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Retrofit: So gut wie neu!

Schlenker baut auf Generalüberholung vom Hersteller
Retrofit: So gut wie neu!

Britta Hoffmann, seit 2008 Geschäftsführerin der Schlenker Spannwerkzeuge GmbH & Co. KG, hat ein Prinzip für die hochmoderne spanende Fertigung ihres Unternehmens: eine Bearbeitungstechnologie – ein Maschinenlieferant. Und der heißt beim Drehen Index Traub. Um die hohen Genauigkeitsanforderungen zuverlässig erfüllen zu können, ließ Hoffmann 2017 eine Traub-TNC-Drehmaschine einem umfangreichen Retrofit bei Index unterziehen. r: Holger Röhr

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Ein Besuch bei Schlenker ist vor allem eines: beeindruckend. Hauptprodukte des Unternehmens aus Villingen-Schwenningen sind Spannzangen, Führungsbuchsen, Lagerungen und Spannhülsen. Unter den Kunden finden sich viele große Drehmaschinenhersteller, wie z. B. Citizen, Gildemeister, Hanwha, Maier, Manurhin, Star, Tornos, Index und Tsugami.

40 000 verschiedene Artikel

Mit dem Produktspektrum „Spannmittel für Drehmaschinen“ hat Schlenker eine Nische besetzt, die das Unternehmen inzwischen perfekt ausfüllt. Dazu Britta Hoffmann: „Insgesamt fertigen wir 40 000 verschiedene Artikel. Natürlich sind viele Varianten dabei, aber 40% unserer Produkte sind echte Sonderspannmittel, die nicht nur auf einen bestimmten Durchmesser ausgeschliffen werden, sondern individuelle Geometrien erfordern. Grundsätzlich werden die Teile von der Stange gefertigt. Die Losgrößen reichen von wenigen Stück bis hin zu mittleren Serien. Unsere Stärke ist es, Spannmittel exakt nach Kundenwunsch herzustellen, und das mit sehr überschaubaren Durchlaufzeiten.“

Dabei unterliegen die Teile, die Schlenker fertigt, höchsten Genauigkeitsanforderungen. Schließlich sind Komponenten wie Spannzangen und Führungsbuchsen absolut entscheidend, wenn es um die erreichbare Präzision der Maschinen geht, in denen die Komponenten zum Einsatz kommen.

Dass das Konzept aufgeht, ist auch am steten Wachstum bei Schlenker zu erkennen. Um bei steigender Nachfrage auch weiterhin mit höchster Fertigungstiefe produzieren zu können, wurde der Maschinenpark in den letzten Jahren immer weiter ausgebaut. 2017 entschied sich Hoffmann, eine weitere, insgesamt die siebte Traub-Drehmaschine zu beschaffen. Gleichzeitig sollte eine fast zwölf Jahre alte Traub TNC 65 einem umfangreichen Retrofit unterzogen werden, um auch weiterhin die geforderten Genauigkeiten zu erzielen und die Verfügbarkeit der Maschine wieder auf ein optimales Niveau zu bringen.

Was bringt der Retrofit?

Alexander Hoffmann, Leiter Tooling & Refit bei Index Traub, erläutert, was der Retrofit-Prozess leisten soll: „Das Ziel des Retrofits ist es, die Maschine wieder in ihren Urzustand zu versetzen. Sie soll also anschließend wieder exakt das leisten, was sie auch im Neuzustand konnte. Und das heißt im Fall der Traub TNC 65 zum Beispiel: ein Spindelrundlauf von unter 3 µm.“

Um dieses Ziel zu erreichen, wird die Maschine für den Retrofit komplett auseinandergebaut und vollständig gereinigt. Alle Verschleißteile werden ausgetauscht. Das Gleiche gilt für Kabel und Hydraulikleitungen. Die Spindeln werden neu gelagert und auch im Schaltschrank werden zahlreiche Teile ausgetauscht. Lagersitze werden gegebenenfalls nachgearbeitet.

Die Revolverscheiben werden gewechselt und auch die Motoren werden überarbeitet. Alles Maßnahmen, die sich entscheidend auf die Gesamtgenauigkeit der Maschine auswirken.

