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Interview: Christoph Geigges, Walter AG

Christoph Geigges, Vice President Finance, Walter AG
„Die Aluminium-Bearbeitung wird immer wichtiger“

„Die Aluminium-Bearbeitung wird immer wichtiger“
Christoph Geigges, Vice President Finance, Walter AG. Bild: Walter
Für den Zerspanungswerkzeugspezialisten Walter gehört Nachhaltigkeit schon seit fast zehn Jahren zu den Strategiezielen des Unternehmens. Die mav hat mit Christoph Geigges, Vice President Finance bei der Walter AG, auch darüber gesprochen, wie der Werkzeughersteller sich zukünftig ausrichten möchte. Das Interview führte: Frederick Rindle

mav: Wie hart hat die Corona-Krise die Walter AG getroffen?

Geigges: 2020, im ersten Jahr der Corona-Pandemie, mussten wir bei Walter beim Umsatz einen drastischen Rückgang von etwa 18 Prozent verkraften. Wir haben daraufhin einige Maßnahmen wie Kurzarbeit und Reisekostenreduzierung ergriffen, die auch recht schnell gewirkt haben. Im Jahr darauf hatten sich die Umsatzzahlen schon wieder erholt und am Ende des Jahres konnten wir schon wieder ein Plus von 15 Prozent verbuchen. Auch das Jahr 2022 ist ganz gut gestartet. Mit dem Ukraine-Krieg hat sich die Situation allerdings schon wieder verändert. Aber wir hoffen, dass wir 2023 wieder auf dem Vor-Corona-Niveau sind.

mav: Wie sieht Ihre Wachstumsstrategie der nächsten Jahre aus?

Geigges: Wir wollen immer stärker wachsen als der Markt und damit Marktanteile hinzugewinnen. Dafür fokussieren wir uns auf die Branchen und Bearbeitungen, bei denen wir mit unseren Produkten einen Vorteil gegenüber unseren Marktbegleitern haben. Die Aluminiumbearbeitung ist dafür ein gutes Beispiel. Hier bieten wir dem Kunden mit unseren Werkzeuglösungen ein schlagkräftiges Paket, mit dem er seine Bauteile sehr effizient bearbeiten kann. Zudem wollen wir in den Branchen Automotive, Medizintechnik, Werkzeug- und Formenbau sowie der Luft- und Raumfahrtindustrie weiter waschen.

mav: Mit der GWS Tool Group, der Melin Tool Company und zuletzt der Peterson Tool Company hat Walter drei nordamerikanische Werkzeughersteller mit einem starken Luftfahrt-Hintergrund gekauft. Ist die Luftfahrtindustrie in Nordamerika der Wachstumsmarkt für Walter?

Geigges: Nordamerika ist schon lange ein Schwerpunktmarkt für Walter, und wie ich schon erwähnt habe, wollen wir auch in der Luftfahrt stärker wachsen. Von daher passen die drei Akquisitionen perfekt zu unserer Wachstumsstrategie. Mit GWS haben wir uns zudem im Bereich der PKD-Werkzeuge verstärkt.

mav: Die Flugzeughersteller haben ihre Produktion in der Pandemie nahezu auf null runtergeschraubt. Wie drastisch war der Einbruch bei Walter in diesem Segment?

Geigges: Natürlich haben auch wir den Rückgang heftig gespürt. Konkret gesagt haben wir zu Beginn 40 Prozent des Umsatzes eingebüßt. Die Erholung kam zudem sehr langsam, da viele Unternehmen aufgrund der unsicheren Lage zuerst ihre Lager leer gemacht haben. Aktuell sind wir auch in diesem Bereich wieder auf dem Weg der Normalisierung und sollten 2023 wieder auf dem alten Niveau sein.

mav: Wie sehen Sie die Zukunftsaussichten für die Branchen Energie und Automotive?

