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Grob-Werke: „Die Bedeutung der Elektromobilität nimmt rasant zu!“

Christian Müller, Geschäftsführer Vertrieb, Grob-Werke
„Die Bedeutung der Elektromobilität nimmt rasant zu!“

Vor dem Hintergrund seiner jahrzehntelangen Erfahrung in der Herstellung hocheffizienter Fertigungs- und Montageanlagen und dem sich abzeichnenden Paradigmenwechsel in der Automobilindustrie wird bei Grob bereits seit fünf Jahren verstärkt in den Bereich Elektromobilität investiert. Christian Müller, Geschäftsführer Vertrieb, erläutert im Gespräch mit der mav, inwiefern sich dieses Engagement bereits auszahlt. Das Interview führte: Holger Röhr

Wie groß ist der Automotive-Anteil bei Grob?

Müller: Grob ist klar ausgerichtet als Partner der Automobilindustrie. Durch unsere zuverlässige Technik, Innovationen und Zukunftstechnologien können wir Marktanteile ausbauen und mit der Automobilindustrie wachsen. Zurzeit liegt der Kundenanteil im Bereich Automotive bei über 70 %. Diese Automobilbauteile werden direkt durch die OEMs bzw. durch Tier 1 und 2 Kunden hergestellt. Weiterhin erstreckt sich unser Automobilanteil über konventionelle Bauteile aus dem Verbrennungsmotor bis hin zu Bauteilen aus der E-Mobilität.

Welche Rolle spielt dabei aktuell die Elektromobilität?

Müller: Die Bedeutung der Elektromobilität nimmt weiter rasant zu und wir befinden uns bereits mitten in der Veränderung der automobilen Antriebstechnik. Obwohl die Märkte darauf unterschiedlich schnell reagieren, hat sich Grob, aufgrund der eigenen Stärke und Erfahrung in der Herstellung hochproduktiver Fertigungs- und Montageanlagen, dieser neuen Herausforderung gestellt. So gibt es in der Grob-Gruppe eine einheitliche, mit dem Hauptsitz Mindelheim eng abgestimmte, Vorgehensweise und Vertriebsstruktur im Bereich Elektromobilität.

China fährt aktuell die Subventionen für E-Fahrzeuge zurück, um sie in naher Zukunft auslaufen zu lassen. Glaubt die Regierung im Reich der Mitte nicht mehr recht an eine elektromobile Zukunft?

Müller: China wird definitiv an der Strategie festhalten, emissionsarme bzw. emissionsfreie Fahrzeuge zu forcieren und somit auch zu subventionieren. Die Frage im Moment ist, welche Technologie hierfür langfristig zum Einsatz kommt. China muss die richtige Balance zwischen Wirtschaftswachstum, Abgasemissionsgesetz und dem technologischen Wandel finden.

Wie schätzen Sie die zukünftige Entwicklung der Elektromobilität weltweit ein?

Müller: Da Europa und China zu den Vorreitern im Bereich Elektromobilität zählen und der Anteil an E-Antrieben in China in den nächsten Jahren gesetzlich fest geregelt ist, wird dort folglich stark investiert. Mit seiner mehrfach von der Automobilindustrie ausgezeichneten Expertise als Turn-Key-Lieferant beherrscht Grob schon heute den kompletten Prozess und die Technik, um Anlagenkonzepte für die zuverlässige und kostengünstige Serienproduktion (Investitions- und Folgekosten) neuer Antriebsvarianten anbieten zu können. So überrascht es nicht, dass die Grob-Werke bereits jetzt als erster Ansprechpartner im Bereich Elektromobilität anerkannt werden, was zahlreiche umfangreiche Aufträge der Automobilindustrie beweisen.

Es mehren sich Stimmen, die für die nächsten Jahre das stärkere Wachstum im Bereich der Hybridfahrzeuge sehen. Schließen Sie sich dieser Einschätzung an?

Müller: Die Hybridtechnologie wird sicherlich ihre Rolle am Markt haben. Wir gehen davon aus, dass in den Städten die Hybridtechnologie durch E-Fahrzeuge ersetzt wird, da hier täglich kurze Strecken zu befahren sind. Die Infrastruktur muss aber aufgebaut werden, um die E-Fahrzeuge zu bedienen. Wird die Infrastruktur nicht aufgebaut, so wird auch das E-Fahrzeug „kämpfen“ müssen.

Die Hybridtechnologie hat bei Langstrecken definitiv ihren Stellenwert und wird dort sicherlich punkten. In Ländern wie den USA, wo man mit einem Fahrzeug große Distanzen absolvieren muss, ist die Hybridtechnik von Vorteil.

Welche Entwicklungen treibt Grob im Bereich E-Mobilität voran?

Müller: Im engen Austausch mit namhaften Vertretern der Automobilindustrie wurde schnell klar, dass es einen hohen Bedarf an Produktionsanlagen zur Massenproduktion in der Automobilindustrie gibt, mit Fokus auf die zwei wesentlichen Komponenten „Elektromotor“ und „Batterie“.

