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Mit technologischer Breite gegen Marktschwäche

US-Leitmesse IMTS stellt additive Fertigung, Robotik und Digitalisierung in den Fokus
Mit technologischer Breite gegen Marktschwäche

In Zeiten, da der große Wachstumstreiber China eine Pause einlegt, ruhen die Hoffnungen auf dem Wiederaufbau der US-Industrie. Erfüllt haben sie sich bisher nur zum Teil. Im Werkzeugmaschinenbereich ist die Nachfrage jüngst wieder ins Stocken geraten. Auf der IMTS, dem traditionellen Impulsgeber der US-Fertigungswirtschaft, versuchte man dies durch thematische Breite zu kompensieren. So standen Trendtechnologien wie additive Fertigung, Robotik und Digitalisierung im Fokus. Autor: Dr. Frank-Michael Kieß

Breite Grundlage – moderates Wachstum: Für Euphorie bietet die Marktentwicklung in den USA derzeit wenig Anlass. In den vergangenen zwölf Monaten hat sich die Industrieproduktion kaum bewegt. War der Output beispielsweise im Juli laut Federal Reserve Bank um 0,5 Prozent gewachsen, so ist er im Folgemonat wieder um 0,4 zurückgegangen. Und eine durchschnittliche Kapazitätsauslastung von 75,5 Prozent deutet auch nicht gerade auf einen Boom hin.

Abzulesen ist das an der Entwicklung der Werkzeugmaschinennachfrage. Laut Herstellerverband AMT (Association for Manufacturing Technology) sind die Bestellungen im Juli um 23 Prozent zum Vorjahr zurückgegangen. Die großen Treiber Automobil- und Luftfahrtindustrie seien in ein Sommerloch gefallen, erläutert AMT-Geschäftsführer Douglas Woods. Der starke Dollar, schwächelnde Exportmärkte und ein schleppendes Öl- und Gasgeschäft belasteten die Fertiger. „Sie misstrauen der wirtschaftlichen Entwicklung und zögern, neue Investitionen zu tätigen, bis die Lage sicherer einzuschätzen ist.“
Laut AMT ist mit einem Anziehen der Investitionen in Fertigungsequipment nicht vor dem zweiten Quartal 2017 zu rechnen. Auch die US-Leitmesse IMTS, die Mitte September parallel zur AMB in Stuttgart stattfand, werde wohl nicht für einen unmittelbaren Nachfrageschub sorgen. Umso wichtiger war es den Veranstaltern, Erfolgszahlen zu kommunizieren: Mit 115 612 registrierten Besuchern und 127 300 m2 belegter Hallenfläche konnte man die drittgrößte IMTS aller Zeiten vermelden. Und die Zahl der Aussteller stieg auf den Rekordwert von 2407.
Trendtechnologien im Blickpunkt
Um dieses Ergebnis zu erreichen, hat man allerdings diverse Ausstellungen aus angrenzenden Themenbereichen wie Industrieautomatisierung und Antriebstechnik integriert. Überhaupt zeichnete sich die Show durch thematische Breite aus. Statt klassischer Zerspanungstechnik bestimmten additive Fertigung, Robotik und Automation sowie Digitalisierung in Chicago das Bild. „Vor vier Jahren hat nur ein einziger Hersteller eine Hybridmaschine ausgestellt“, verdeutlicht Tim Shinbara, AMT Vice President Manufacturing Technology. „Auf der IMTS 2016 hingegen haben zahlreiche Hersteller Maschinen gezeigt, die additive und subtraktive Fertigungsverfahren vereinen. Sie reagieren auf neue Anforderungen an strukturelle Metall-Bauteile.“ Er setzt darauf, dass Maschinenhersteller ihre Fertigungserfahrung einbringen, um die neue Technologie voranzutreiben. Dass dabei auch abgefahrene Ideen realisiert werden, zeigt der US-Hersteller Hurco, der ein Bearbeitungszentrum mal eben zu einem 3D-Drucker umfunktioniert.
Auf der Automationsseite wurden Embedded-Sensoren und -Prozessoren diskutiert, die in Sekundenbruchteilen Entscheidungen treffen und so Kollisionen vermeiden oder eine Prozesssteuerung in Echtzeit ermöglichen. „Wenn wir Robotik-Intelligenz näher an den Greifer bringen, können wir eine stärker kollaborative Fertigung erreichen, in der Menschen und Roboter enger und sicherer zusammenarbeiten“, so Shinbara.
Im Bereich der Digitalisierung stellten zahlreiche Firmen Lösungen mit Industrie-4.0-Fähigkeiten vor. „Protokolle wie MT Connect erfahren eine steigende Akzeptanz“, berichtet Shinbara. Dieses „Daten-Wörterbuch“ ermögliche es, Komponenten, Prozesse und Messtechnik zu verknüpfen. Schon bei der nächsten IMTS in zwei Jahren, glaubt er, würden Geschäftsentscheidungen auf breiter Front auf Basis von Echtzeitdaten aus der Produktion getroffen.
Wie Geschäftsmodelle auf Basis von Industrie 4.0 und Automation in der Fertigung aussehen können, demonstrierte der taiwanische Werkzeugmaschinen-Multi FFG gleich auf zwei Kontinenten – auf der IMTS sowie parallel dazu auf der AMB in Stuttgart. Dabei wurden ein Bearbeitungszentrum und ein Gewindebohrzentrum mir Robotik von Kuka und Steuerungs- und Softwaretechnik von Siemens kombiniert. Messebesucher konnten sich online eine Handyschale konfigurieren und sie nach wenigen Minuten fertig gefräst abholen.
Dass die US-Wirtschaft entschlossen ist, ihre spezifischen Stärken in der Produktionstechnik wieder mehr als bisher zum Tragen zu bringen, machte Handelsministerin Penny Pritzker in ihrer Keynote deutlich: „Es gibt drei Gründe, warum ‚Made in America‘ die beste Marke in der Welt bleibt – unsere Menschen, unser Geschäftsklima und unsere Innovationsfähigkeit.“ Sie nutzte die Gelegenheit, um das National Network of Manufacturing Innovation (NNMI) – entstanden aus der Initiative der Obama-Regierung zur Förderung der Produktionstechnik-Forschung von 2011 – jetzt unter der Bezeichnung Manufacturing USA an den Start zu bringen. Es soll die Investitionen öffentlicher und privater Geldgeber in Fertigungstechnik der Zukunft koordinieren. In den vergangenen vier Jahren sind daraus neun Institute entstanden, die als Public-Private-Partnerships organisiert sind und jeweils auf dedizierte Technologiebereiche fokussieren – sechs weitere sollen noch im kommenden Jahr folgen.
Das zeigt, dass mit den USA im Rennen um die Fertigungstechnik der Zukunft durchaus zu rechnen ist. Mit Blick auf die dortige Gründerkultur und das verfügbare Investitionskapital (siehe auch S. 26) erscheinen die Chancen gar nicht nicht einmal so schlecht. ■
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