Geigges: Der Automotivemarkt ist für uns ein ganz zentraler Wachstumsmarkt. Unsere neuen Werkzeuglösungen für die Aluminiumzerspanung sind ganz bewusst für Automobilanwendungen optimiert worden. Denn mit der Einführung der E-Mobilität werden im Automobilbau auch verstärkt Leichtbaumaterialien wie eben Aluminium eingesetzt. So wird sich hier der Anteil an Aluminiumbauteilen von rund 15 auf über 27 Prozent erhöhen.

Der Bereich der Energieerzeugung hat sich ebenfalls wieder erholt. Hier muss man aber immer mehr unterscheiden ob ich Projekte im Bereich von Öl und Gas habe oder ob es sich um regenerative Energieträger handelt. Hier sind die Entwicklungen doch ganz unterschiedlich. Bei den Projekten für den Energiesektor mussten wir auch während der Corona-Pandemie keine so starken Rückgänge hinnehmen.

mav: Welche prozentuale Bedeutung haben die einzelnen Branchen für den Gesamtumsatz bei Walter?

Geigges: Das ist nicht so einfach zu beantworten, da wir in den unterschiedlichen Märkten auf verschiedene Strukturen treffen. So wird auf dem US-Markt zum Beispiel viel über unsere Händler verkauft. Von daher haben wir nicht immer eine klare Zuordnung, in welchen Branchen unsere Werkzeuge eingesetzt werden. Aber ungefähr belaufen sich die Marktanteile auf 37 bis 40 Prozent im allgemeinen Maschinenbau, zudem auch viele der Händler zählen, 25 bis 27 Prozent im Bereich Automotive, 7 Prozent in der Luft- und Raumfahrt, 7 Prozent im Bereich Energie und noch mal 2 Prozent im Werkzeug- und Formenbau.

mav: Sie haben bei Walter auch die Produktion kräftig umstrukturiert. So wird die Fertigung der Standardhalter von Tübingen nach China verlagert, der Standort in Frankfurt wurde ganz geschlossen und mit Vargus gibt es eine Kooperation für die Produktion in Rumänien. Gibt es in der Sandvik-Gruppe, zu der auch Walter gehört, eine neue strengere Kostenstruktur für die Fertigung?

Geigges: Diese Maßnahmen wurden bei Walter selbst angestoßen. Denn wir haben gesehen, dass wir uns wirtschaftlich so besser positionieren können. Bei der Kooperation mit Vargus sprechen wir von einem Joint-Venture. Wir wollen von den Erfahrungen des jeweils anderen profitieren und gemeinsam effizienter am Standort in Rumänien produzieren.

mav: Warum ist Nachhaltigkeit für Walter so wichtig?

Geigges: Eine nachhaltige Unternehmensführung ist für uns eine moralische Verpflichtung. Wir haben für uns erkannt, dass eine nachhaltige Unternehmensführung uns allen zu Gute kommt. Seit rund 10 Jahren beschäftigen wir uns deshalb schon mit einer Unternehmenskultur, die den Kriterien Umwelt, Soziales und Verantwortungsvolle Unternehmensführung gerecht wird. Besonders stolz sind wir darauf, dass wir hier auch schon große Erfolge erzielen konnten. Zum Beispiel haben wir beim EcoVadis Nachhaltigkeitsrating 2021 die Goldmedaille bekommen. Damit gehört Walter im Jahr 2021 zu den Top-1% der Unternehmen der Branche und zu den Top-6% aller von EcoVadis weltweit bewerteten Unternehmen.

Damit begnügen wir uns aber nicht, für die Zukunft haben wir uns weitere sehr ambitionierte Ziele gesetzt: Bis 2030 sollen die CO2-Emissionen des gesamten Unternehmens halbiert und alle Produkte und Verpackungen zu 90 Prozent aus recyceltem Material hergestellt werden. Schon jetzt bestehen 79 Prozent des verwendeten Stahls aus recyceltem Material. Die Abfallzirkularität liegt bei 80 Prozent, der Abfall konnte um fast ein Drittel reduziert werden. Dabei wollen wir all unsere Nachhaltigkeitsziele an allen unseren Standorten weltweit umsetzen, das heißt auch in den USA und in China

Walter AG
www.walter-tools.com

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