Um die Entwicklungsarbeit zu beschleunigen, erwarb Grob einen renommierten Partner im Maschinen- und Anlagenbau für Elektromotoren, die DMG meccanica, und sicherte sich so sein Knowhow in der Wickel- und Einzugstechnologie. Parallel dazu wurde am Standort Mindelheim in der Halle 2 ein eigenes Entwicklungs- und Anwendungszentrum für die Elektromobilität aufgebaut. Auf über 2500 m² werden hier – in Zusammenarbeit mit der Automobilindustrie – Prozesse und Verfahren in Maschinen und Anlagen für die Massenproduktion von technologisch völlig neu entwickelten, hocheffektiven Elektromotoren und äußerst kompakten Batteriemodulen mit hoher Leistungsdichte entwickelt und erprobt. Die Herausforderung für Grob besteht nun in der Aufgabe, diese so noch nicht bekannten Prozesse und Verfahren in exakt getaktete Bewegungen und Abläufe völlig neu entwickelter CNC-Maschinen abzubilden.

Die neuen, hochflexiblen und servogesteuerten Maschinen werden für die Massenproduktion von den Elektromotorkomponenten Stator und Rotor eingesetzt. Speziell bei der Stator-Produktion gibt es verschiedene Herstellungsverfahren für das Einbringen der Kupferdrähte in die Nuten des Stators. Das neue Grob-Maschinenportfolio umfasst den gesamten Herstellungsprozess eines Elektromotors von verschiedenen Wickel- und Formungsverfahren der Drähte über die Montage bis zur Kontaktierung.

Ein Kernprozess zur Herstellung eines Elektromotors ist das Verfahren zur Einbringung der Kupferdrähte in den Stator. Grob deckt hier alle bekannten Verfahren ab, von der Wellenwickeltechnologie über das Hairpin-Verfahren bis hin zur Fächerspulen-Technologie. Mit Grob Italy S.r.l. werden auch die Einzugstechnologie und das Nadelwickeln abgedeckt. Somit kann Grob alle in der Automobilindustrie benötigten Produktionsverfahren anbieten und bedienen.

Welche Investitionen hat Grob bereits im neuen Geschäftsfeld E-Mobilität getätigt, welche sind weiterhin geplant?

Müller: Der sich abzeichnende Paradigmenwechsel in der Automobilindustrie – ganz besonders im Antriebsstrang – hat Grob bereits vor fünf Jahren veranlasst, verstärkt in den Bereich Elektromobilität zu investieren. Schon früh wurden alle Vorbereitungen getroffen, die Technologieentwicklungen der Automobilindustrie zu antizipieren und vollumfänglich zu begleiten. Eine damals für viele noch riskante Unternehmensentscheidung hat Grob heute zum Marktführer und anerkannten Geschäftspartner für Elektromobilität werden lassen. Neben der Technologie der Elektroantriebe ist Grob parallel auch in die Entwicklung von Maschinen und Anlagen für die Komplettmontage von Batteriemodulen eingestiegen. Auch in dieser Technologie haben die Grob-Werke erste Aufträge bereits ausgeliefert und weitere große Projekte in der Abwicklung.

Welche Maschinen und Anlagen speziell für diesen Bereich sind für Kunden verfügbar?

Müller: Das neue Grob-Maschinenportfolio umfasst den gesamten Herstellungsprozess eines Elektromotors von verschiedenen Wickel- und Formungsverfahren der Drähte über die Montage bis zur Kontaktierung. Ein Kernprozess zur Herstellung eines Elektromotors ist das Verfahren zur Einbringung der Kupferdrähte in den Stator. So unterstützt Grob seine Kunden vollumfänglich bei der Entwicklung und Umsetzung neuer Anlagenkonzepte für die Produktion von Hybrid- und Elektroantrieben und festigt damit seine globale Rolle als kompetenter Systemlieferant und verlässlicher Partner der Automobilindustrie.

Welchen Umsatzanteil trauen Sie dem Bereich E-Mobilität bei Grob in den nächsten Jahren zu?

Müller: Der Umsatzanteil im Bereich Elektromobilität in der Grob-Gruppe liegt im Moment bei ca. 40 Prozent. Wir gehen davon aus, dass dieser in den nächsten Jahren weiter steigen wird.

Welche Kunden aus dem Bereich E-Mobilität können Sie mir nennen?

Müller: Im Bereich der Elektromobilität konnten wir bereits einige Großaufträge maßgeblicher Automobilhersteller gewinnen bzw. abwickeln. Dazu gehören unter anderem bei den E-Motoren der MEB-Motor von VW und bei BMW der E-Motor HEAT. Bei den Batteriemodulmontagen haben wir einen Daimler-Auftrag abgewickelt, bei BMW zwei Batteriemodulmontagen, die MP07 und MP09. Großaufträge für die Zulieferindustrie konnten wir unter anderem von Magnetti Marelli und Valeo SIEMENS gewinnen. Beispielhaft möchte ich an dieser Stelle das MEB-Projekt mit Volkswagen herausstellen. Hier liefert Grob zur Herstellung des Modularen Elektrifizierungsbaukastens (MEB) die Fertigungsanlagen für den Hairpin-Stator und den Rotor, die Gesamtmontage der E-Achse und die Fertigungsanlage für die Zerspanung aller elementaren Gehäuseteile (Lagerschild, Zwischen-, Getriebe und Statorgehäuse). Der MEB bildet die technische Grundlage für die ID-Familie, der kommenden Generation von Elektrofahrzeugen bei Volkswagen.

