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Warum es sich lohnt, die Übergabe frühzeitig anzugehen

Unternehmensnachfolge
Warum es sich lohnt, die Übergabe frühzeitig anzugehen

Warum es sich lohnt, die Übergabe frühzeitig anzugehen
Nicht immer verläuft die Übergabe wie geplant: Wo sich kein geeigneter Nachfolger finden lässt, droht die Stilllegung des Unternehmens. Urheber: K.C, Fotolia
Jahr für Jahr steht bei rund 30 000 Unternehmen in Deutschland der Generationswechsel an, weil ihre Eigentümer aus persönlichen Gründen aus der Geschäftsführung ausscheiden, so das Institut für Mittelstandsforschung Bonn. Mit diesem Wechsel wird ein entscheidender Abschnitt in der Firmengeschichte eingeläutet, der gut vorbereitet sein sollte.

Doch leider fangen viele Unternehmerinnen und Unternehmer erst sehr spät an, sich mit dem Thema Unternehmensnachfolge zu beschäftigen – manche auch zu spät. Denn nicht immer verläuft die Übergabe so wie geplant: Wo sich kein geeigneter Nachfolger finden lässt, droht die Stilllegung des Unternehmens. Damit kann es nicht nur zum Verlust zahlreicher Arbeitsplätze kommen, sondern häufig auch zum Wegfall (zumindest) eines Teils der Altersvorsorge des Senior-Unternehmers.

Folgende Tipps können helfen, die Unternehmensnachfolge erfolgreich zu gestalten.

Rechtzeitig starten

Laut einer Erhebung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) zur Unternehmensnachfolge geht jeder fünfte Senior-Unternehmer das Thema erst weniger als sechs Monate vor der geplanten Übergabe an. Für eine gründliche Vorbereitung bleibt da in der Regel nicht genügend Zeit. Mindestens ein, besser zwei Jahre sollte der Senior-Unternehmer einplanen, um gezielt potenzielle Interessenten für einen Unternehmenskauf zu recherchieren und anzusprechen, diesen ausreichend Zeit für die sogenannte Due-Diligence-Prüfung zu geben und schlussendlich rechtssicher Kaufpreis und Übernahmebedingungen zu verhandeln. Fehlschläge, zum Beispiel weil sich ein potenzieller Nachfolger im Verlauf der Gespräche und Verhandlungen als ungeeignet herausstellt, kosten zusätzlich Zeit. Für den gesamten Nachfolgeprozess sollten daher mindestens fünf Jahre angesetzt werden.

Verschiedene Varianten der Übergabe prüfen

Für die Mehrheit der Senior-Unternehmer ist es ein selbstverständlicher Wunsch, das Unternehmen in der Familie weiterzugeben. Doch ist das auch die beste Lösung für alle Beteiligten? Wer hier eine langfristig tragfähige Entscheidung anstrebt, darf sich um möglicherweise konfliktträchtige Fragen in der Familie nicht drücken: Traut es der Senior-Unternehmer dem Junior zu, das Unternehmen erfolgreich zu führen? Sind weitere Erben abzufinden? Wenn ja: wie? Ist die Altersvorsorge der Senioren gesichert? Auch der Junior sollte in sich gehen, ob er das Unternehmen tatsächlich übernehmen kann und will – und keinesfalls nur zustimmen, weil er meint, dass der Senior dies von ihm erwartet. Auch können die Aufnahme aktiver Gesellschafter (Management-Buy-Out, Management-Buy-In), der Unternehmensverkauf oder eine – gegebenenfalls zeitlich beschränkte – Unternehmensführung durch einen Fremdgeschäftsführer attraktive Alternativen zur Nachfolge in der Familie sein.

Das Unternehmen fit für die Übergabe machen

Sobald die Entscheidung für einen Unternehmensverkauf getroffen wurde, geht es darum, diesen schrittweise vorzubereiten. In einem ersten Schritt sollte dafür eine klar kommunizierbare Unternehmensstrategie entwickelt und umgesetzt werden. Weiterhin gilt es unter anderem, die spezifischen Anforderungen möglicher Kaufinteressenten herauszuarbeiten, die Finanzdaten aufzubereiten und eine zielgerichtete Bilanzpolitik zu betreiben. Zudem kann sich – abhängig von der Größe des Unternehmens – der Aufbau eines zweiten Geschäftsführers als sinnvoll erweisen, um die Weitergabe des betrieblichen Knowhows nach dem Ausscheiden des Senior-Unternehmers sicherzustellen. Alle diese Maßnahmen lassen sich nicht von heute auf morgen umsetzen, vielmehr erscheint hier ein Zeitraum von zwei bis drei Jahren realistisch.

