Der Zerspanungsspezialist Walter hat vor über zehn Jahren den Bedarf an Beratungsleistungen über das Werkzeug hinaus erkannt. 2006 hat man dafür ein eigenes Service-Team bei der Walter Deutschland GmbH etabliert, die Walter Multiply Crew. Ihre Aufgabe: In wenigen Tagen vor Ort beim Kunden eine wirtschaftliche Bearbeitungsstrategie für Bauteile erarbeiten und gemeinsam mit dem Kunden umsetzen.
Typischerweise machen die reinen Werkzeugkosten nur vier Prozent der Produktionskosten aus. Auf den ersten Blick ist das wenig. Warum soll ausgerechnet ein Werkzeughersteller der richtige Ansprechpartner für die Optimierung eines Zerspanungsprozesses sein – und nicht die Produktionsspezialisten vor Ort? Werner Strobel, Koordinator Multiply Crew bei Walter Deutschland, erklärt: „Wer nur auf einzelne Kostenblöcke blickt, erhält ein sehr eindimensionales Bild der Zerspanungskosten für ein Bauteil. Wir betrachten alle Aspekte des Produktionsprozesses, soweit er mit dem Zerspanungswerkzeug in Verbindung steht: Maschinenlaufzeiten, Standzeiten des Werkzeugs, Schnittwerte, Prozess- und Programmabläufe und so weiter. Wir analysieren zusammen mit dem Kunden die einzelnen Faktoren der Prozesse und erarbeiten dann gemeinsam die optimale Zerspanungsstrategie. Gerade weil Walter sich exzellent mit Zerspanung auskennt, wir aber andererseits nicht in eingespielte Abläufe beim Kunden integriert sind, haben wir einen frischen Blick von außen. Ziel ist immer, die höchstmögliche Zerspanungsleistung zu erreichen.“
Einsparung und Effizienzsteigerung in der Produktion
Was das konkret heißt, ist von Projekt zu Projekt ganz unterschiedlich. Für den Hydraulikkomponenten-Hersteller Stauff konnte die Multiply Crew die Fertigungszeiten für Einlötstutzen, Flanschnippel, Muffen, Anschlussteile und Verbindungskörper deutlich verringern. Die Herausforderung bestand hier in der großen Bandbreite an Anforderungen, die bei der Fertigung der vielen unterschiedlichen Teile beachtet werden mussten: ob Standardteile in Losen von 1000 bis 60 000 Stück oder Sonderlösungen wie große Armaturen und Teile aus hochfesten Stählen in Losgrößen von 50 Stück.
Thomas Stein, Industrial Engineer bei Stauff: „Wie immer muss natürlich alles so schnell wie möglich produziert werden, bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Oberflächenanforderungen. Das sind bei Rauigkeitsanforderungen von 2µm erhebliche Herausforderungen.“ Für die anspruchsvolle Aufgabe, die Produktion von gleich drei unterschiedlichen Maschinengruppen im laufenden Betrieb zu optimieren, stellte Werner Strobel eine Crew aus fünf erfahrenen Zerspanungsspezialisten zusammen. Thomas Stein erklärt: „Wir waren erst einmal erstaunt, wie intensiv sich Walter mit unseren Prozessen beschäftigt hat. Die haben hier wirklich jeden Handgriff angeschaut.“ Anstatt nur punktuelle Verbesserungen vorzuschlagen, nahm die Walter Multiply Crew ganze Zerspanungsprozesse in den Blick und konnte so signifikante Verbesserungen erzielen. Strobel erläutert: „Unser Ziel war es, die Taktzeiten zu optimieren, indem wir die Werkzeugauswahl verbessern und neue Bearbeitungsstrategien entwickeln. Durch die Zusammenfassung mehrerer Operationen mit ein und demselben Werkzeug, konnten Nebenzeiten reduziert und Werkzeugkosten gesenkt werden.“ Insgesamt konnte damit auf das Jahr gerechnet eine Einsparung im oberen fünfstelligen Bereich erzielt werden. Die Maschinenkapazität erhöhte sich dabei um circa 1300 Stunden.
Individuelle Herausforderungen, individuelle Teams
Auch wenn sich Zerspanungsprozesse von Unternehmen oder Bauteilen ähneln, eine Lösung, die für alle passt, gibt es bei der Optimierung von Zerspanungsprozessen nicht. Die Walter Multiply Crew ist deswegen auch kein festes Team von Anwendungstechnikern. Je nach Anforderung werden aus dem Außendienstteam von Walter Deutschland die Spezialisten mit den passenden Erfahrungen ausgewählt.
Werner Strobel: „Bei Walter arbeiten hoch qualifizierte Anwendungstechniker, die viel Erfahrung bei unterschiedlichen Bearbeitungen gesammelt haben. Unsere Crews wissen, wie es in der Produktion zugeht. Schließlich ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren die Akzeptanz und Unterstützung durch die Mitarbeiter des Kunden. Ohne das Wissen und das Knowhow der Leute in der Produktion kann auch die Walter Multiply Crew wenig ausrichten.“ Die Crew analysiert innerhalb einer Woche die Prozesse, entwickelt gemeinsam mit dem Kunden Verbesserungsansätze und bringt diese auf die Maschine. Das Ergebnis: für alle sichtbar, reale Kapazitätssteigerungen bereits nach wenigen Tagen.
Walter AG
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