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Wirtschaftschancen im „Ruhrgebiet Chinas“

Die nordöstliche Provinz Liaoning bietet viel Potenzial für deutsche Maschinenbauer
Wirtschaftschancen im „Ruhrgebiet Chinas“

Abseits der größten Ballungszentren liegt im Nordosten Chinas die Provinz Liaoning. Das „Ruhrgebiet Chinas“ weist manche Parallelen zu deutschen Maschinenbau-Hochburgen auf und beherbergt mit Shenyang und Dalian zwei der größten Werkzeugmaschinenhersteller weltweit. Mit BMW als Impulsgeber entsteht dort ein deutsch-chinesischer Industriepark mit viel Potenzial.

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Schanghai, Peking und Guangzhou/Shenzhen – diese hoch entwickelten Metropolen bilden die Zentren der drei wichtigsten chinesischen Ballungsräume. Laut Geschäftsklimaindex 2014 der deutschen Handelskammer in China sind drei Viertel der im Land der Mitte operierenden deutschen Unternehmen dort ansässig. Dennoch findet eine zunehmende regionale Diversifikation in andere Wirtschaftszentren statt, wo sich bereits kleinere Cluster deutscher Unternehmen gebildet haben.

Eine dieser Regionen ist die Provinz Liaoning im Nordosten Chinas. Der wegen seiner von Schwerindustrie und Maschinenbau geprägten Struktur oft als das „Ruhrgebiet Chinas“ bezeichnete Landstrich gilt als Wiege der chinesischen Industrie. Mit der Shenyang Machine Tool Group sowie der Dalian Machine Tool Group beherbergt er zwei der größten Werkzeugmaschinenhersteller der Welt, die 2011 zusammen über 5 Milliarden US-Dollar umgesetzt haben.
Seit über 30 Jahren unterhält das Land Baden-Württemberg eine enge Partnerschaft mit der Provinz. Mit einer Wirtschaftsleistung von 400 Milliarden Euro liegt Liaoning unter den 31 Provinzen Chinas an siebenter Stelle. „Der Nordosten Chinas ist eine hoch interessante Wirtschaftslandschaft“, bekräftigte Hartmut Reichl, Leiter Mittelstand und internationale Märkte im Ministerium für Wirtschaft und Finanzen Baden-Württemberg, auf einer von der Kommunikationsagentur Storymaker organisierten Informationsveranstaltung Mitte September in Stuttgart. „Er ist längst nicht mehr nur Zentrum der Schwerindustrie, sondern er ist zum Hightech-Standort geworden.“
BMW als Impulsgeber
Allen voran ist hier der „Deutsch-chinesische Industriepark für Maschinen- und Anlagenbau“ zu nennen. Der 48 Quadratkilometer große Komplex geht aus einem bestehenden Industriegebiet in Tiexi hervor und wird derzeit als international wettbewerbsfähiger Standort für Hochtechnologie aufgebaut. Den Kern bildet das neue, hochmoderne Montagewerk von BMW mit einer Kapazität von 400 000 Fahrzeugen pro Jahr. In Tiexi hat BMW eine Erfolgsgeschichte geschrieben. Zwölf Jahre nach der Gründung des Joint Ventures mit Brilliance ist dort Anfang des Jahres das einmillionste in China produzierte Fahrzeug vom Band gelaufen.
Doch der Industriepark bietet nicht nur für große Automobilkonzerne Potenzial, wie der chinesische Generalkonsul Liang Jianquan bei seinem Besuch in Stuttgart betonte: „Wir wollen nicht nur die Kooperation mit Großunternehmen vertiefen, sondern auch kleinere Unternehmen anziehen.“
Eines dieser Unternehmen ist der mittelständische Getriebehersteller Neugart. Seit 2004 mit einer Niederlassung in Shenyang vertreten, haben sich die Kippenheimer 2014 entschlossen, in ein eigenes Gebäude in Tiexi zu investieren. „Die Zuteilung hat schnell und unbürokratisch funktioniert“, berichtet Geschäftsführer Bernd Neugart. Auch mit den Mitarbeitern hat er nur gute Erfahrungen gemacht. Im Gegensatz zu Berichten aus anderen Regionen Chinas sei die Fluktuation dort sehr gering und entspreche der Situation hierzulande.
Dass die Verbundenheit von Fach- und Führungskräften gerade für deutsche Unternehmen ein wichtiger Punkt ist, betont Martin Haas, Vorstandsvorsitzender des mit mittlerweile vier Niederlassungen in China vertretenen Beratungshauses Staufen AG. Auch er lobt die hohe Loyalität der Mitarbeiter in Shenyang. „Es gibt hier viele langjährige Mitarbeiter mit lokaler Verwurzelung, und auch einen vergleichsweise hohen Anteil chinesischer Privatunternehmen.“
Doch nicht nur die von Handwerkerkultur geprägte Mentalität der Menschen lässt Parallelen zur Region Stuttgart ziehen. „Shenyang hat eine ähnliche Lage und ein vergleichbares Klima wie Stuttgart“, wirbt Cheng Xiaolong, Bezirksbürgermeister Shenyang Tiexi. „Und es wurde für gute Lebensqualität ausgezeichnet. Die Deutschen werden hier Gemeinsamkeiten finden.“
Grüne Automobilstadt am Fluss
Dass man in Shenyang einen Gegenentwurf zur wild wuchernden, versmogten Mega-City anstrebt, zeigt auch die Planung des Industrieparks in Tiexi. „Statt eines großflächigen Konzepts haben wir einen clusterartigen Ansatz gewählt, bei dem die einzelnen Stadtteile auch für sich funktionieren“, erläutert Oliver Lambrecht, Senior Stadtplaner beim Stuttgarter Architekturbüro SBA, das für die Rahmenplanung des Parks verantwortlich zeichnet. Kleinere, vernetzte Stadtzentren sind durch grüne Zonen geteilt, die Wohngebiete liegen immer im Zentrum von Bereichen mit gemischter Nutzung. Dies ermöglicht kurze Wege und die Verbindung zur Natur mit Fluss und Parks. Dieser Mix soll den Charakter einer europäischen Stadt entwickeln und zu einer hohen Lebensqualität beitragen. Staufen-Chef Haas lobt die dynamische Stadtentwicklung. Man brauche Attraktivität, damit Führungskräfte nach China gehen. In Shenyang fühlten sie sich durchweg wohl.
Neben Nachhaltigkeit und Lebensqualität ist es das noch ambitionierte Ziel, Fertigung in China und Industrie 4.0 zusammenzubringen. Denn die vernetzte Produktion der Zukunft beeinflusse auch die Lebensgewohnheiten der Menschen. Tiexi soll hier zum Pilotprojekt werden, auf dessen Basis bis 2025 eine Produktion der Weltklasse entstehen soll, an der bis zu 50 Prozent deutsche und europäische Unternehmen beteiligt sein werden.
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