Startseite » Werkzeuge »

Dr. Jochen Kress, Geschäftsleitung Mapal Dr. Kress KG

Werkzeuge
Dr. Jochen Kress, Geschäftsleitung Mapal Dr. Kress KG

Zum 70. Geburtstag des geschäftsführenden Gesellschafters Dr. Dieter Kress präsentiert sich Mapal in glänzender Form: Der Hersteller von Präzisionswerkzeugen zählt heute als Spezialist für die Feinbearbeitung kubischer Bauteile zu den weltweit führenden Anbietern. Wichtigster Kunde des Werkzeugherstellers ist die metallverarbeitende Industrie, an erster Stelle die Automobilindustrie. Im Gespräch mit mav erläutert Dr. Jochen Kress die aktuellen Ziele des Unternehmens.

Das Interview führte Holger Röhr

mav: Ihr Vater ist vor kurzem 70 Jahre alt geworden. Lassen sich die Faktoren, die den Erfolg von Mapal in den letzten 40 Jahren, in denen er das Unternehmen führte, ausgemacht haben, benennen?
Kress: Ein wesentlicher Erfolgsfaktor von Mapal ist die stark ausgeprägte Kundennähe. Deshalb vertrauen unsere Kunden darauf, dass wir ihnen die richtige Lösung nach Maß bieten können. Die große Kundennähe bot auch die beste Voraussetzung, um uns als Technologiepartner zu positionieren. Und um all das umzusetzen, brauchen sie natürlich Mitarbeiter mit hoher technischer Qualifikation und dem Ehrgeiz, Herausforderungen anzunehmen. Der kontinuierliche Ausbau unserer weltweiten Präsenz und das systematisch erweiterte Produktportfolio für die Bearbeitung von kubischen Bauteilen haben unsere Position ebenso gestärkt, wie das Angebot der dazu gehörenden Dienstleistungen.
mav: Wie stellt sich aktuell die wirtschaftliche Entwicklung dar, wie war der Umsatz 2011, welcher Umsatz wird im laufenden Jahr erwartet?
Kress: Wir haben das Jahr 2011 bei einem Umsatz von über 400 Millionen Euro mit einem guten zweistelligen Wachstum abgeschlossen. Die ersten Monate im Jahr 2012 verliefen für Mapal erneut sehr erfolgreich, und wir sind auch für das Gesamtjahr zuversichtlich. Allerdings gehen wir aufgrund der derzeitigen wirtschaftlichen Entwicklung, insbesondere der Probleme in Südeuropa, und des abflachenden Wachstums in Asien von einem etwas ruhigeren Verlauf für das zweite Halbjahr aus. Wir rechnen jedoch auch für 2012 mit einer weiteren Umsatzsteigerung.
mav: Mapal ist dafür bekannt, auf den Standort Deutschland zu setzen, wird das auch in Zukunft so bleiben, wie sieht die Internationalisierungsstrategie aus?
Kress: Für Mapal hat der Standort Deutschland in der Tat eine große Bedeutung. Deutschland ist für uns wichtig als Absatzmarkt, aber genauso als Produktionsstätte. Wir sind hier sehr zufrieden mit der Qualität der Arbeitskräfte, dem technologischen Niveau unseres Umfelds und dem Standard von Bildung und Ausbildung. Diese Faktoren sind für unser technisch anspruchsvolles Produkt eine wichtige Voraussetzung. Deshalb werden wir auch in Zukunft den Großteil der Werkzeuge in Deutschland fertigen.
mav: Welche ausländischen Produktionsstätten existieren, wo sind zusätzliche Aktivitäten geplant?
Kress: Die Produktion in Deutschland bildet, wie gesagt, den Schwerpunkt. Diese zentralen Fertigungsstätten werden ergänzt durch lokale Einheiten in unseren Märkten, die vorrangig für den Service verantwortlich sind. Bereits heute verfügen wir in allen wichtigen Industrieländern über Servicestätten und in einer Reihe von Märkten auch über Produktionsstätten, so zum Beispiel in den USA, in Indien oder China. Hier geht es allerdings nicht um die Auslagerung von Kapazität aus Deutschland, sondern um Unterstützung unserer Präsenz vor Ort und in den benachbarten Märkten. Wo es uns notwendig erscheint, werden wir dies punktuell auch weiter ausbauen.
