Mit der Investition in ein Traub-Drehbearbeitungszentrum TNL 18 hat der Berliner Medizintechnik-Spezialist, Feuerstein GmbH, die Weichen für die Zukunft auf weiteres Wachstum gestellt. Einer der Gründe für die Auswahl: Die TNL 18 vereint Lang- und Kurzdrehautomat in einer Maschine.
Die Feuerstein GmbH produziert heute mit über 20 Mitarbeitern am Standort Berlin-Zehlendorf. Das Unternehmen hat sich von Beginn an auf die Fertigung medizinischer Nadeln spezialisiert.
Medizinische Nadeln seit über sechzig Jahren
Norbert Kluge, Geschäftsführer der Feuerstein GmbH, wirft einen Blick zurück in die bewegte Geschichte: „Die Feuerstein GmbH wurde schon 1947 gegründet, ging aber 1979 in Konkurs. Damals haben wir das Unternehmen erworben und das Produktprogramm weitergeführt. Bis heute sind die medizinischen Nadeln unser Hauptprodukt. Wir hatten in der Anfangszeit das Glück, einen der größten Händler für solche Nadeln in Großbritannien als Kunden zu gewinnen.“
Im Einzelnen besteht das Portfolio heute aus chirurgischen Wundnadeln, atraumatischen Nadeln und Drainagenadeln.
Hinzugekommen sind aber mehr und mehr medizinische Teile, die mit der Nadelfertigung nichts zu tun haben.
Wie variantenreich die Fertigung ist, zeigt auch die Tatsache, dass allein über 180 verschiedene Drainagenadeln im Durchmesserbereich von zwei bis sechs Millimeter hergestellt werden.
„Die Nadeln, die wir produzieren, werden nicht unter unserem Namen verkauft, sondern wir fertigen ausschließlich im Kundenauftrag“, erläutert Kluge „Die Weiterverarbeiter machen aus diesen Nadeln Sets, das heißt es wird zum Beispiel noch ein Schlauch mit einer Perforierung am Ende aufgesteckt. Drainagenadeln dienen dazu, diesen Schlauch durch das Gewebe zu führen. Die Nadel wird anschließend abgeschnitten und durch eine Vakuumflasche ersetzt, mit der nach Operationen die Flüssigkeit aus der Wunde abgeführt wird. Ein weiteres Produkt sind die Faden-Nadel-Kombinationen. Hier haben wir uns auf Sonderanfertigungen spezialisiert. Die atraumatischen Nadeln werden mit einem Faden versehen. Wir haben auch einen Reinraum für die Herstellung von Sterilprodukten. Dort verpacken wir auch Nadeln und Module. Von den 20 Mitarbeitern an diesem Standort arbeiten 13 in der spanenden Fertigung. Gearbeitet wird in zwei Schichten.“
Bei der Produktion der Nadeln geht es darum, der Maschine ein entsprechendes Rundmaterial zuzuführen und dann alle Bearbeitungen außer dem Schleifen auf der Drehmaschine auszuführen. Die Fertigungstoleranzen liegen bei der Drehbearbeitung üblicherweise im Hundertstelbereich.
Modernisierung und Ausbau des Maschinenparks
Als vor gut vier Jahren eine Modernisierung des Maschinenparks notwendig geworden war, entschied sich Kluge für einen TNL12 Langdreher von Traub. Die Entscheidung für die leistungsfähige Traub-Maschine fiel auch, weil Kluge zu der Zeit plante, mit der Fertigung von Implantatschrauben zu beginnen. Deshalb wurde die Maschine unter anderem mit Hochfrequenzspindel und Tieflochbohreinrichtung ausgestattet.
