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Interview: Gunnar Mey, Abteilungsleiter Industrie, Messe Stuttgart

Gunnar Mey, Abteilungsleiter Industrie, Messe Stuttgart
„Die Resonanz auf das AMB Technologieforum ist positiv“

„Die Resonanz auf das AMB Technologieforum ist positiv“
Gunnar Mey, Abteilungsleiter Industrie, Messe Stuttgart: „Das Forumskonzept bietet umfangreiche Möglichkeiten für die Kontaktanbahnung vor, während und nach dem Event.“ Bild: Messe Stuttgart
Messen zählten zu den ersten „Opfern“ der Corona-Pandemie – so musste auch das Branchen-Highlight des Jahres, die AMB in Stuttgart, die Segel streichen. Warum Präsenzveranstaltungen unverzichtbar sind und wie es geglückt ist, mit dem AMB Technologieforum in kurzer Zeit ein schlüssiges Alternativkonzept aufzusetzen, erläutert Gunnar Mey, Abteilungsleiter Industrie bei der Messe Stuttgart.

Das Interview führte: Dr. Frank-Michael Kieß

mav: Mit dem Shutdown im März ist der Messe quasi ihr Geschäftsmodell weggebrochen. Wann haben Sie realisiert, dass die Situation wohl länger andauern würde, und welche strategischen Überlegungen gab es seitdem, welche Alternativkonzepte sinnvoll sein könnten?

Mey: Die Messebranche war als einer der ersten Wirtschaftszweige von dem Shutdown betroffen und wird wohl als einer der letzten Bereiche wieder zur „Normalität“ zurückkehren. Wir standen daher schon früh im engen Austausch mit unseren Ausstellern und haben den Input aus diesen Gesprächen in unsere Überlegungen und Konzepte einfließen lassen. Das AMB Technologieforum ist ein Beispiel dafür, wie wir uns sehr schnell auf die neuen Gegebenheiten und die Bedürfnisse der Aussteller eingestellt und in Rekordzeit ein neues Konzept entwickelt haben. Unser Ziel ist es ganz klar, eine Präsenzveranstaltung mit digitaler Ergänzung umzusetzen und uns so von den vielen rein digitalen Formaten, die aktuell stattfinden, abzugrenzen.

Wodurch hebt sich die Veranstaltung von reinen Online-Konzepten ab?

Mey: Messen sind unerlässlich für Unternehmen, wenn es darum geht, ihre Produkte und Dienstleistungen einem breiten Publikum vorzustellen. Für Besucher bieten Messen einen einzigartigen Erlebnischarakter, der auch im digitalen Zeitalter nicht an Wirkungskraft eingebüßt hat. Denn nichts ersetzt das persönliche Gespräch oder das physische Erleben einer Veranstaltung. Anders, als bei einem reinen Online-Konzept, einem Flyer oder Katalog, können Produkte hier face-to-face präsentiert und fachliche Fragen direkt vor Ort und persönlich beantwortet werden. Das AMB Technologieforum ist daher bewusst als die erste Präsenzveranstaltung in diesem Jahr für die Branche in Stuttgart geplant und wird um passende digitale Formate ergänzt.

Welche Erfahrungen haben Sie bei der Umsetzung des Hygienekonzepts für das AMB Technologieforum gemacht und welche Tipps können Sie Unternehmen geben, die selbst gerne wieder Präsenzveranstaltungen durchführen möchten?

Mey: Die Auflagen bedeuten einen nicht zu unterschätzenden Aufwand sowohl in Richtung Kosten als auch bei der notwendigen Vorlaufzeit. Hier hat die Messe Stuttgart Konzepte entwickelt, die sich auf die unterschiedlichsten Veranstaltungen übertragen und bei Bedarf anpassen lassen. Für Unternehmen ist eine individuelle Betrachtung der örtlichen und räumlichen Gegebenheiten notwendig. Es gilt zu überlegen, welche Zielgruppen möchte ich und woher sollen die potenziellen Teilnehmer kommen (regional, national oder international). Bei der Veranstaltungskonzeption spielen die Präsenz-Begegnungsmöglichkeiten eine wichtige Rolle, d. h. Fragestellungen wie „wo ist Abstand notwendig und wie kann ich diesen umsetzen“ oder „welche Reinigungszyklen sind erforderlich“. Grundsätzlich sollten alle Veranstaltungspläne mit den zuständigen örtlichen Behörden abgestimmt werden.

Welchen Nutzen können sich Besucher des AMB Technologieforums versprechen?