Sind in diesem Bereich wichtige neue Kunden gewonnen worden?

Müller: Da der Bereich Elektromobilität bei Grob in den letzten Jahren stetig weiterentwickelt und ausgebaut wurde, konnten wir in diesem Bereich auch unseren Kundenstamm konsequent vergrößern, sowohl am asiatischen wie auch am europäischen und nordamerikanischen Markt.

Wie sieht die Situation aktuell bei den Verbrennern aus?

Müller: Die Verbrennungsmotoren erleben durch den Druck der E-Mobilität derzeit eine intensive Optimierung hinsichtlich der Reduzierung des CO2-Ausstoßes. Durch weitere technische Maßnahmen ist es sicher für den Verbrennungsmotor (vor allem Benziner) eine Chance, auch in den nächsten zehn Jahren einen erheblichen und weiterhin dominanten Anteil in den Fahrzeugen zu haben.

Werden neue Linien aufgebaut? Wie ist hier die Auftragslage?

Müller: Die Firma Grob wird mit ihren Produkten weltweit weiterhin auf die Technologien und Entwicklungen der Autoindustrie ausgerichtet sein. Mit unseren Großserienanlagen waren und sind wir Spezialist für die Automobilindustrie mit Schwerpunkt in der Herstellung von Zerspanungs- und Montageanlagen für den Antriebsstrang und den Fahrwerks- und Chassis-Bauteilen im Automobilbereich. Wir haben aber nicht nur für die OEMs optimale Lösungen. Mit unseren Universalmaschinen inklusive deren Automation haben wir auch optimale Produktionssysteme für den Zulieferbereich der Automobilindustrie, den allgemeinen Maschinenbau, die Medizintechnik und die Luftfahrtindustrie. Dabei ist unser erklärtes Ziel in der Grob-Gruppe, den Anteil an Universalmaschinen kontinuierlich zu steigern und das Maschinenportfolio weiter auszubauen.

Welche technologischen Entwicklungen treiben das Geschäft bei den Verbrennern?

Müller: Grob investiert – neben dem enormen Engagement für E-Antriebstechnik – weiter in die Beschichtungs-Technologie von Zylinderlaufbahnen von Verbrennungsmotoren. Das ist ebenso nötig wie sinnvoll – denn die Autoindustrie weltweit stellt ihre Motorentechnik zunehmend konstruktiv um: von Zylinder-Kurbelgehäusen aus Aluminium mit eingegossenen Graugussbüchsen eben auf beschichtete Laufbahnen.

Was bedeutet dies für Ihr Produktportfolio?

Müller: Hier müssen wir diversifizieren. Wir bleiben im Zerspanungsbereich stark und setzen auf neue Bauteile, wie beispielsweise Batteriewannen oder Rahmenstrukturbauteile. Um aber den gesamten Antriebsstrang der Zukunft bedienen zu können, entwickeln wir konsequent unsere Anlagen für die Elektromobilität weiter. Wir werden aber auch weiterhin in das Universalmaschinengeschäft investieren, um unsere Produktpalette zu erweitern und unseren Marktanteil auszubauen.

Gehen Sie davon aus, dass das Geschäft mit Werkzeugmaschinen und Anlagen zur Herstellung von Komponenten für Verbrennungsmotoren weltweit bereits den Zenit überschritten hat?

Müller: Wir erwarten, dass es auch nach 2030 noch Verbrennungsmotoren in Autos geben wird. Jedoch wird es in allen Fahrzeugen eine technische und preislich sinnvolle Kombination von Antrieben geben, die die Einhaltung der gesetzlichen Abgasgrenzwerte garantiert. Die bislang bekannten Antriebsformen wie z. B. Verbrennungsmotor, reiner E-Antrieb mit Energiequelle oder Brennstoffzelle, werden voraussichtlich mit weiteren Neuentwicklungen ergänzt. Wir als Maschinenbauunternehmen sind gefordert, für die Elektromobilität Lösungen als Generalunternehmer mit der notwendigen Managementexpertise anzubieten.

Welchen Einfluss hat die Corona-Pandemie auf das Maschinen- und Anlagengeschäft bei Grob?

Müller: Die Corona-Pandemie wird natürlich auch Auswirkungen auf das Erreichen der geplanten Grob-Unternehmensziele haben, deren Ausmaß naturgemäß derzeit noch nicht absehbar ist. Bedingt durch unsere sehr hohe Fertigungstiefe konnten wir durch den Shutdown arbeiten und hatten keine Probleme mit unserer Lieferantenkette. Wir haben an einigen Stellen „justieren“ können und sind froh, dass wir diese schwierige Zeit gut überstanden haben. Da die Grob-Gruppe weltweit gut aufgestellt ist, werden wir mit unserem breiten Produktportfolio weltweit die Schwankungen aus den einzelnen Branchen ausgleichen können.


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