Dazu ergänzt der Index Traub-Gebietsverkaufsleiter Ralf Ziegler: „Entsprechend garantiert Index auch nach jedem Retrofit eine hohe Genauigkeit der Maschine. Es wird ein Standardabnahmeteil mit Vermessung und Geometrieprotokoll gemacht und dabei kann es durchaus vorkommen, dass die Maschine nach dem Retrofit sogar genauer ist als die ursprüngliche Neumaschine.“

Insbesondere der Reinigungsprozess ist sehr aufwendig. Das beweisen eindrucksvoll die Bilder (S. 34, 35) der Maschine vor und nach dem Retrofit. Üblicherweise sind für die gesamte Retrofit-Maßnahme drei Monate nötig.

Volles Vertrauen nur zum Maschinenhersteller

Wären für Britta Hoffmann für den Retrofit auch andere Anbieter infrage gekommen, die unter Umständen auch günstiger gewesen wären? „Nein, auch wenn die Komplettüberholung etwa halb so teuer ist wie der Maschinenneupreis, gibt es aus meiner Sicht dazu keine Alternative. Für mich ist das Wichtigste dabei Vertrauen. Dieses Vertrauen habe ich nur zum Hersteller selbst. Dazu kommt, dass auch nur beim Hersteller alle Informationen zur Maschine vollständig vorliegen“, erläutert die Geschäftsführerin. „Bei uns ist es ein Prinzip, für jedes Bearbeitungsverfahren auf einen Maschinenhersteller zu setzen. Dann allerdings legen wir großen Wert auf eine verlässliche Partnerschaft mit diesem Maschinenlieferanten. Nur so kommt man auch in der Produktentwicklung weiter voran. Ich kann Ihnen dafür auch ein Beispiel nennen. Gemeinsam mit Index haben wir es geschafft, Schlitze in unsere Spannzangen aus Federstahl hinzubekommen, was vorher in dieser Form nicht möglich war. Und so entwickeln wir immer weiter und das bringt den eigentlichen Mehrwert.“

Zwölf Monate Gewährleistung nach Retrofit

Ein weiterer Vorteil ist, dass der Kunde nach dem Retrofit wieder eine zwölfmonatige Gewährleistung auf die Maschine erhält. Dazu Britta Hoffmann: „Bei uns ging nach dem Retrofit ein Spannzylinder kaputt, der wurde problemlos, schnell und kostenfrei im Rahmen der Gewährleistung ausgetauscht.

Muss jeder Retrofit so aufwendig sein? Lohnt sich nicht auch ein günstiger Retrofit-light? Dazu Alexander Hoffmann: „Nein, diese Diskussion führen wir oft, aber die Antwort lautet: Den Retrofit muss man richtig machen oder gar nicht. Es geht ja immer auch um die Genauigkeit und dafür muss man ohnehin die gesamte Maschine zerlegen. Wenn ich dann Kabel und Hydraulikleitungen nicht tausche, kommt es irgendwann aufgrund von Versprödung zu Kabelbruch und ähnlichen Problemen, genau das, was man unbedingt vermeiden möchte. Jeder Kunde muss selber entscheiden, ob er einen Retrofit bei Index machen lässt oder eine neue Maschine kauft. Aus unserer Sicht ist beides gleich gut. Wir machen den Retrofit mit dem gleichen Herzblut. Für uns zählt die langfristige Beziehung zum Kunden. Insgesamt sehen wir aber, dass der Bereich Retrofit wächst und auch in Zukunft weiter ausgebaut werden wird.“

Programme, Werkzeuge und Vorrichtungen
können unverändert weiter genutzt werden

Neben der Wiederherstellung der Maschinengenauigkeit gibt es noch einen weiteren wichtigen Grund für den Retrofit. So lassen sich nach einem Retrofit sämtliche Programme, Werkzeuge und Vorrichtungen unverändert weiter nutzen. Ein Argument, dass auch für
Britta Hoffmann sehr wichtig war.

Inzwischen läuft die Maschine wieder im 3-Schicht-Betrieb. Die Genauigkeit liegt tatsächlich auf dem gleichen Niveau wie bei der Erstauslieferung, und die Verfügbarkeit ist ausgezeichnet. Aktuell werden hauptsächlich Spannzangen und Spannhülsen für Lademagazine auf der Traub TNC65 gefertigt, und zwar hauptsächlich Serien mit etwas geringerem Fräsanteil.

Nach den Erfahrungen mit der TNC kann sich Britta Hoffmann gut vorstellen, in absehbarer Zeit eine weitere Traub-Maschine generalüberholen zu lassen.

Schlenker Spannwerkzeuge
www.schlenker-spannwerkzeuge.de

Index Werke GmbH & Co. KG
www.index-werke.de

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