Einen Nachfolger finden

Persönliche Kontakte sind das A und O bei der Suche nach einem geeigneten Nachfolger: Es kann Sinn machen, möglicherweise an einer Unternehmensnachfolge interessierte Personen aus dem privaten und betrieblichen Umfeld direkt anzusprechen. Doch auch die bundesweite Unternehmensbörse Nexxt-Change (www.nexxt-change.org), für die die IHKs vor Ort als Regionalpartner auftreten, und weitere Nachfolge-Datenbanken im Internet versprechen gute Erfolge. Darüber hinaus können Banken, Sparkassen, Steuer- und Unternehmensberater geeignete Anlaufstellen sein – auch, weil sie teilweise über eigene regionale Nachfolge-Datenbanken verfügen. Immer wieder führen auch Anzeigen in Fachzeitschriften, Tageszeitungen und IHK-Magazinen zum Erfolg.

Warum der „Notfallkoffer“ der ideale Einstieg ist

Wer beim Thema Unternehmensnachfolge nur an eine geregelte Übergabe aus Altersgründen denkt, der irrt gewaltig: Wie das Institut für Mittelstandsforschung Bonn ermittelt hat, kommt etwa jede siebte Nachfolge überraschend. Plötzliche Erkrankungen, Unfälle bis hin zum Tod des Firmeninhabers können eine schnelle Übergabe erforderlich machen. Wer darauf nicht vorbereitet ist, riskiert, das Unternehmen in existenzielle Schwierigkeiten zu bringen – und mit ihm alle Mitarbeiter. Ein sogenannter „Notfallkoffer“ ist deshalb wichtig für jeden Betrieb. Er soll helfen, jederzeit die Handlungsfähigkeit (und damit den Fortbestand) des Unternehmens zu gewährleisten und zugleich das private Vermögen angemessen abzusichern. Unter anderem gilt es, für den Notfall eine Zukunftsperspektive für das Unternehmen zu entwickeln (inklusive Klärung der Frage, ob ein Unternehmensverkauf eine Option ist) und die entsprechenden rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen zu schaffen. Damit ist der Notfallkoffer zugleich der ideale Einstieg in die Regelung der Unternehmensnachfolge.

Konkrete Hilfestellungen, welche Entscheidungen zu treffen sind, gibt beispielsweise das „Notfall-Handbuch für Unternehmen“ der IHK Region Stuttgart (www.stuttgart.ihk.de/notfallhandbuch). Darin enthalten sind auch entsprechende Vorlagen zum Ausfüllen.

Industrie- und Handelskammer
Region Stuttgart
www.stuttgart.ihk24.de


Der Autor

Michael Weißleder

ist Berater im Bereich Existenzgründung und Unternehmensförderung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart.


Angebote der IHK Stuttgart zur Unternehmensnachfolge

  • Die IHK Region Stuttgart bietet Senior-Unternehmern und Nachfolgeinteressierten eine Erstberatung zu Fragen rund um die Unternehmensnachfolge. Als Regionalpartner der Unternehmensbörse Nexxt-Change ist sie erster Ansprechpartner für Inserenten.
  • In einer Veranstaltungsreihe zur Unternehmensnachfolge informiert die IHK Region Stuttgart regelmäßig über Nachfolgethemen. Eine Gesamtübersicht ist unter
    www.stuttgart.ihk.de, Nr. 2994776, zu finden.
  • Der 6. Stuttgarter Nachfolgetag mit Fachvorträgen und dem Nachfolger-Pitch Stuttgart, bei dem sich potenzielle Nachfolger präsentieren, findet statt am 26. Juni 2018.
  • Alle Infos unter www.stuttgart.ihk.de/nachfolge
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