Startseite » Fertigung »

Extrem tiefe Bohrungen mit Standarddreher

Fertigung von Stromdüsen: hohe Präzision, optimale Spanabfuhr, keine Vibrationen
Extrem tiefe Bohrungen mit Standarddreher

Das Herzstück eines Lichtbogenschweißbrenners ist die Stromdüse, durch die der Draht geführt wird. Bei Abicor Binzel wird dafür besonders tief gebohrt – und das in einem speziell dafür entwickelten und patentierten Tieflochbohrprozess, der zuerst nur auf Spezialmaschinen möglich war. Nun setzt das Unternehmen in seinem Maschinenpark für diese Aufgabe äußerst erfolgreich einen Cincom Evolution L20E Langdrehautomaten von Citizen ein.

Die Alexander Binzel Schweißtechnik GmbH & Co. KG (Abicor Binzel) aus Buseck ist mit 32 Tochterunternehmen und mehr als 20 Vertriebspartnern weltweit vertreten und ein Marktführer auf dem Gebiet der Schweißbrennertechnologie. Weltweit werden Produkte unter der Marke Abicor Binzel verkauft. In einer Produktionsstätte des Unternehmens in Tschechien werden pro Jahr zwischen 13 und 15 Millionen Stromdüsen gefertigt. „Allerdings handelt es sich dabei ausschließlich um Standardbauteile“, erklärt Wolfgang Nau, Leiter Fertigungsprozesse International bei Abicor Binzel. „Kundenspezifische Sonderausführungen werden hier in Buseck produziert. Dafür verwenden wir seit einiger Zeit eine Cincom Evolution L20E Langdrehmaschine von Citizen, die speziell für Abicor Binzel modifiziert wurde.“

Mit stabilen Werkzeugen kleinste Durchmesser bohren
Abicor Binzel setzt die Cincom Evolution L20E für einen patentierten Tieflochbohrprozess ein, den das Unternehmen vor zwölf Jahren entwickelt hat. Der Langdrehautomat erlaubt Bohrungen ab 0,93 mm Durchmesser. „Mit der L20E erreichen wir an Bohrungstiefen mehr als das 35-fache des Durchmessers“, so Andreas Müller, Teamleiter Langdrehen bei Abicor Binzel. „Aktuell testen wir Tieflochbohrungen von bis zu 95 Millimeter.“
Die dafür erforderlichen Werkzeuge sind innengekühlte HSS-Bohrer mit aufgelöteter Hartmetall-Spitze. Das ist notwendig, weil reine HM-Werkzeuge für den Fertigungsprozess zu spröde wären und während der Zerspanung brechen würden.
Hohe Drücke und Drehzahlen ohne Vibrationen
Tieflochbohrungen mit solch geringen Durchmessern und gleichzeitig enormen Tiefen waren bisher nur mit viel Zeit- und Kostenaufwand auf Spezialmaschinen möglich. „Dazu braucht es hohe Schnittgeschwindigkeiten und großen Öldruck auf den Innenkühlungskanälen der langen, dünnen Werkzeuge, um eine absolut saubere Spanabfuhr zu erreichen“, so Wolfgang Nau.
Die Cincom Evolution L20E wurde so verändert, dass sie den Tieflochbohrprozess schnell meistert, ohne die Bohrer zu belasten. „Dazu haben wir dem Werkzeughalter für die Rückseitenbearbeitung den Antrieb entnommen und ihn an dem Werkzeughalter für die Vorderseitenbearbeitung angebracht. Den Werkzeughalter dort haben wir dann ein Stück nach hinten versetzt, um Platz für die Tieflochbohrer zu schaffen“, sagt Björn Wied, Geschäftsführer von Wietec und Gebietsvertreter für Citizen-Produkte in Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. „Zudem wurden der Kühlmitteltank und der Spänebehälter gegen eine spezielle Combistream-Anlage ausgetauscht.“ Diese Sonderkonstruktion von Müller Hydraulik liefert enormen Öldruck von bis zu 200 bar. Den braucht es, um die Späne mit dem Öl über eine Längsnut am Werkzeug aus der Bohrung herauszuspülen.
Dafür ist auch die hohe Drehzahl der Bohrer von bis zu 16 000 U/min erforderlich. Björn Wied: „Das Lademagazin der L20E ist mit drei Meter langen Stangen ausgestattet, die automatisch in die Hauptspindel vorgeschoben werden. Würde man die Hauptspindel mit 10 000 Umdrehungen in der Minute ausreizen, erzeugte das Lademagazin Vibrationen. In der Anwendung würde der Bohrer sofort brechen. Um solche schädlichen Einflüsse zu vermeiden, fährt die Hauptspindel lediglich mit 500 bis 1000 Umdrehungen in der Minute. Deshalb brauchen wir zusätzlich einen gegenläufigen Antrieb für das Werkzeug an der Vorderseite. Auf diese Weise erreichen wir nun eine Drehzahl von mehr als 16 000 Umdrehungen in der Minute.“ Herkömmliche Kühlschmiermittel halten dem nicht stand: Wie in einer Zentrifuge in ihre Bestandteile zerlegt, würden sie weder kühlen noch schmieren.
„Eine solche Maschine zu konstruieren, war eine große Herausforderung, die wir zusammen mit Citizen erfolgreich gemeistert haben“, so Wolfgang Nau. „Dass die Tieflochbohrungen bei uns nun auch auf einer Standardmaschine realisierbar sind, bringt uns signifikante Vorteile in puncto Flexibilität, Zeit und Kosten.“
Konstanz und Präzision für schwierige Anwendungen
Von besonderer Wichtigkeit sind konstante Fertigungsergebnisse: Bei Abicor Binzel ist eine Stromdüse wie die andere. Darüber hinaus sind die Stromdüsen besonders verschleißfest. „Vor allem bei industriellen Anwendungen mit Schweißrobotern ist das unerlässlich“, erläutert Wolfgang Nau. „Denn die Stromdüse ist das entscheidende Element beim Schweißen. Allein schon der Austausch ist sehr aufwändig. Wenn der Anwender dann zusätzlich die Maschine auf eine neue Stromdüse einstellen müsste, würde er noch mehr wertvolle Zeit verlieren.“
Wie wichtig Stromdüsen ohne Abweichungen sind, zeigt ein Kunde von Abicor Binzel, der Unterwasser-Pipelines auf Schiffen verschweißt und direkt anschließend verlegt. Dabei ist höchste Qualität gefragt, die auf dem Schiff sofort per Röntgenaufnahmen geprüft und dokumentiert wird. Dazu Wied: „Die L20E von Citizen fertigt solche Stromdüsen mit einer Mittenabweichung von nur 2/100 und gewährleistet damit höchste Präzision und Konstanz auch bei solch anspruchsvollen, speziellen Applikationen.“
Citizen Machinery Europe GmbH www.citizen.de
Unsere Webinar-Empfehlung
Aktuelle Ausgabe
Titelbild mav Innovation in der spanenden Fertigung 2
Ausgabe
2.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Trends

Aktuelle Entwicklungen in der spanenden Fertigung

Alle Webinare & Webcasts

Webinare aller unserer Industrieseiten

Alle Whitepaper

Whitepaper aller unserer Industrieseiten


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de