mav: Welche technologischen Trends beobachten Sie aktuell im Bereich der Werkzeugentwicklung?
Kress: Ein wichtiger Trend in den vergangenen Jahren war und ist die Zunahme von Wechselkopfwerkzeugen. Auf diesem Gebiet gibt es in der Branche viele interessante Neuentwicklungen. Und wir erkennen bei den Kunden das zunehmende Interesse an Dienstleistungen rund um das Werkzeug. Aufgrund der steigenden Bedeutung von Bearbeitungszentren geht der Trend auch zu nochmals komplexeren Werkzeugen, mit denen sich die neuen Möglichkeiten der Fertigungstechnik noch besser nutzen lassen.
mav: Was können moderne Werkzeugkonzepte leisten, um Energieeffizienz und Kostenreduzierung im eigentlichen Fertigungsprozess, aber auch am Endprodukt also zum Beispiel dem Verbrennungsmotor, zu erreichen?
Kress: Möchte man beim Verbrennungsmotor eine höhere Energieeffizienz erreichen, so bedeutet das in aller Regel entweder die Reibung zu minimieren, oder aber durch zusätzliche Maßnahmen wie etwa den Turbolader die Motorgröße zu verringern. Für den Werkzeughersteller bedeutet das zum einen: er muss eine höhere Genauigkeit erreichen, oder er muss neue Bauteile bearbeiten – wie etwa den Turbolader. Dabei ist insbesondere der Turbolader auf Grund des anspruchsvollen Werkstoffs eine interessante Aufgabe. Moderne Werkzeugkonzepte können erheblich dazu beitragen, die neuen energieeffizienten, reibungsarmen und hochgenau produzierten Motoren wirtschaftlich herzustellen. Insbesondere die schon angesprochenen Kombinationswerkzeuge tragen zur rationellen Fertigung bei und ermöglichen zudem hochgenaue Bauteile. Darüber hinaus reduzieren moderne Schneidstoffe und Beschichtungen sowie die angepasste Mikrogeometrie die Standmenge – und reduzieren damit die Kosten. Moderne Bohrwerkzeuge wie etwa der Mega Speed erlauben zudem eine deutlich kürzere Bearbeitungszeit.
mav: Welche gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen beeinflussen das Mapal-Geschäft?
Kress: Die relevanten gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen, sprich Megatrends für Mapal, sind zum einen nach wie vor die Globalisierung, weiterhin die Digitalisierung aller Lebensbereiche, das Thema Energieeffizienz und die Verfügbarkeit von Rohstoffen. Die global tätigen Kunden verlangen von Mapal weltweit denselben Service – und darauf stellen wir uns natürlich ein. Bei der Organisation unserer weltweiten Präsenz helfen uns die Digitalisierung aller Lebensbereiche und die Vernetzung der Geschäftsprozesse. Die Digitalisierung beeinflusst zudem auch die Entwicklung unserer Werkzeuge, da ganz neue Möglichkeiten in Konzeption und Produktion geboten werden. Auch das Thema Rohstoffverfügbarkeit beeinflusst die Werkzeugentwicklung. Den stärksten Einfluss spüren wir jetzt jedoch durch die Anforderungen nach Energieeffizienz, denn es ändern sich sowohl die zu bearbeitenden Werkstoffe, als auch die zu bearbeitenden Bauteile. Gleichzeitig ergibt sich die Forderung nach einer deutlichen Effizienzsteigerung in der Produktion.
mav: Wie unterstützt Mapal Automotive-Zulieferer und Hersteller über das reine Werkzeug hinaus?
Kress: Die Werkzeuge sind natürlich ein zentraler Punkt, aber entscheidend ist immer mehr, dass diese Werkzeuge in eine Prozesslösung eingebunden sind. Hier können wir unseren Kunden ein bedarfsgerechtes Dienstleistungsangebot präsentieren. Dazu zählen sowohl Engineering- als auch Logistikdienstleistungen. So garantieren wir unseren Kunden von Beginn bis zum Ende des Projekts und darüber hinaus eine umfassende Betreuung. Ein Beispiel dafür ist unsere Dienstleistung Retooling, die den Kunden hilft, auf einer bestehenden Produktionsmaschine einen komplett neuen Prozess beziehungsweise ein neues Bauteil aufzusetzen. Bei der Erarbeitung von neuen Prozessen bieten wir darüber hinaus die Möglichkeit, die Werkzeuge in unserer Versuchsabteilung einzufahren, so dass man bereits vor Produktionsstart mit einer hohen Sicherheit auf einen ausgereiften Prozess zurückgreifen kann.
