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„Celos wird zur Plattform für digitale Wertschöpfung“

Dr. Holger Rudzio, Geschäftsführer, DMG Mori Software Solutions GmbH
„Celos wird zur Plattform für digitale Wertschöpfung“

Mit der Entwicklung des Steuerungs- und Bediensystems Celos hat DMG Mori bereits 2013 die digitale Revolution eingeläutet. Etliche Tausend Hightech-Maschinen werden seitdem von den Mitarbeitern über aktuell 16 Standard Celos-Apps wie ein Smartphone oder Tablet bedient. Jetzt will der Hersteller das System zur ganzheitlichen Plattform für digitalisierte Fertigung aufbauen. Über Einzelheiten und Ambitionen sprachen wir mit Dr. Holger Rudzio, Geschäftsführer der DMG Mori Software Solutions GmbH aus Pfronten.

mav: Aus der DMG Electronics GmbH ist zwischenzeitlich die DMG Mori Software Solutions GmbH geworden. Ging es lediglich um eine „normale“ Umfirmierung im Rahmen der deutsch-japanischen Kooperation?

Rudzio: Zum einen fügen wir uns mit der neuen Firmierung jetzt auch namentlich in den DMG Mori Konzern ein. Zum anderen kommt darin die immens gewachsene Bedeutung von Software im Werkzeugmaschinenbau zum Ausdruck.
Inwiefern?
Rudzio: Aus der Tradition heraus war die frühere DMG Electronics in erster Linie ein interner Entwicklungspartner für die steuerungs- und software-basierte Technologie-, Verfahrens- und Prozess-Optimierung in den Bereichen Werkzeugmaschinen und Lifecycle Services. Die DMG Mori Technologiezyklen oder die DMG Mori Powertools stehen hier als ebenso repräsentative wie erfolgreiche Beispiele unserer integrativen Zusammenarbeit mit unseren Schwestergesellschaften.
Der immense Erfolg des App-basierten Steuerungs- und Bediensystems Celos und das Einsetzen der Digitalisierungswelle im Zeichen von Industrie 4.0 haben dann zu einer Veränderung der klassischen Rollenverteilung geführt. Insbesondere spielen wir mit unseren zukunftsweisenden Software-Produkten und Dienstleistungen heute eine wesentlich aktivere und teils unmittelbare Rolle in der Zusammenarbeit mit den DMG Mori-Kunden.
Spiegelt sich die „Software-Aufwertung“ auch in den aktuellen Celos-Entwicklungen wider?
Rudzio: Der Herbst markiert eine Zeitenwende für Celos und damit auch für die DMG Mori Software Solutions GmbH. Neben 50 funktionalen Erweiterungen und Verbesserungen bezüglich der aktuell 16 Standard-Apps haben wir zur AMB in Stuttgart erstmals optionale Apps wie den Performance Monitor zur Messung der Key Performance Indikatoren (KPI) oder für sogenannte OEE-Analysen präsentiert. Darüber hinaus öffnen wir mit dem Developer als kreative Entwicklungsumgebung das Celos-Ökosystem nun auch für Drittanbieter. Der Clamp Check sowie der Surface Analyzer sind die ersten beiden Vertreter dieser neuen Generation von Partner-Apps, denen nun sukzessive weitere Innovationen folgen werden.
Wozu dienen die beiden genannten Apps?
Rudzio: Der Clamp Check dient der signifikanten Erhöhung der Maschinensicherheit im Drehbereich auf Grundlage einer drahtlosen In-Prozess-Kontrolle der Spannkräfte. Hingegen ermittelt der für Medical und Aerospace zertifizierte Surface Analyzer während des Prozesses die Oberflächenqualität des Bauteils.
Der Hype um Industrie 4.0 deckt sich mittlerweile kaum noch mit den zurückhaltenden Reaktionen speziell im Mittelstand. Bremst das Ihre Erwartungen und Ambitionen?
Rudzio: Das Problem in den weltweit mit großer Intensität geführten Diskussionen ist, dass es keine einheitliche Definition für Industrie 4.0 gibt. Daraus resultieren beinah zwangsläufig Irritationen, die sich wiederum in einer Unsicherheit in den Märkten widerspiegelt. Hinzu kommt, dass es noch keine wirklich durchgängigen Erfolgsbeispiele gibt. Deshalb gefallen mir Begriffe wie Digitalisierung oder digitale Transformation weitaus besser. Denn genau darum geht es. Es geht für uns und unsere Kunden darum, den digitalen Wandel mit einem hohen Grad an Kundenorientierung und Individualität aktiv und erfolgreich zu gestalten. Und genau das hat für DMG Mori oberste Priorität.
Also Ernüchterung nach dem Hype?
Rudzio: Es gibt keinen Grund zur Ernüchterung. Aber es gibt viele Gründe für eine nüchterne Betrachtung der Ausgangslage. Fakt ist: Die digitale Transformation wird dynamisch weitergehen und revolutionäre Auswirkungen darauf haben, wie und wo Produkte in Zukunft hergestellt und produziert werden. Eben deshalb gilt ein besonderer Fokus der Innovationsstrategie von DMG Mori der Digitalisierung und den Herausforderungen, die dadurch an uns und unsere Kunden gestellt werden. Fakt ist aber auch: Die Digitalisierung funktioniert nicht von heute auf morgen, sondern bedarf vielmehr einer eingehenden Analyse der Ausgangssituation und einer sowohl zielgerichteten und konsequenten wie auch an den Möglichkeiten jedes einzelnen Unternehmens orientierten Evolution.
