Die Geräte des CAM-gestützten Vollkeramiksystems Cercon smart Ceramics von Degudent sowie die Software Cercon art, wurden von dem Hamburger Designbüro Zweigrad (2º) gestaltet. Cercon brain expert ergänzt dieses System als Fräszentrum für die computergestützte Erstellung von Zahnprothesen aus Zirkonoxid.
1. Recherche und Analyse
Eine fundierte Analyse steht am Anfang jedes Projekts. Die Spezialisten von Zweigrad sprechen mit zukünftigen Nutzern des Produkts und analysieren jeden Handgriff. Auf dieser Basis formulieren sie die Aufgabenstellung und die Bearbeitungsfelder für den Designprozess. Es folgt die Analyse des Produkts im Hinblick auf seine Funktionen, sein Umfeld und seine Nutzung in seinem gesamten Lebenszyklus. Im Falle der Dentalfräse wurden die technischen und ergonomischen Anforderungen an dem ersten Funktionsprototypen und im Gespräch mit den zukünftigen Nutzern (den Zahntechnikern) in ihrem Nutzungsumfeld analysiert.
Daraus wird die Designaufgabe formuliert: Es soll ein markantes Design im kohärenten Markenbild der vorhandenen Geräte entwickelt werden, das zugleich Möglichkeiten für das zukünftige Corporate Product Design des Cercon smart Ceramics Systems aufzeigt. Bei der Konzeption der Haube ist zu berücksichtigen, dass das Gerät im Labor als Auftischgerät unter Oberschränken platziert wird. Der ergonomische Zugang zur Fräskammer und zum Werkzeugwechsler sind ebenso zu erfüllen, wie das einfache Handling des Spannrahmens und die gute Zugänglichkeit zu den Anschlüssen (Strom, Druckluft, Netzwerk, USB, Staubsauger). Die Bedienung muss selbsterklärend sein. Dazu gliedern wir das Gehäuse in 2 Bedienfelder: Die 4-Achsen-Fräseinheit plus Absaugung mit zu öffnender Haube sowie die Steuerungseinheit mit Touchdisplay. Eine Absaugvorrichtung zur Reinigung muss konzipiert werden. Fertigungsgerechtes Design für kleine Stückzahlen (Blechgehäuse) ist vorgesehen.
2. Konzeptentwicklung
Am Anfang jedes 2° Designprozesses steht ein von Zweigrad moderierter Kreativworkshop zur Ideenfindung, um mithilfe von Kreativitätstechniken möglichst viele Ideen zu produzieren – gern auch gemeinsam mit den Kunden. Die Zweigrad-Mitarbeiter moderieren diese Workshops nicht nur, sondern bringen auch Expertisen aus ihrem Geschäftsbereich „2° Vision panel“ ein, in dem aktuelle Designtrends, neue Materialien und Technologien recherchiert werden. Aus den bewerteten Ideen erarbeiten sie alternative Konzepte in Handzeichnungen, die in der Konzeptmatrix als Grundlage für die folgende De- signentwicklung dienen.
Die 2° Matrix ist ein tapetengroßer Plan. Sie spiegelt alle Phasen eines Projekts, von der ersten Zeichnung bis zum 3D-Rendering. Sie ist Chronik und Wegweiser, Werkzeug und Wandzeitung in einem.
3. Designentwicklung
Image- und Trendboards helfen dabei, alternative Formensprachen für das ausgewählte Konzept zu finden. In Abstimmung mit dem Engineering und der Fertigung optimieren die Designer das Ergebnis von Phase zu Phase weiter. Randbedingungen, wie technische, ergonomische und ökonomische Anforderungen, Fertigungstechnologien, Marketingstrategien etc. werden im engen Kontakt mit den Entwicklern weiter eingegrenzt. Die seit Jahren enge und konstruktive Zusammenarbeit mit den Entwicklern von Degudent ist durch eine besondere Technikkompetenz (Team aus Designern und Ingenieuren) gekennzeichnet. Möglichkeiten der Anordnung der technischen Komponenten zur Optimierung der späteren Bedienbarkeit des Geräts werden in 3D-CAD und an ersten 1:1-Modellen überprüft. Während des gesamten Designprozesses fertigt Zweigrad, neben den 3D-CAD-Modellen, immer wieder physische Modelle, um Form und Funktion zu prüfen: Pappmodelle, Schaummodelle, Rapid-Prototyping-Modelle (3D-Print, STL, etc.), bis hin zum Highend-Modell.
4. Designausarbeitung in 3D-CAD
Das ausgewählte Design wird in 3D-CAD umgesetzt, ausdetailliert und visualisiert. Von der ersten Skizze bis zum fertigungsgerechten 3D-CAD-Modell für den Prototypenbau liegt der gesamte Prozess in den Händen unseres Expertenteams. Mit Handzeichnungen und realitätsnahen Computerdarstellungen erweckt das Design- team das Produkt zum Leben. Am Ende liefert Zweigrad CAD-Daten der Designs als Geometriedaten (IGS, Step etc.) oder in nativen Formaten.
5. Designrefinement und Umsetzung in die Serie
Nicht selten wird ein Design im Engineering minimal verändert, zum Beispiel beim Einpflegen von Entformungsschrägen. Dadurch werden noch kleine Änderungen und Ausdetaillierungen der Designsprache erforderlich, die in das bestehende 3D-CAD-Modell eingepflegt und erneut an die Ingenieure übergeben werden. Die Zweigrad-Ingenieure und -Designer sprechen direkt mit den Entwicklungsingenieuren und Herstellern, um den Entwurf auf die geplante Fertigungstechnologie hin zu optimieren und die Qualität des Designs bis zur Umsetzung in die Serie zu sichern.
Mit ihren scheibenförmigen Rohlingen ermöglicht die 4-Achs-Dentalfräse die Fertigung mehrerer Objekte oder kompletter Keramikbrückenkonstruktionen in einem Arbeitsgang. Die durchgängige Bedienlogik sowie die Kommunikation der Degudent CI über die halbtransparente Haube der beleuchteten Fräskammer und das graphische Interface (beides in CI-Farben), resultieren aus der ganzheitlichen Gestaltung von Gerät und GUI. Alle Interaktionsbereiche (Zugang zur Fräskammer und Eingabeinterface) sind klar gegliedert und auf einer Ebene, dem sich formal über das Gerät legenden „Y“, angeordnet. Dieses charakteristische Designmerkmal gliedert das Gerät und lässt es außerdem leichter erscheinen.
Trotz eingeschränkter Gestaltungsmöglichkeiten in der Blechbearbeitung ist so ein markantes Design gelungen.
Zweigrad GmbH & Co. KG Industrial Design www.zweigrad.de
2° Industrial Design: The beauty of understanding
Emotion und Technik, Form und Funktion, Vision und Methode – Industrial Design steckt voller Dualismen. Beide Seiten zusammenzubringen, das ist unsere Herausforderung in jedem Projekt. Dafür entwickeln wir immer wieder neue Styles und Ideen. Dafür kommunizieren und moderieren, entwerfen und strukturieren wir, ständig und mit Leidenschaft. So entstehen herausragende Designs, die am Markt erfolgreich sind. Genauso herausragend wie unsere Kunden, deren spezielles Know-how wir fassbar machen. Unser Ziel sind begreifbare Produkte, die den Anwender überraschen und begeistern, die er intuitiv und sicher bedienen wird, weil er sie auf Anhieb versteht.
Die Autorin:
Birte Jürgensen
Geschäftsleitung
Dipl.-Ing. Maschinenbau
Dipl. Industriedesignerin
Zweigrad GmbH & Co. KG
Industrial Design
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