Auch wenn Feuerstein aufgrund der hervorragenden Auftragslage am Ende doch nicht in die Implantatschraubenfertigung einstieg, bereut der Geschäftsführer die Entscheidung keineswegs: „Im Gegenteil, wir waren so zufrieden mit der TNL 12, dass wir zwei Jahre später als die nächste Beschaffung anstand, wieder bei Traub angefragt haben. Wir brauchten eine größere Maschine, um auch Spezialitäten fertigen zu können. Wir haben zunehmend Aufträge akquiriert, bei denen es um die Produktion medizintechnischer Spezialteile abseits der Nadelproduktion geht. Da war die TNL 12, was den maximal bearbeitbaren Durchmesser angeht, einfach nicht mehr ausreichend.“
Kurz- und Langdreher in einer Maschine
Also haben die Berliner Medizintechnik-Spezialisten den Markt sondiert und genau verglichen, welche Maschinen in Frage kommen: „Zwei wesentliche Gründe haben dazu geführt, dass wir uns wieder für eine Traub Maschine entschieden haben. Zum einen hatten wir mit der TNL 12 nur gute Erfahrungen gemacht und zum anderen war Traub zu der Zeit der einzige, der einen Kurz- und Langdreher in einer Maschine angeboten hat.“
Um das Werkstückspektrum um größere Bauteile zu erweitern, wurde eine TNL 18/7 beschafft. Die von Feuerstein georderte Maschine hat zwei Achtfach-Revolver mit angetriebenen Werkzeugen jeweils mit zusätzlicher Z-Achse und einer H-Achse, um die Revolver stufenlos schalten zu können. Die TNL18 verfügt über 7 Linearachsen.
Beide Werkzeugträger haben große Verfahrwege in den Achsen X/Y/Z. Die Werkzeugträger sind die Highlights des Maschinenkonzepts, denn die Drehbewegung wird als NC-Rundachse ohne mechanische Verriegelung ausgeführt und erlaubt dadurch die freie Winkelpositionierung der Revolver.
Die Gegenspindel mit integriertem Werkzeugträger unten ist 3-achsig positionierbar und führt somit zu optimaler Übergabegenauigkeit. Durch den senkrechten Maschinenaufbau ist ein freier Spänefall gewährleistet.
Mit diesen Eigenschaften ist die TNL18 zum wichtigen Arbeitspferd in der spanenden Fertigung bei Feuerstein geworden. Sie läuft bereits seit über zwei Jahren im Zwei-Schicht-Betrieb und wird in der Regel für Losgrößen von 200 bis 6000 Teilen eingesetzt. Neben den Drainagenadeln wird auf der TNL 18 auch ein mechanisches Ventil für chirurgische Eingriffe hergestellt. Es besteht aus sechs Teilen. Der Werkstoff ist ein Implantatstahl, der nur schwach magnetisierbar ist, um im MRT (Magnetresonanztomograph) keine Störungen zu verursachen.
„Insgesamt machen wir immer mehr Spezialitäten, also medizintechnische Teile abseits der Nadeln. Da kommen uns die vielfältigen Bearbeitungsmöglichkeiten der TNL-Maschinen sehr gelegen“, erläutert Kluge. „Aktuell fertigen wir Teile für die Herzchirurgie auf den Maschinen.“
Vielfältige Möglichkeiten zur Nachrüstung überzeugen
„Und wenn die Fertigungsmöglichkeiten mal nicht ausreichen sollten, gibt es vielfältige Optionen zur Nachrüstung. Beispielsweise eine Hochdruckeinrichtung zum Tiefbohren oder ein Wirbelapparat lassen sich bei Bedarf auch nachträglich auf die Maschine bringen“, betont Trettenbein.
Angesichts der guten Auftragslage denkt Kluge im Moment allerdings nicht an Nachrüstung, sondern an die Beschaffung einer weiteren Maschine. Es soll wieder eine TNL 12 werden, mit Gegenspindel, mit Traub-Programmiersystem, um abseits der Maschine am PC programmieren zu können und mit Einbindung der Werkzeugvoreinstellung in den Fertigungsablauf.
Damit stünde dem weiteren Wachstum der Feuerstein GmbH wohl nichts mehr im Wege … (hr)
Vorteile der TNL 18
- Simultanbearbeitung mit bis zu 3 Werkzeugen möglich
- Einfache Umrüstbarkeit zwischen Lang- und Kurzdrehbetrieb
- Klar strukturierter Arbeitsraum mit großen Achs-Wegen
- Revolverschaltung ausgeführt als NC-Rundachse
- Sehr großer Vorrat an festen und angetriebenen Werkzeugen durch den Einsatz von Doppel- und Dreifachhaltern
- 3-achsiges Abgreifen mit vollwertiger Gegenspindel
- Hervorragende Zugänglichkeit durch eine große Schiebehaube
- Sehr kompakter Maschinenaufbau mit geringem Platzbedarf
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