Sie plädieren also für eine Strategie der kleinen Schritte?
Rudzio: Ich plädiere für eine Strategie der richtigen Schritte. Was nutzt eine mit großem (auch finanziellen) Aufwand digitalisierte Prozesskette, wenn sich der Mehrwert aufgrund bislang nicht erfasster Stammdaten kaum erschließen lässt? Und was nutzen die besten Daten, wenn sie zwar aufgenommen, aber nicht zielorientiert erfasst, analysiert und adäquat ausgewertet werden können?
Was sind aus Ihrer Sicht die richtigen Schritte?
Rudzio: Mit seiner App-Funktionalität revolutioniert Celos schon jetzt die Interaktion zwischen Mensch und Maschine und unterstützt den Bediener bei der Optimierung von Arbeitsabläufen und Bearbeitungsprozessen. Im Zusammenspiel mit den exklusiven DMG Mori Technologiezyklen sind damit an der Maschine bereits heute Bearbeitungslösungen mit einzigartiger lokaler Intelligenz möglich. Diese Intelligenz an der Maschine gilt es nun quasi „buttom-up“ mit übergeordneten Systemen integrativ zu verbinden, um daraus einen Mehrwert für den Kunden zu generieren.
Wie sieht das konkret aus?
Rudzio: Ein exzellentes Beispiel ist unser Condition Analyzer. In Verbindung mit unserem I4.0-Sensorpaket erhält der Anwender einerseits ein perfektes Softwaretool zum Monitoring von Maschinenzustand und Bearbeitungsprozess, mit dem er direkt an der Maschinensteuerung oder extern über unseren Celos PC zeitnahe Leistungs- sowie Zustandsanalysen vornehmen kann. Anderseits können die sensorisch erfassten und lokal aufbereiteten Daten im zweiten Schritt an eine Cloud-Plattform weitergeleitet werden, um dort über eine auf Algorithmen basierende Langzeitauswertung entscheidendes Wissen für eine zuverlässige Predictive Maintenance-Lösung ableiten zu können. Damit sparen wir dem Kunden Wartungskosten und helfen, ungeplante Stillstände weitestgehend zu vermeiden.
Eine bedeutende Rolle in digitalen Visionen spielt auch die Automation. Wie beurteilt DMG Mori diesen Diskussionspunkt?
Rudzio: Automation ist aus verschiedenen Blickwinkeln der Schlüssel zum Erfolg einer Digitalisierungsstrategie. Denn um die zunehmende Komplexität einer digitalisierten Produktionswelt transparent und beherrschbar zu halten, muss in letzter Konsequenz alles automatisiert werden: Daten- und Informationsflüsse ebenso wie der Materialfluss im Unternehmen, Maschinen und Handlingarbeiten in der Werkstatt ebenso wie datenbasierte Optimierungsstrategien für Produktionsabläufe und Bearbeitungsprozesse.
Wird DMG Mori als Werkzeugmaschinenhersteller die sich daraus ableitenden Anforderungen seiner Kunden adäquat erfüllen können?
Rudzio: Eindeutig: Ja. Dabei möchte ich betonen: Die Werkzeugmaschine war, ist und bleibt das entscheidende Element der Materialbearbeitung – wenn sie steht, geht nichts mehr. DMG Mori ist damit von Natur aus Ansprechpartner Nummer 1, wenn es um Digitalisierung in der Zerspanung geht. Aus dieser Verantwortung heraus haben wir drei grundlegende Handlungsfelder definiert: Erstens die nachhaltige Verbesserung der Leistungsfähigkeit, Qualität und Zuverlässigkeit von Maschinen, Komponenten, Automationslösungen und LifeCycle Services. Zweitens die Software-gestützte und datenbasierte Optimierung von Abläufen und Prozessen an und in der Maschine mit Celos-Apps, exklusiven Technologiezyklen und Powertools. Und drittens den Ausbau von Celos zur integrativen Digitalisierungs-Plattform mit durchgängiger Interaktionsfähigkeit zu übergeordneten Systemen von der Fertigungssteuerung über die Unternehmensplanung bis in die Cloud. Auf diesen Säulen wird DMG Mori seine Kunden auch in Zukunft ganzheitlich auf dem Weg der digitalen Transformation begleiten.
Wie definieren Sie ganzheitlich?
Rudzio: Ganzheitlich heißt, dass wir für alle anstehenden Fragen und Aufgaben im Rahmen der „digitalisierten Fertigung“ ein Lösungsanbieter unserer Kunden sein werden. Natürlich setzen wir hierzu auch auf Entwicklungspartnerschaften mit Unternehmen aus den Reihen unserer Lieferanten, wie wir es im vergangenen Jahr im Rahmen des Innovationsprojektes „Werkzeugmaschine 4.0“ mit INA Schaeffler getan haben oder wie es die jüngste Offensive im Bereich der Celos Partner Apps zeigt. Und natürlich werden wir im Bedarfsfall mit spezialisierten Unternehmen beispielsweise in Cloud-Fragen zusammenarbeiten, etwa im Bereich „Predictive Maintenance“. Gerade diese digitale Problemlösungskompetenz und die damit einhergehenden kooperativen und koordinativen Aspekte bilden einen wichtigen Schwerpunkt im Aufgabenspektrum der neuen DMG Mori Software Solutions GmbH. ■
DMG Mori Software Solutions GmbHhttp://de.dmgmori.com
„Die digitale Transformation wird dynamisch weitergehen und revolutionäre Auswirkungen darauf haben, wie und wo Produkte in Zukunft hergestellt und produziert werden.“
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