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„Die Auftragsbücher sind voll“

Dr. Norbert Hennes, Leiter Aerospace & Energy, Starrag Group
„Die Auftragsbücher sind voll“

„Die Auftragsbücher sind voll“
Die Bliskbearbeitung ist eine der Kernkompetenzen bei Starrag
Der Werkzeughersteller Walter und der Maschinenproduzent Starrag haben bei ihrer Veranstaltung „Turbine Technology Days“ im Starrag-Hauptwerk in Rorschach, ihre gebündelten Kompetenzen zur Schau gestellt. Die mav sprach vor Ort mit Dr. Norbert Hennes, Leiter Aerospace & Energy der Starrag Group, darüber, was die Branche so einzigartig macht.

Autor: Das Interview führte:

mav: Auf der Pariser Luftfahrtmesse im Juni zeigten die Testpiloten von Boeing mit dem Passagierjet 787-9 Dreamliner einen sehenswerten Senkrechtstart. Hebt die Luft- und Raumfahrtindustrie im Allgemeinen momentan genauso spektakulär ab?

Hennes: Boeing hat mit seinem Spitzenmodell in Le Bourget ein beeindruckendes Flugmanöver gezeigt, aber wirtschaftlich gesehen sind die Baureihen 737 bei Boeing und A320 bei Airbus für uns viel relevanter. Allein bei Airbus füllen die A320-Bestellungen die Auftragsbücher für die nächsten sieben Jahre. Die Flugzeughersteller sind daher bestrebt, die Produktionszahlen nach oben zu schrauben. Momentan fertigt Airbus etwa 40 Maschinen pro Monat. Angestrebt ist, bis zum Jahr 2017, die monatliche Produktionsrate auf 50 bis 55 Stück zu erhöhen. Wenn man bedenkt, dass bis vor kurzem noch 32 Stück gefertigt wurden, würde dies beinahe einer Verdopplung entsprechen. Von daher kann man aus meiner Sicht schon sagen, dass die Branche, gerade in der zivilen Luftfahrt, steil nach oben geht.
mav: Wie sollen diese Produktionssteigerungen umgesetzt werden und werden die Maschinenhersteller davon profitieren können?
Hennes: Generell gibt es zwei Strategien, die Produktionssteigerungen zu verwirklichen. Zum einen werden die Zulieferer unter Zugzwang gesetzt, in dem man von ihnen höhere Stückzahlen abruft. Dies ist für die Starrag Group gerade im Triebwerksbereich, da wir hier mit unseren Produkten in der gesamten Prozesskette vertreten sind, ein großes Thema. Wie etwa bei der Schaufelbearbeitung, der Bliskfertigung oder der Herstellung der Casings. Durch die Erhöhung der Stückzahlen wird dieser Markt natürlich auch für völlig neue Zulieferer, vor allem in Asien, interessant und gerade diesen können wir mit unserem Prozesswissen erheblich helfen.
mav: Wie sieht dann die andere Erweiterungsstrategie aus?
Hennes: Diese zweite Möglichkeit fußt darauf, dass die OEMs ganze Baugruppen nach außen vergeben haben. Was zur Folge hatte, dass die Zulieferstrukturen stärker durchmischt wurden und größere Firmenkonglomerate entstanden sind, welche dann ganze Pakete übernommen haben. Diese neu entstandene Kundengruppe benötigt dann auch von unserer Seite eine umfassendere Unterstützung.
mav: Die Luftfahrtgiganten Airbus und Boeing haben auch eine Reihe von Neuentwicklungen angekündigt. In wie weit können Sie davon profitieren?
Hennes: Die neuen Flugzeugmodelle wie etwa der A350 oder die Boeing 787 spielen für uns eine große Rolle. So werden bei diesen völlig neue Bearbeitungsmethoden eingesetzt. Des Weiteren werden bei diesen Modellen Werkstücke verbaut, die entweder aufgrund ihrer Geometrie oder ihrer schieren Größe oftmals nicht mehr auf den älteren Maschinen gefertigt werden können. Nehmen wir etwa die Flügelrippen des A350: Bei diesen werden Sie weder bei der Größe noch bei der Form Ähnlichkeiten zu den Vorgängermodellen erkennen können. Die Modelle A350 und 787 haben schon eine Menge Investitionen angeschoben, und das neugeplante Ultralangstreckenmodell Boeing 777X wird dem in nichts nachstehen.
mav: Die Starrag Group tritt als Prozesslieferant auf. Was darf ich mir darunter vorstellen?
Hennes: Wir verkaufen, ganz einfach gesagt, zunächst einmal gerne auch einzelne Maschinen, aber wir können auch ganze Prozesse verkaufen. Das fängt beim Werkzeug-Knowhow an und geht über den Vorrichtungsbau, wie man das Werkstück verzugsfrei einspannt, bis zur effektiven Programmierung. Und da, wo wir mit dem Kunden gemeinsam Lösungen erarbeiten, können wir meist erhebliche Produktivitätssteigerungen erreichen.
Der Kunde hat, prinzipiell gesehen, zwei Herangehensweisen, um produktiver zu arbeiten: Entweder er kauft mehr Maschinen und vervielfältigt damit das bestehende Verfahren, oder er investiert in neue Technologien. So bieten wir zum Beispiel mit der im Jahr 2000 eingeführten Ecospeed-Reihe, mit dem parallel kinematischen Kopf, eine Technologie zur effizienten Aluminiumbearbeitung. Das damit mögliche leistungsstarke 5-Achs-Fräsen ist für einen Großteil dieser Branche immer noch eine echte Neuheit. Denn man sieht, gerade bei der Herstellung von Strukturteilen, immer noch Technologien aus den achtziger Jahren. Also im Prinzip leistungsschwache und langsame Multispindler und Gantrys. Und wer heute die immer komplexer werdenden Teile mit den aktuell möglichen Zerspanraten mit der geforderten Genauigkeit abliefern möchte, der wird in diesem Fall in neue Ausrüstung investieren müssen.
mav: Es wird, um es kurz zusammenzufassen, investiert, um erstens technologisch aktuell zu sein und zweitens um die Kapazitäten auszuweiten.
Hennes: Ja, und genau deshalb ist der Markt momentan so lebendig.
mav: Gibt es bei Starrag aktuelle Neuentwicklungen?
Hennes: Unsere Entwickler haben in letzter Zeit einiges umsetzen können. Ganz aktuell wurde im Hause Starrag in Kooperation mit zwei Kunden aus dem asiatischen Raum eine Maschine zur Bearbeitung von sehr großen Titanstrukturen entwickelt. Die Maschine erzeugt im Gabelfräskopf im S1-Betrieb ein hohes Spindelmoment von 2400 Newtonmeter, welches im Schruppbetrieb sogar auf 5000 Newtonmeter gesteigert werden kann. Zudem können in der Maschine aufgrund der hohen Steifigkeit sehr lange, große und robuste Werkzeuge eingesetzt werden.
mav: Wo sehen Sie zukünftige Entwicklungen?
Hennes: Der Markt für die militärischen Flugzeuge ist für uns schon jetzt ziemlich interessant. So sind wir auch bei der Entwicklung des Lockheed Martin F-35 Lightning II mit Spezialanwendungen dabei. Dieser Bereich wird sicherlich zukünftig noch wichtiger. Und zudem hoffen wir natürlich, dass auch der Bereich der Energietechnik eine Renaissance erleben wird.
Starrag Group www.starrag.com
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