesteuert. Es gibt regionale Wirtschaftskreise, in denen Beschlüsse gefasst werden, dann geht es eine Etage höher zum provinzialen Wirtschaftsministerium, bis man schließlich beim Parteidelegierten in Peking angekommen ist, wo die Genehmigung erteilt wird. Viele unterschätzen dieses Prozedere.“
Immerhin ist seit 2007 eine schrittweise Öffnung des chinesischen Finanzmarkts zu verzeichnen. „Die chinesische Regierung hat begonnen, Fremdinvestoren ins Land zu lassen“, so Keller. Es würden jetzt Joint Ventures im Finanzbereich gegründet und Fonds mit ausländischem Kapital aufgelegt. Ohne den staatlichen Bankensektor aufzubrechen, versuche man, punktuell Möglichkeiten wie etwa die des Leasings zu schaffen. „Das eröffnet ein großes Potenzial, weil gerade das Leasing für ausländische Investoren sehr attraktiv ist. Wenn Sie eine Maschine oder ein ganzes Werk aus dem Cash-flow finanzieren müssen, dann ist das ein großes unternehmerisches Risiko. Entweder müssen Sie das Kapital selbst haben, oder Sie müssen es über schwierige Bankdarlehen beschaffen. Ein Leasing-Geschäft bietet da große Vorteile, weil die Leasing-Gesellschaft der Eigentümer des Guts bleibt. Sollte die Unternehmung nicht funktionieren, dann bleibt das wirtschaftliche Eigentum in Deutschland.“
Leasing-Joint-Venture ebnet den Weg
So ist man in Elchingen überzeugt, dass das Leasing auch in China an Bedeutung gewinnt. Würden derzeit nur 15 Prozent der beweglichen Maschinen, Anlagen und mobilen Fabrikhallen gemietet, sei bis 2020 eine Verdoppelung auf 30 Prozent zu erwarten. Eine wichtige Rolle soll dabei ein Joint Venture spielen, welches während eines Delegationsbesuchs im November 2014 zwischen der S.D.L., der chinesischen Zhongde Metal Group und dem Metallverband Jieyang vereinbart wurde. Die Partner unterstützen deutsche Unternehmen bei der Ansiedlung in der Sino-German Metal Eco City, einer auf die Metallver- und -bearbeitung spezialisierten Stadt im südchinesischen Jieyang.
„Das ist quasi eine komplett durchstrukturierte Stadt vom Reißbrett“, schildert Keller. „Es gibt Bereiche für Forschung und Entwicklung, Wohnungen und Freizeit, Verwaltung, Industrie.“ Auch an einen Recycling-Bereich, in dem die bei der Fertigung entstehenden Chemikalien und Abfallprodukte aufgearbeitet werden, wurde gedacht – ein bemerkenswerter ökologischer Ansatz, der bislang nicht gerade typisch für die chinesische Produktion steht.
Laut Keller ist dies aber schlicht notwendig: „Stellen Sie sich vor, Sie sind ein großer Zulieferer von Getriebeteilen und fertigen in Deutschland auf hohem ökologischen Niveau. Dann folgen Sie Ihrem Kunden nach China und produzieren dort unter ökologisch schlechten Bedingungen. Sie würden in der Öffentlichkeit zerrissen. Deshalb geben sich die Chinesen viel Mühe, auch dort den Standard zu erhöhen.“
Im Rahmen des Joint Ventures werden Unternehmen aus Deutschland Leasing-Angebote zur Finanzierung nach deutschem oder internationalen Recht angeboten. Sie erhalten zugleich aber auch Hilfe vom chinesischen Joint-Venture-Partner vor Ort bei der zügigen Erteilung von Genehmigungen für Bauvorhaben und Lizenzen. Zudem können Fördergelder der chinesischen Regierung schnell erschlossen und Investitionen lokal in chinesischer Währung refinanziert werden. „Damit sind wir in der Lage, den Aufbau einer Betriebsstätte nicht nur finanziell, sondern auch organisatorisch aktiv zu unterstützen“, so Müller. „Denn neben der Finanzierung stellen unterschiedliche Vertragsgestaltungen sowie schwer zu erhaltende Lizenzen ein hohes Risiko für deutsche Mittelständler dar.“
Dabei bleibt das Knowhow für Finanzierung, Vertragsgestaltung und Kundenbetreuung bei der S.D.L., während man das Wissen um die ganzen Abwicklungsprozesse in China über den Joint-Venture-Partner abdeckt. „Letzlich unterzeichnet der Kunde ein Vertragswerk, bei dem er sich in gewohnten Strukturen wiederfindet“, so Müller. „Und da fühlt er sich einfach wohl.“ Ein Punkt, der auch dem Leasing-Partner wichtig ist, denn: „Wenn wir eine solche Auslandsinvestition begleiten, soll das möglichst in eine langjährige Geschäftsbeziehung einfließen.“
S.D.L. Süddeutsche Leasing AG www.sueddeutsche-leasing.com
Zhongde Metal Group Co., Ltd. www.zhongdemetal.com

Mekka für Metaller in China

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In der südchinesischen Provinz Guangdong entsteht aktuell auf 23 Quadratkilometern Fläche ein Lebens- und Arbeitsraum riesigen Ausmaßes. Das deutsch-chinesische Leuchtturmprojekt „Sino-German Eco Metal City“ setzt nicht nur Maßstäbe in punkto Technologie und Ökologie, sondern eröffnet deutschen Metallunternehmen besonders gute Chancen, die wachsenden Märkte der Volksrepublik zu erschließen. Gezielte Förderungen erleichtern den Markteintritt. Die Richtfeste für die ersten deutschen Betriebe wurden Anfang letzten Jahres gefeiert. Initiiert hat das Projekt die Zhongde Metal Group und ein Verband von rund 700 Metallfirmen aus der Region. Sowohl die Provinzregierung als auch die Partei- und die Staatsführung in Peking unterstützen das Vorhaben.

Ausland bleibt attraktiv

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