mav: Ergeben sich spezielle Anforderungen aus den Themen Hybrid-Antriebe, Elektro-Antriebe, Leichtbau und neue Werkstoffe? Sehen Sie, dass sich eine substanzielle Entwicklung hin zur E-Mobilität abzeichnet?
Kress: Wenn man den Bereich Powertrain betrachtet, ergeben sich für uns im Moment noch keine speziellen Anforderungen durch das Thema Hybrid- und Elektroantriebe. Allerdings rücken durch das Thema Elektromobilität neue Themen in den Vordergrund, insbesondere das Thema Leichtbau. Wie schon in der Luftfahrt, hält auch im Automobilbau der CFK zunehmend Einzug. Hierfür fühlen wir uns auf Grund der Arbeit der vergangenen Jahre gut gerüstet. Unserer Meinung nach wird das Thema Leichtbau in den nächsten Jahren gerade im Automobilbereich weiter an Bedeutung gewinnen – unabhängig davon, ob der Antrieb ein Elektromotor oder wie aktuell ein Verbrennungsmotor ist. Denn in beiden Fällen bringt ein niedrigeres Gewicht einen deutlichen Vorteil bei der Wirtschaftlichkeit mit sich. Was sich auf lange Sicht durchsetzen wird, ob Elektro- oder Benzinmotor, ist aus unserer Sicht noch nicht eindeutig zu beantworten. Momentan werden nur wenige Elektromobile verkauft, unserer Meinung nach wird der Elektromotor vornehmlich im urbanen Umfeld beheimatet sein, auf größeren Strecken wird perspektivisch der Verbrennungsmotor mit der Brennstoffzelle konkurrieren. Für viele andere Fahrzeuge gehen wir jedoch auf Jahre hinaus vom Verbrennungsmotor als Hauptantrieb aus.
mav: Wie sieht es mit den Preisen für Hartmetall (APT) aus, ist dies problematisch und wie gehen Sie damit um?
Kress: In den vergangenen Jahren war ein sehr starker Anstieg beim Hartmetallpreis zu beobachten. Erfreulicherweise hat sich in diesem Jahr durch die sinkende Nachfrage in China eine gewisse Beruhigung ergeben. Dies ist sowohl für uns als auch für unsere Kunden sehr erfreulich, denn auf Grund des hohen Materialkostenanteils bei Vollhartmetallwerkzeugen waren wir gezwungen, die Preissteigerungen vor allem für Bohrer und Fräser an unsere Kunden weiter zu geben. Diese Steigerungen ließen sich nicht mehr intern auffangen.
mav: Was sind Ihre Ziele für die nächsten Jahre?
Kress: Wir wollen für unsere Kunden der erste Ansprechpartner sein für die Komplettbearbeitung von kubischen Bauteilen. Hierzu entwickeln wir unser Produktprogramm stetig weiter. Neben dem Bereich Powertrain, in dem Mapal traditionell beheimatet ist, legen wir auch einen starken Fokus auf die Flugzeugindustrie und den allgemeinen Maschinenbau. Zusätzlich zu den Produkten wollen wir unsere Kunden auch mit einem breiten Dienstleistungsangebot unterstützen. Dies tun wir insbesondere mit Engineering und Logistikdienstleistungen. Auch diesen Bereich wollen wir ganz konsequent ausbauen. Daneben wollen wir unseren Kunden in aller Welt denselben hohen Stand der Betreuung bieten, wie sie ihn aus Deutschland kennen.
„Den stärksten Einfluss spüren wir durch die Anforderungen nach Energieeffizienz!“
Aktuelle Ausgabe
Titelbild mav Innovation in der spanenden Fertigung 2
Ausgabe
2.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Trends

Aktuelle Entwicklungen in der spanenden Fertigung

Alle Webinare & Webcasts

Webinare aller unserer Industrieseiten

Alle Whitepaper

Whitepaper aller unserer Industrieseiten


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de