Mey: Das AMB Technologieforum besteht aus drei Säulen: Dazu gehören die Produktvorträge mit der Möglichkeit, Fragen zu stellen, die Produktpräsentationen und -gespräche mit Firmenvertretern an deren Table-Top-Stand und das Matchmaking digital oder persönlich inkl. Terminvereinbarung über die Matchmaking App. Rund 20 AMB-Aussteller wie Ceratizit, Chiron, Emco, Fanuc, Index, Paul Horn, Siemens und weitere namhafte Unternehmen präsentieren in exklusiven Vorträgen und der begleitenden Table-Top-Ausstellung ihre aktuellen Neuheiten und Innovationen. Die Matchmaking Area bietet darüber hinaus die Chance für den persönlichen Austausch und wird um eine Matchmaking-App ergänzt, mit der man sich auf der Veranstaltung verabreden kann.

Wie sind die Themenschwerpunkte gesetzt?

Mey: In den vier Themenslots erfahren die Besucher alles Wissenswerte zu den Neuheiten bei Werkzeugen, bei Werkzeugmaschinen bzw. rund um Werkzeugmaschinen, aber auch in der Automatisierung und Software. In jeweils 20 Minuten geben die Aussteller ein Update und stellen ihr Portfolio vor. An den Table-Tops können dann individuelle Fragestellungen diskutiert und neue Kontakte geknüpft werden.

Bietet das Forum ausreichend Raum für die Anbahnung von Geschäftskontakten?

Mey: Das Forumskonzept bietet umfangreiche Möglichkeiten für die Kontaktanbahnung vor, während und nach dem Event. Neben dem persönlichen Treffen vor Ort in der Matchmaking Area oder an den Table-Tops der Aussteller können vor und nach dem AMB Technologieforum digitale Leads generiert und Kontakte gepflegt bzw. weitergepflegt werden. Unsere Matchmaking App unterstützt Aussteller und Besucher dabei. Die redaktionelle Begleitung durch unseren Medienpartner Konradin ist ebenfalls ein weiterer wichtiger Baustein im Konzept. Schließlich werden hierdurch alle Leser erreicht, die nicht auf dem Technologieforum als Besucher dabei sein können.

Könnte das Technologieforum ein bleibendes Element der AMB werden?

Mey: Bisher ist die Resonanz auf das AMB Technologieforum positiv. Nach der diesjährigen Premiere werden wir evaluieren, wie das Format in Zukunft, bspw. im „Nicht-AMB-Jahr“, stattfinden kann.

Als die Entscheidung zur Absage der AMB in ihrer klassischen Form fiel, war da eher das Ergebnis der Ausstellerbefragung maßgeblich oder die Einsicht, dass die Veranstaltung unter den aktuellen ordnungspolitischen Vorgaben nicht umsetzbar war?

Mey: Mit den aktuellen konjunkturellen Rahmenbedingungen, den eingeschränkten Reisemöglichkeiten sowie allen Auflagen zu Hygiene, Abstandseinhaltung ist eine AMB, wie wir sie kennen, in diesem Jahr nicht realisierbar. Uns war es wichtig, diese wichtige Entscheidung aber nicht alleine oder ausschließlich aus Sicht der Messe Stuttgart zu treffen, sondern im engen und bewusst ergebnisoffenen Dialog mit unseren Partnern und Kunden. Das Vertrauen, das über die langjährige Partnerschaft mit den ideellen Trägern, dem Ausstellerbeirat und mit allen Ausstellern aufgebaut wurde, hat uns entsprechenden Rückenwind gegeben. Die Vorgaben an sich stellen Veranstalter vor eine Herausforderung – aber auch hierfür hatten wir ein Konzept vorbereitet und die Aussteller haben uns zugetraut, dass wir das entsprechend organisiert bekommen.

Welche Rückmeldungen haben Sie seitens der Aussteller bekommen und welche Rückschlüsse ziehen Sie daraus auf die Bedeutung, die die AMB an sich für die Branche besitzt?

Mey: Die AMB hat eine ganz besondere Bedeutung für Aussteller, Besucher und uns. Aber wir nehmen konsequente Kundenorientierung auch dann ernst, wenn es weh tut! Die Aussteller haben sich oft schweren Herzens, aber mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, dass die AMB in diesem Jahr nicht erfolgversprechend sein kann, und es war uns wichtig, schnell Planungssicherheit für alle Akteure zu schaffen. Unsere offene und transparente Kommunikation sowie die Befragung aller angemeldeten Aussteller wurde sehr positiv wahrgenommen.

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